Warum Papst Franziskus beim Carpi-Besuch nicht nur der Erdbebenopfer gedenkt

Venezuela, Paraguay, Kongo und Kolumbien im Blick

Papst Franziskus ist derzeit im norditalienischen Bistums Carpi zu Besuch um der Erdbebenopfer von 2012 zu gedenken. Aber er äußert sich auch zur Lage in Venezuela und anderen Ländern, in denen es gerade unruhig ist. Und auch aktuelle Opfer einer Naturkatastrophe liegen im am Herzen.

Papst Franziskus kommt am 02.04.2017 in Carpi (Italien) zu einem Gottesdienst und winkt den Gläubigen. / © Antonio Calanni (dpa)
Papst Franziskus kommt am 02.04.2017 in Carpi (Italien) zu einem Gottesdienst und winkt den Gläubigen. / © Antonio Calanni ( dpa )

Der Dom von Mirandola ist noch beschädigt. Hier will Papst Franziskus am Nachmittag zu den Erdbebenopfern und zum Gedenken an die Toten einen Blumenkranz niederlegen. Das ging im Vorfeld aus dem Programm hervor.

Zum Auftakt seines Pastoralbesuchs mahnte der Papst zur Besonnenheit angesichts der Spannungen in Venezuela und Paraguay. Er verfolge die Entwicklungen aufmerksam und bete für die Bevölkerung, die ihm sehr am Herzen liege. Alle rief er zu Gewaltverzicht und zu Bemühungen um politische Lösungen auf.

In Venezuela gilt weiterhin der Ausnahmezustand. Am Wochenende demonstrierten in der Hauptstadt Tausende gegen Präsident Nicolas Maduro. Die verfügte Entmachtung des Parlaments war vom Obersten Gericht am Samstag zurückgenommen worden. Die Außenminister Brasiliens, Argentiniens, Paraguays und Uruguays verlangten die Achtung der Gewaltenteilung in Venezuela. Die katholische Kirche in Venezuela protestierte ebenfalls gegen die Entmachtung des Parlaments.

Paraguay : Unruhen am Wochenende

Auch in Paraguay war es am Wochenende zu Unruhen gekommen. Im Streit um eine Verfassungsreform, die eine Wiederwahl von Präsident Horacio Cartes ermöglichen soll, hatten Demonstranten in der Hauptstadt Asuncion den Kongress gestürmt und Feuer gelegt. Es gab zahlreiche Verletzte.

Franziskus will Anfang September nach Kolumbien reisen. Nach bisherigen Planungen wird der Papst die Hauptstadt Bogota sowie Villavicencio, Medellin und Cartagena besuchen. Das Kirchenoberhaupt hatte die Visite für den Fall zugesagt, dass der Friedensprozess zwischen der Regierung und der FARC-Guerilla zu einem positiven Abschluss käme. Ein entsprechender Friedensvertrag wurde am 30. November vom Parlament angenommen.

Papst besorgt über Unruhen im Kongo

Zudem hat sich Papst Franziskus besorgt über Unruhen in der kongolesischen Provinz Kasai geäußert. Von den bewaffneten Zusammenstößen seien auch kirchliche Mitarbeiter und katholische Einrichtungen, Kirchen, Krankenhäuser und Schulen betroffen, sagte er. Franziskus rief zum Gebet dafür auf, "dass die Herzen der Urheber solcher Verbrechen nicht Sklaven des Hasses und der Gewalt bleiben".

Seit dem vergangenen Jahr kommt es in der Provinz Kasai im südwestlichen Zentrum des Kongo verstärkt zu Gewalt. Vergangene Woche waren die Leichen zweier UN-Ermittler und ihres einheimischen Dolmetschers entdeckt worden, die seit Mitte März als vermisst galten. Die UN-Mitarbeiter, ein US-Mitarbeiter und eine Schwedin, sollten Menschenrechtsverletzungen in Kasai untersuchen.

Bei Gefechten der Miliz Kamwina Nsapu mit Regierungstruppen kamen in der Region zwischen August 2016 und Mitte Januar nach Schätzungen von Hilfsorganisationen mehr als 600 Menschen ums Leben, rund 216.000 Menschen wurden von der Gewalt in die Flucht getrieben.

Papst betet für Opfer der Schlammlawine in Kolumbien

Während des Gedenkens der Erbebenopfer aus dem Jahr 2012 in Carpi, gedachte Papst Franziskus auch den aktuellen Opfern einer Naturkatastrophe. Er hat sich bestürzt über die Unwetterkatastrophe in Kolumbien geäußert. Er bete für die Opfer und sei allen Betroffenen nahe, sagte er in einer spontanen Einlassung am Ende einer Messe in Carpi. Allen Rettungskräften und Helfern dankte er für ihren Einsatz.

Heftige Unwetter in der Provinz Putumayo im Südwesten des Landes hatten in der Stadt Mocoa eine Schlammlawine ausgelöst, die ganze Wohnviertel wegriss. Nach Angaben des Roten Kreuzes kamen mehr als 250 Menschen ums Leben, Hunderte sind verletzt oder werden vermisst.

Das Programm in Carpi

Zum Auftakt seines Pastoralbesuchs feierte der Papst morgens eine Messe in Carpi, anschließend sprach er das Angelus-Gebet und segnet die Grundsteine für drei neue diözesane Bauten. Zu Mittag hat Franziskus im Bischofsseminar mit Bischöfen, Seminaristen und älteren Priestern gegessen. Bevor es weiter nach Mirandola geht, trifft er Diözesanpriester, Seminaristen und Ordensleute in der Kapelle des Seminars. Auch bei dieser Begegnung ist eine Ansprache geplant.

Die 70.000-Einwohner-Stadt Carpi liegt in der Region Emilia Romagna. Es handelt sich um die dritte bislang bekannte inneritalienische Reise des Papstes in diesem Jahr. Vor Carpi besucht Franziskus am 25. März die Nordmetropole Mailand; am 27. Mai dann die Hafenstadt Genua.


Quelle:
KNA