Papstmesse auf dem Petersplatz

"Die Zeit zum Helfen ist von Jesus geschenkt"

Papst Franziskus hat dazu aufgerufen, das Evangelium mit Freude zu verkünden, statt negativ in die Welt zu blicken. Bei einer Messe auf dem Petersplatz wandte er sich gegen "jammernden Skeptizismus" und "Ruhmsucht".

Papst Franziskus feiert eine Messe zu den Heilig-Jahr-Feiern der Katecheten und Religionslehrer / © Giuseppe Lami  (dpa)
Papst Franziskus feiert eine Messe zu den Heilig-Jahr-Feiern der Katecheten und Religionslehrer / © Giuseppe Lami ( dpa )

Verkündiger des Evangeliums seien keine "Leute, die sich in ihrer eigenen Umgebung verschanzen, bittere Urteile über die Gesellschaft, die Kirche, über alles und alle äußern und so die Welt mit Negativem verunreinigen", sagte Franziskus bei einer Messe am Sonntag zu den Heilig-Jahr-Feiern der Katecheten und Religionslehrer. Die Botschaft Jesu werde durch Freude und Zuwendung zu anderen weitergereicht, so Franziskus vor 15.000 Gläubigen.

Der Gott der Liebe und Hoffnung lasse sich nur durch gelebte Liebe verkündigen, "nicht durch mühevolles Überzeugen, niemals, indem man die Wahrheit aufzwingt, und auch nicht, indem man sich auf irgendeine religiöse oder moralische Pflicht versteift", sagte der Papst. Niemand dürfe Angst haben, das Evangelium "auch mit neuen Formen der Verkündigung zu bezeugen".

Hilfe für Notleidende

Erneut warnte er vor innerkirchlicher Ruhmsucht, Scheinfrömmigkeit und einer nur negativen Weltsicht. "Wir sind keine Unheilspropheten, die Gefallen daran finden, Gefahren oder Abweichungen aufzuspüren", sagte Franziskus. Hingegen müsse sich die Kirche durch Notleidende beunruhigen lassen.

Arme seien "nicht etwa ein Anhang an das Evangelium, sondern eine zentrale Seite". Die Zuwendung zu ihnen könne nicht auf andere abgeschoben oder vertagt werden. "Die Zeit zum Helfen ist eine Jesus geschenkte Zeit, ist bleibende Liebe: Sie ist unser Schatz im Himmel", so der Papst.

Ordensmann Unzeitig: Vorbild für heutige Christen

Den im Konzentrationslager Dachau gestorbenen Ordensmann Engelmar Unzeitig würdigte der Papst als Märtyrer und Vorbild für heutige Christen. Unzeitig habe "dem Hass die Liebe entgegengesetzt, Grausamkeit mit Güte beantwortet". Das Beispiel des Geistlichen in der NS-Zeit sei Vorbild, "auch inmitten von Bedrängnis Zeugen der Nächstenliebe und der Hoffnung zu sein", sagte Franziskus auf dem Petersplatz. 

Unzeitig war am Samstag im Würzburger Dom seliggesprochen worden. Der aus Mähren stammende Geistliche, Priester der Mariannhiller Missionare, war 1941 wegen "heimtückischer Äußerungen und Verteidigung der Juden" von der Gestapo verhaftet worden. Die Nationalsozialisten internierten ihn in Dachau zusammen mit mehr als 2.700 anderen Geistlichen aus ganz Europa. Mehrere Mitgefangene rettete er vor dem Hungertod. Nach dem Ausbruch einer Typhusepidemie in den letzten Kriegsmonaten meldete sich Unzeitig freiwillig zur Krankenpflege und infizierte sich dabei selbst. Am 2. März 1945, einen Tag nach seinem 34. Geburtstag, erlag er der Seuche.

Gebet für Ende der Gewalt in Mexiko

Während der Messe auf dem Petersplatz ging Papst Franziskus auch auf die jüngste Welle von Entführungen und Morden in Mexiko ein. Er bete für ein Ende der Gewalt, die in den vergangenen Tagen auch mehrere Priester getroffen habe, so der Papst. Zugleich bekundete er seinen Rückhalt für eine aktuelle Initiative der mexikanischen Bischöfe für den Schutz von Leben und Familie. Diese Bereiche verlangten aktuell "besondere pastorale und kulturelle Aufmerksamkeit in der ganzen Welt", sagte der Papst.

Am Donnerstag war die Entführung eines katholischen Priesters in der mexikanischen Unruheprovinz Michoacan bekanntgeworden. Nach Angaben der Erzdiözese Morelia handelt es sich um den Geistlichen Jose Alfredo Lopez Guillen. In einem Appell bat Kardinal Alberto Suarez Inda die Entführer, "das Leben und die Unversehrtheit" des Pfarrers aus der Gemeinde Janamuato zu schützen. Erst am Montag waren im mexikanischen Bundesstaat Veracruz die Leichen zweier entführter Priester gefunden worden.

Aufruf zum Einsatz für Inklusion

Papst Franziskus erinnerte auf dem Petersplatz zudem an den heutigen "Tag der Gehörlosen". Er ermunterte die Betroffenen, sich selbst für eine bessere Integration einzusetzen. Sie sollten ihren Beitrag dazu leisten, dass Kirche und Gesellschaft immer fähiger würden, alle Menschen anzunehmen, sagte er beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz. Eine Ordensfrau übersetzte seine Worte in Gebärdensprache.

Der internationale "Tag der Gehörlosen" wird jeweils am letzten Sonntag im September begangen. Viele Gehörlosen-Verbände veranstalten um dieses Datum herum Aktionen, um auf die Situation von Gehörlosen und die Möglichkeiten der Gebärdensprache aufmerksam zu machen.


Quelle:
KNA