Papst würdigt ökumenisches Reformationsgedenken

"Aufmerksam voneinander lernen"

Zum Abschluss der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen hat Papst Franziskus das gemeinsame Reformationsgedenken gewürdigt. Er rief dazu auf, nicht nur auf das gegenseitig angetane Unrecht der Vergangenheit zu schauen.

Papst Franziskus feiert eine ökumenische Vesper / © Cristian Gennari (KNA)
Papst Franziskus feiert eine ökumenische Vesper / © Cristian Gennari ( KNA )

Dass Katholiken und Lutheraner heute gemeinsam an ein Ereignis erinnern könnten, "das die Christen getrennt hat, und dass sie dies hoffnungsvoll tun, indem sie den Schwerpunkt auf Jesus und sein Werk der Versöhnung setzen, ist ein bemerkenswertes Ziel", sagte er beim traditionellen ökumenischen Abendgebet in Sankt Paul vor den Mauern am Mittwochabend in Rom.

Am 31. Oktober vergangenen Jahres hatte der Papst im schwedischen Lund gemeinsam mit Spitzenvertretern des Lutherischen Weltbundes der Reformation vor 500 Jahren gedacht.

Vergangenheit hinter sich lassen

Zurückzublicken sei zwar hilfreich und notwendig, um das Gedächtnis zu reinigen, erklärte der Papst in seiner Predigt. "Aber sich auf die Vergangenheit zu versteifen, indem man sich dabei aufhält, an erlittenes und verübtes Unrecht zu denken und nach rein menschlichen Kriterien zu urteilen, kann lähmend sein und verhindern, dass man in der Gegenwart lebt". Das Evangelium verlange, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, um Jesus heute zu folgen.

Die Einheit der Christen koste Opfer, betonte der Papst. Die christlichen Konfessionen dürften sich nicht auf Programme und Berechnungen stützen, den eigenen Vorteil suchen oder vorübergehenden Moden vertrauen. Eine echte Versöhnung zwischen den Christen sei nur möglich, wenn die christlichen Konfessionen lernten, "gegenseitig die Gaben des anderen anzuerkennen, und fähig sind, demütig und aufmerksam voneinander zu lernen", so Franziskus. Sie dürften nicht erwarten, dass zuerst die anderen von ihnen etwas lernten.

Weltgebetswoche für die Einheit der Christen

Die diesjährige Weltgebetswoche für die Einheit der Christen, die am vergangenen Mittwoch begonnen hatte, stand im Zeichen des ökumenischen Reformationsgedenkens. Ihr Motto lautete "Versöhnung - die Liebe Christi drängt uns".

Musikalisch wurde das Abendgebet in Rom vom Päpstlichen Chor der Sixtinischen Kapelle und dem Anglikanischen Chor von Westminster Abbey gestaltet. Das ökumenische Abendgebet mit dem Papst findet traditionell am Fest Pauli Bekehrung statt, das die katholische Kirche am 25. Januar begeht.

 


Quelle:
KNA