Papst beim Angelusgebet in Rom

Schluss mit Formalismus

Beim Angelusgebet in Rom hat Papst Franziskus die Christen aufgerufen, ihren Glauben überzeugt zu leben und nicht nur eine Fassade zu zeigen. Er mahnte, "Christen mit Substanz" zu sein und erklärte, worauf es dabei ankomme.

Angelus mit Papst Franziskus / © Giuseppe Lami (dpa)
Angelus mit Papst Franziskus / © Giuseppe Lami ( dpa )

Nicht "Fassaden-Christen" sein, sondern "Christen mit Substanz": Dazu hat Papst Franziskus an diesem Sonntag aufgerufen. Beim Angelusgebet am Petersplatz in Rom sprach er über einen Auszug aus der Bergpredigt Jesu. Der Herr habe seinen Zuhörern "helfen wollen, das mosaische Gesetz in neuem Licht zu sehen".

"War denn das, was im Alten Bund gesagt worden war, wahr? Ja, es war wahr, aber es war nicht alles: Jesus ist gekommen, um das Gesetz Gottes zu erfüllen und definitiv zu verkünden, bis zum letzten Jota. Er legt seine ursprünglichen Absichten frei und erfüllt die authentischen Aspekte – durch seine Predigt und mehr noch durch seine Selbsthingabe am Kreuz."

Jesus ist gegen Formalismus

Ob Jesus das Gesetz des Mose bestätigt oder aufhebt war vor zehn Jahren schon der Ausgangspunkt des ersten Jesus-Buches des  Altpapstes Benedikt XVI. gewesen. 

Franziskus befand an diesem Sonntag, dass Jesus in der Bergpredigt auf "die Substanz der Gebote" gezielt habe, "um das Risiko des Formalismus zu vermeiden". Er warnte: "Der Formalismus: 'das darf ich, dies darf ich nicht... Bis hierhin kann ich, bis dorthin nicht…' Nein: mehr!" Jesus erwarte mehr. Von seinen Jüngern erwarte er eine Gerechtigkeit, die "weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer".  

Es geht um Mord, Ehebruch und um das Schwören

"Im einzelnen untersucht Jesus im heutigen Evangelium drei Aspekte, drei Gebote: den Mord, den Ehebruch und das Schwören. Zum Gebot 'Du sollst nicht töten' bemerkt er, dass es da nicht nur um den tatsächlichen Mord gehe, sondern um jedwedes Benehmen, das die Würde des Menschen verletzt, darunter auch beleidigende Worte", so der Papst wörtlich.

Natürlich seien solche beleidigende Worte nicht so schlimm und schuldvoll wie ein Mord - aber schon eine Beleidgung liegt aus Franziskus Sicht auf derselben Linie: Sie sei eine Voraussetzung für den Mord, und lege böses Wollen an den tag.

Papst: Bitte nicht beleidigen!

Jesus lade uns nicht dazu ein, eine Liste anzulegen, wie schlimm genau welche Beleidigung sei, sondern sie alle als schädlich anzusehen. Denn jede Beleidigung sei Unrecht gegenüber unserem Nächsten. Franziskus stellte auf die Gewohnheit der Menschen ab und beklagte: "Wie sehr sind wir doch daran gewöhnt, andere zu beleidigen! Fast so sehr wie ans Guten-Tag-Sagen! Und das liegt auf derselben Linie mit Mord... Bitte, nicht beleidigen! Wir gewinnen nichts dadurch."

Auf ähnliche Weise legte Franziskus auch aus, was Jesus in der Bergpredigt über das Schwören und über den Ehebruch sagt. "Mit Ehebruch verhält es sich wie mit Diebstahl, Korruption und anderen Sünden: Sie entstehen in unserem Herzen. Sobald sich erst mal unser Herz auf die falsche Wahl eingelassen hat, werden sie dann konkret umgesetzt. Jesus sagt: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen, ist auf dem Weg zum Ehebruch. Denken wir ein bisschen darüber nach: über die schlechten Gedanken, die auf dieser Linie liegen."


Quelle:
rv