Franziskus sprach mit Mitbrüdern seines Ordens am Rande des WJT

Papst plaudert über Draht zur Jugend

Für spontane Treffen ist der Papst bekannt. Jetzt wurde bekannt, dass Franziskus sich vor einem Monat beim Weltjugendtag in Krakau mit polnischen Jesuiten über Seelsorge und seinen Draht zu Jugendlichen unterhalten habe.

Papst Franziskus auf dem Rückflug vom WJT / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus auf dem Rückflug vom WJT / © Paul Haring ( KNA )

Sie sind Mitbrüdern seines Ordens: Papst Franziskus hat sich Ende Juli am Rande des Weltjugendtages mit polnischen Jesuiten getroffen. Außerhalb seines normalen Besuchsprogramms hat sich Papst Franziskus Zeit für die Mitbrüdern seines Ordens genommen. Das Treffen dauerte etwa 40 Minuten. Dabei verriet er, wie er Zugang zu jungen Menschen finde. "Wenn ich rede, schaue ich den Leuten in die Augen", sagte er laut der am Samstag erscheinenden Ausgabe der Zeitschrift "Civilta Cattolica" bei einem Gespräch mit Mitbrüdern seines Ordens. Er sehe mal den einen, mal den anderen direkt an, "und alle fühlen sich beobachtet", so der 79-Jährige.

Ihn beeindruckte auf der anderen Seite die Unbefangenheit von Jugendlichen: Sie stellten direkte Fragen und wollten aufrichtige Antworten. "Sie haben mich sogar gefragt, wie ich beichte", so Franziskus. "Sie wollen die Wahrheit, oder wenigstens ein klares 'ich weiß nicht, was ich dir antworten soll'. Bei Jugendlichen darf man nie Tricks versuchen", sagte der Papst.

Franziskus: Seelsorger müssen Graustufen unterscheiden lernen

In dem Gespräch sei es auch um die Arbeit von Priestern gegangen. Denn der Orden unterhält eine Fakultät für Philosophie und in Warschau eine Fakultät für Theologie, an der Priester ausgebildet werden. Der Papst beobachtet: Viele Gläubige seien von Beichtvätern enttäuscht, "nicht weil der Priester schlecht ist, sondern weil er nicht die Fähigkeit zur Unterscheidung der Situationen besitzt", sagte der Papst. Die Ursache dafür liege in einer fehlenden Ausbildung. Im Leben sei nicht alles Schwarzweiß; stattdessen überwögen die Graustufen, so Franziskus. Priester müssen daher, so der Papst besser "Graustufen" unterscheiden lernen. Manche geistliche Ausbildungsordnungen vermittelten "allzu klare und abgegrenzte Vorstellungen". Die künftigen Seelsorger bekämen so beigebracht, nach starren Grenzen und Kriterien und ohne Rücksicht auf konkrete Situationen zu urteilen, sagte Franziskus laut einem Beitrag der Jesuiten-Zeitschrift "Civilta Cattolica" (Ausgabe Samstag). Es brauche die Fähigkeit zu einer "seelsorglichen Entscheidung, die zwar das Recht respektiert, aber nicht dabei stehenbleibt".

Treffen mit polnischen Jesuiten

Er äußerte sich bei einem spontanen Treffen mit polnischen Jesuiten am Rand des Weltjugendtags am 30. Juli in Krakau. "Civilta Cattolica" veröffentlichte jetzt eine Mitschrift des Gesprächs.

Bei der Begegnung gestand Franziskus auch, als Student mit dem Dominikanerorden geliebäugelt zu haben. An den Dominikanern habe ihm das intellektuelle Leben gefallen. Zudem sei sein damaliger Beichtvater "antijesuitisch" eingestellt gewesen. Erst nachdem er im Zuge eines Krankenhausaufenthalts den Geistlichen gewechselt habe, sei sein Entschluss zugunsten der Jesuiten gefallen.

Flirt mit Dominikanern

Ironischerweise jedoch habe der jesuitenkritische Priester ihm später den Tonsur-Schnitt verpasst, der damals bei den niederen Weihen üblich war. Die Entscheidung für den Jesuitenorden, resümierte Franziskus, sei jedenfalls "von allein gereift". - Der heutige Papst, geboren 1936 als Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires, trat 1958 in den Jesuitenorden ein; 1969 wurde er Priester.


Quelle:
KNA , DR