Papst lobt Aserbaidschan als Modell für kulturelle Vielfalt

Gesellschaft des Multikulturalismus

Auf seiner zweiten Station der Kaukasus-Reise hat Papst Franziskus in Aserbaidschan bei einem Treffen mit Politikern und Diplomaten das Land als Modell für ein Zusammenleben der Kulturen gelobt. Am Abend reist er wieder nach Rom.

Flaggen des Vatikan und von Aserbaidschan / © Luca Zennaro (dpa)
Flaggen des Vatikan und von Aserbaidschan / © Luca Zennaro ( dpa )

Der Aufschwung des Landes verdanke sich einer Gesellschaft, die "die Vorteile des Multikulturalismus und der notwendigen Komplementarität der Kulturen" erkenne, sagte der Papst. Aserbaidschan lehre die Möglichkeit, nach eigenen Vorstellungen zu leben, "ohne die Rechte derer zu verletzen, die andere Auffassungen und Ansichten vertreten".

Staatspräsident Ilham Aliyev hob seinerseits die ethnische, kulturelle und religiöse Vielfalt seines Landes hervor. Aserbaidschan habe ein friedliches Zusammenleben mit Minderheiten stets gefördert und die Werte von Offenheit und Brüderlichkeit hochgehalten.

Extremismus habe in seinem Land keinen Platz, sagte er im Beisein von Vertretern verschiedener christlicher und muslimischer Gemeinschaften sowie des Judentums im Heydar-Aliyev-Konferenzzentrum.

Vorwurf an Armenien

Dem Nachbarland Armenien warf Aliyev "ethnische Säuberungen" und einen "Völkermord" an Aserbaidschanern im Zuge des Berg-Karabach-Konflikts vor. Unzählige Aserbaidschaner seien vertrieben worden, 20 Prozent des Staatsgebiets seien von Armenien besetzt. Die Gewalttaten dauerten an und verhinderten ein friedliches Zusammenleben, so der Präsident.

Papst Franziskus betonte, weder eine ethnische noch ideologische oder religiöse Zugehörigkeit dürfe Ansichten Raum geben, die den Namen Gottes für die Beherrschung anderer instrumentalisieren wollten. "Die Hingabe an die echten religiösen Werte ist gänzlich unvereinbar mit dem Versuch, den anderen die eigenen Ansichten gewaltsam aufzuzwingen und sich dabei hinter dem heiligen Namen Gottes zu verstecken", sagte Franziskus.

"Kultur des Friedens"

Die globalen Konflikte fänden ihren Nährboden in einer Intoleranz, die "von gewalttätigen Ideologien und von der praktischen Verweigerung der Rechte der Schwächsten geschürt" werde. Dagegen nötig sei eine "Kultur des Friedens" in einer ständigen Bereitschaft zum Dialog. Es gebe "keine Alternativen" zu einem fairen und kontinuierlichen Aushandeln von Lösungen, die von allen mitgetragen werden, unterstrich der Papst.

Unter Anspielung auf Spannungen mit dem Nachbarland Armenien mahnte Franziskus, "nichts unversucht zu lassen, um zu einer befriedigenden Lösung zu gelangen". Der Kaukasus könne "mit Gottes Hilfe und dem guten Willen der Parteien" Streitfragen und Unstimmigkeiten durch Dialog und Verhandlungen überwinden.


Quelle:
KNA