Kreuzweg am Kolosseum

Papst beklagt Elend von Kindern

Papst Franziskus hat am Abend des Karfreitags am Kolosseum in Rom den Kreuzweg gebetet. In seiner Ansprache am Ende der feierlichen Prozession im Fackelschein am römischen Amphitheater beklagte er das Elend von Flüchtlingen und Kindern weltweit.

Papst Franziskus beim Kreuzweg / © Cristian Gennari (KNA)
Papst Franziskus beim Kreuzweg / © Cristian Gennari ( KNA )

In seinem Abschlussgebet bezeichnete es Franziskus als "Schande", dass täglich das "unschuldige Blut" von Frauen, Kindern und Migranten vergossen werde. Ebenso beklagte er die Verfolgung von Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ihrer ethnischen oder sozialen Zugehörigkeit oder ihres Glaubens.

Der Papst verurteilte auch die Skandale in der katholischen Kirche.
"Schande für all die Male, die wir Bischöfe, Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen deinen Körper, die Kirche, schockiert und verletzt haben", sagte der Papst. Er hatte die Meditationen und Gebete schweigend von einer Anhöhe aus verfolgt.

Gläubige aus vielen Ländern

Gläubige aus Ägypten, Portugal, Kolumbien und anderen Ländern trugen ein schlichtes Holzkreuz aus dem Inneren des Kolosseums auf den Palatin-Hügel hinauf. An 14 Stationen wurden biblische Szenen der Leidensgeschichte Jesu, Meditationen und Gebete vorgetragen.

Die Sicherheitsvorkehrungen waren hoch. Bereits am Vormittag hatte die italienische Polizei das Gelände weiträumig abgesperrt. Besucher mussten Sicherheitsschleusen passieren.

"Fülle der Barmherzigkeit"

Weiter sagte der Papst, Christen dürften darauf hoffen, dass Gott sie nicht behandele, "wie wir es verdienen, sondern nach der Fülle deiner Barmherzigkeit". Gottes mütterliches und väterliches Herz vergesse den Menschen nie, so Franziskus.

Die Texte zu den 14 Stationen erinnerten in diesem Jahr unter anderem an das Schicksal von Flüchtlingen und die Opfer von Krieg und Gewalt. Das Kolosseum ist Gedenkstätte für die Märtyrer des frühen Christentums, die wegen ihres Glaubens getötet wurden.

Eine Premiere

Verfasserin der Meditationen war in diesem Jahr erstmals eine Frau, die weder einem Orden noch einer geistlichen Gemeinschaft angehört:
die französische Theologin Anne-Marie Pelletier, die in Paris Bibelwissenschaft lehrt. 2014 wurde sie als erste Frau mit dem Preis der Vatikan-Stiftung "Joseph Ratzinger - Benedikt XVI." ausgezeichnet. Ihre Meditationen stehen unter dem Titel "Die Liebe Gottes erreicht im Kreuz ihr volles Maß".

Pelletier zitiert unter anderem aus dem Tagebuch der in Auschwitz ermordeten jüdischen niederländischen Lehrerin Etty Hillesum (1914-1943), aus den Berichten des Trappistenmönchs Jean-Pierre, des einzigen Überlebenden des Massakers an den Mönchen des algerischen Klosters Tibherine, sowie aus Texten des deutschen evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), der von den Nazis ermordet wurde.


Quelle:
epd