Papst schließt Deutschlandbesuch für 2017 nicht aus

Kommt er oder kommt er nicht?

Inzwischen ist es üblich, dass sich Papst Franziskus auf den Rückflügen seiner Reisen den Fragen mitreisender Journalisten stellt - so auch nach seinem Besuch in Schweden. Diesmal wieder im Fokus: Ein möglicher Deutschlandbesuch.

Papst Franziskus auf dem Rückflug / © Ettore Ferrari (dpa)
Papst Franziskus auf dem Rückflug / © Ettore Ferrari ( dpa )

Papst Franziskus schließt eine Deutschlandreise anlässlich des 500. Reformationsjubiläums im nächsten Jahr nicht aus. Fast sicher sei in seiner Reiseplanung bislang nur, dass er Indien und Bangladesch besuchen werde, sagte er am Dienstag auf dem Rückflug von seiner zweitägigen Schwedenreise vor Journalisten. Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hatte vor dem Beginn der Papstreise zum Auftakt der Jubiläumsfeiern in Schweden von einem möglichen Papstbesuch in Deutschland zum Abschluss des Festjahres gesprochen.

Die evangelische Kirche feiert bis Oktober nächsten Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.

Zum Start des Jubiläumsjahres am Montag hatte Franziskus in einer bislang einmaligen Geste für einen Papst mit Vertretern des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Lund einen gemeinsamen Gottesdienst gefeiert. In der südschwedischen Stadt war der LWB 1947 gegründet worden. Für 2017 liegt im Vatikan eine Einladung des Papstes nach Deutschland vor. Angesichts der Visite zu den Lutheranern am diesjährigen Reformationstag galt ein Besuch des Pontifex im Ursprungsland der Reformation für das nächste Jahr bislang als unwahrscheinlich.

Papst Benedikt XVI. hatte im Jahr 2011 seine deutsche Heimat bereist. Der Argentinier Franziskus war noch nicht zu Besuch, seitdem er 2013 zum Papst gewählt worden war.

Für besonnene Aufnahme von Flüchtlingen

Auf dem Rückflug nach Rom äußerte Franziskus auch Verständnis, dass einzelne Länder die Aufnahme von Flüchtlingen begrenzen. Es sei zwar "unmenschlich, die Tore zu schließen". Zu viele Menschen könnten einzelne Staaten jedoch überfordern, warnte das Kirchenoberhaupt. Jedes Land müsse nach den eigenen Möglichkeiten zur Aufnahme bereit sein, denn es gelte, umgehend für Unterbringung, Schulen und Integration zu sorgen. Andernfalls könnten Ghettos entstehen.

Angesichts wachsender Ablehnung gegenüber Flüchtlingen betonte Franziskus jedoch zugleich: "Wir dürfen keine Angst haben." Europa sei aus einer kontinuierlichen Integration von Kulturen entstanden.

Absage an Priesterweihe für Frauen

Einer Priesterweihe für Frauen in der katholischen Kirche hat der Papst erneut eine Absage erteilt. Zum Thema Frauenordination sei das letzte Wort von seinem Vorgänger Johannes Paul II. klar gesprochen worden, sagte Franziskus den mitreisenden Journalisten. "Und dabei bleibt es."

Franziskus bezog sich damit auf das päpstliche Schreiben "Ordinatio Sacerdotalis" von 1994, in dem Johannes Paul II. (1978-2005) die Priesterweihe von Frauen in der katholischen Kirche ausschloss. Der Papst aus Polen begründete dies damit, dass Jesus nur Männer zu Aposteln berufen habe, sowie mit der kirchlichen Tradition.

Beim ökumenischen Reformationsgedenken in Lund hatte Papst Franziskus auch die Erzbischöfin der lutherischen Kirche Schwedens, Antje Jackelen, getroffen und herzlich umarmt. Zudem hatte er sie vor der Reise in einem Interview gewürdigt. Eine schwedische Reporterin wollte von Franziskus wissen, ob es realistisch sei, in den nächsten Jahrzehnten auch in der katholischen Kirche an Frauen im Bischofsamt zu denken.

Zugleich bekräftigte der Papst eimal mehr, dass Frauen in der katholischen Kirche eine wichtige Rolle spielten. "Wer ist wichtiger an Pfingsten, die Apostel oder Maria? Maria! Die Kirche ist weiblich. Es heißt die Kirche", betonte der Papst. Zudem könnten Frauen viele Dinge besser als Männer. Die Schwedinnen lobte er als besonders starke Frauen.

Papst verteidigt Audienz für Venezuelas Präsident

Die Audienz für Venezuelas Staatspräsidenten Nicolas Maduro hat der Papst auf seinem Rückflug aus Schweden verteidigt. "Wenn ein Präsident darum bittet, empfange ich ihn", sagte Franziskus. Die Opposition in Venezuela hatte das Treffen in der vergangenen Woche kritisiert; Franziskus treffe sich mit dem "Unterdrücker statt mit den Unterdrückten".

Maduro habe bereits vor einiger Zeit um das Gespräch gebeten, sei aber dann aus gesundheitlichen Gründen verhindert gewesen, berichtete Franziskus. "Wir haben uns 30 Minuten lang unterhalten. Ich habe ihm einige Fragen gestellt und mir seine Meinung angehört." Es sei stets gut, alle Meinungen zu hören. Zugleich bekräftigte Franziskus, Dialog sei die einzige Lösung für das südamerikanische Land. Der Vatikan ist als Vermittler in der politischen Krise zwischen Maduro und der Opposition aktiv.

Der Papst sagte weiter: "Ich setze mich mit ganzem Herzen für den Dialog ein. Man muss diesen Weg weitergehen." Er wisse aber nicht, wie es enden werde; "es ist sehr komplex".

Einen Tag nach dem Beginn der vom Vatikan vermittelten Gespräche zwischen Regierung und Opposition wurden unterdessen in Venezuela fünf politische Gefangene freigelassen. Es handelt sich laut venezolanischen Medienberichten (Dienstag) um dem Oppositionsbündnis "Tisch der Einheit" (MUD) nahestehende Politiker. Die oppositionsnahe Tageszeitung "El nuevo Herald" aus Miami will erfahren haben, dass Staatspräsident Nicolas Maduro bereit sei, in den Verhandlungen mit der Opposition Neuwahlen für Ende 2017 vorzuschlagen.

Maduro empfing am Montagnachmittag (Ortszeit) den Sondergesandten des Papstes, Erzbischof Claudio Maria Celli, sowie den päpstlichen Nuntius Erzbischof Aldo Giordano. "Papst Franziskus verfolgt sehr genau die komplexe Situation des Landes, und sein Wunsch ist es, dass der nationale Dialog positive Resultate zum Wahl aller Bürger bringe", zitiert das regierungskritische Portal "TalCual" Celli.


Quelle:
KNA , epd