Kerry und Lawrow führen getrennte Gespräche im Vatikan

Der eine beim Papst, der andere beim Kardinalstaatssekretär

Der russische Außenminister Sergej Lawrow und sein US-Amtskollege John Kerry sind im Vatikan zu Gesprächen empfangen worden. Während Kerry den Papst konsultierte, sprach Lawrow mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.

Papst Franziskus empfängt US-Außenminister John Kerry / © Osservatore Romano (KNA)
Papst Franziskus empfängt US-Außenminister John Kerry / © Osservatore Romano ( KNA )

Im Anschluss führte Kerry auch eine Unterredung mit Parolin. Mit Papst Franziskushat Kerry über seine Vision von der "Welt für die kommende Generation" gesprochen. Kerry twitterte nach der Begegnung, er fühle sich !inspiriert" von den Worten des Papstes zu Klimawandel und Flüchtlingen. Kerry und Lawrow nehmen in Rom am Mediterranean Dialogues Forum teil, einer Konferenz zu Sicherheit und Migration im Mittelmeerraum und im Nahen Osten. Am Rande des Forums, das vom italienischen Außenministerium organisiert wird, war laut italienischen Medien auch ein persönliches Zusammentreffen der beiden Politiker geplant.

Friedensbemühungen erörtern

Wie das US-Außenministerium mitteilte, wollte Kerry im Vatikan internationale Fragen und Friedensbemühungen erörtern, unter anderem die humanitäre Krise in Syrien sowie die Lage in der Ukraine und in Venezuela. Die Vereinigten Staaten schätzten den Einsatz des Papstes und des Heiligen Stuhls zugunsten der Migranten und für Maßnahmen gegen den Klimawandel, weiter auch zum Schutz religiöser und ethnischer Minderheiten in Konfliktgebieten und für friedliche Konfliktlösungen weltweit, hieß es.

Bereits am Donnerstag hatte Kardinalstaatssekretär Parolin im Vatikan den britischen Außenminister Boris Johnson empfangen. Er nimmt ebenfalls am Mediterranean Dialogues Forum teil.

Uruguays Präsident und Papst erörtern politische Lage

Und noch einen weiteren Politiker hatte der Papst am Freitag zu Gast: Uruguays Präsident Tabare Vazquez ist von Franziskus in Privataudienz empfangen worden. Während der rund 40-minütigen Unterredung ging es nach Vatikanangaben unter anderem um politische Entwicklungen in Uruguay und Lateinamerika, ferner auch um Fragen der Menschenrechte und des sozialen Friedens.

Zu einer Freigabe von Kirchendokumenten aus der Zeit der Militärdiktatur, wie sie von Vazquez gewünscht wird, teilte das Presseamt des Heiligen Stuhls nichts mit; auch nicht zu einer erwarteten Papstreise nach Uruguay.

Vazquez hatte zu Wochenbeginn laut lateinamerikanischen Medien angekündigt, er wolle Franziskus um die Freigabe von Archivmaterial bitten, das eine historische Aufarbeitung der Militärdiktatur (1973-1985) voranbringen könnte. 2015 hatte Vazquez eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit ans Licht bringen soll. Die katholische Kirche in Uruguay steht hinter der Aufklärungsarbeit.

Der argentinische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Mariano Fernandez, sagte im September der argentinischen Nachrichtenagentur Telam, der Papst habe ihm gegenüber von einer baldigen Reise nach Argentinien, Uruguay und Chile gesprochen. Einen exakten Termin gebe es allerdings noch nicht.

Als Geschenk überreichte Papst Franziskus Uruguays Präsidenten seine Schreiben "Evangelii gaudium" (2013), "Laudato si" (2015) und "Amoris laetitia" (2016). Der 76-jährige Vazquez brachte aus seinem Heimatland eine sogenannte Druse mit, eine aufgeschnittene hohle Steinkugel, die im Innern mit Kristallen ausgekleidet ist.


Sergej Lawrow / © Sebastian Gollnow (dpa)
Sergej Lawrow / © Sebastian Gollnow ( dpa )

Papst Franziskus empfängt Uruguays Präsidenten Tabare Vazquez (z.v.l.) / © Tony Gentile/Pool (dpa)
Papst Franziskus empfängt Uruguays Präsidenten Tabare Vazquez (z.v.l.) / © Tony Gentile/Pool ( dpa )
Quelle:
KNA