Papst mahnt bei Innovationskonferenz

"Technik nicht über menschliches Wohl stellen"

Papst Franziskus hat dazu gemahnt, technische und wirtschaftliche Fortschritte nicht über das Wohl der Menschen zu stellen. Heute stünden oft "nicht mehr der Mensch, sondern seine Produkte" im Zentrum, sagte er in einer Videobotschaft.

Papst Franziskus / © Evandro Inetti (dpa)
Papst Franziskus / © Evandro Inetti ( dpa )

Diese wurde in der Nacht auf Mittwoch (MEZ) bei der Innovationskonferenz TED (Technology Entertainment and Design) in Vancouver ausgestrahlt. Franziskus skizzierte die Vision einer mit technischem und wissenschaftlichem Fortschritt ebenso voranschreitenden sozialen Gleichheit und gesellschaftlichen Inklusion. Zukunft könne nur gemeinsam gestaltet werden, ohne irgendjemanden auszuschließen, so der Papst.

Es war das erste Mal, das sich ein Papst bei der internationalen Konferenz per Videobotschaft äußerte. Die TED 2017 findet noch bis Donnerstag unter dem Motto "The Future You" statt.

"Gute Vorsätze reichen nicht aus"

"Um sich für das Gute einzusetzen, braucht es Erinnerung, Mut und auch Kreativität" sagte Franziskus weiter. Gute Vorsätze allein reichten nicht, man müsse sich immer konkret um die Mitmenschen kümmern. Der Papst rief in seiner Botschaft auch alle Mächtigen zu Demut auf - "andernfalls ruiniert dich die Macht und du wirst die anderen ruinieren". Egoismus erteilte er eine Absage und forderte eine "Revolution der Zärtlichkeit", Solidarität und Demut.

Zugleich betonte Franziskus, dass die Zukunft der Menschen nicht allein von den Mächtigen abhänge, auch wenn Politiker und Großunternehmen eine bedeutende Verantwortung trügen. Er forderte jeden selbst zum Handeln auf: "Es reicht ein Mensch, damit es Hoffnung gibt, und dieser Mensch kannst du sein." In der "Nacht der Konflikte" könne jeder einzelne Mensch eine Kerze sein und daran erinnern, dass Licht Schatten besiege. Wenn sich dann mehrere Menschen vereinten, beginne eine Revolution, so Franziskus.

Sensibel für das Elend von Migranten

Papst Franziskus ist nach eigener Aussage besonders sensibel für das Elend von Migranten, weil er selbst Kind eines Auswanderers ist. "Ich selbst wurde in eine Familie von Migranten geboren: Mein Vater, meine Großeltern hatten sich, wie viele andere Italiener, nach Argentinien aufgemacht und begegneten dem Schicksal derer, die nichts hatten", sagte er in der Videobotschaft weiter.

Wenn er heute Migranten treffe, die unsagbares Elend erlebten, frage er sich daher oft, warum es sie getroffen habe und nicht ihn. "Ich hätte leicht bei den heutigen ausrangierten Menschen enden können", so Franziskus. In seiner Botschaft für eine Konferenz über Innovation in Vancouver rief er dazu auf, über den technischen und wirtschaftlichen Fortschritt nicht die Brüderlichkeit zu vergessen.

Der Vater des heutigen Papstes wanderte 1929 mit seinen Eltern von einem Dorf im norditalienischen Piemont nach Buenos Aires aus. Auch die Familie von Franziskus' Mutter stammt aus Italien.


Quelle:
KNA