Pater Federico Lombardi über den Weltjugendtag in Krakau

Das "beste Zeichen" an die Welt

Es ist sein letzter Weltjugendtag als päpstlicher Pressesprecher: Pater Federico Lombardi hat mit domradio.de über das Glaubensfest in Krakau, über Barmherzigkeit in der Politik und über seine eigene Zukunft gesprochen.

Noch ist er Vatikansprecher: Pater Federico Lombardi (DR)
Noch ist er Vatikansprecher: Pater Federico Lombardi / ( DR )

domradio.de: Welche Zeichen gehen vom Weltjugendtag in Krakau aus?

Pater Federico Lombardi, Vatikansprecher: Ich glaube, dieses Ereignis, zu dem so viele junge Menschen aus 180 verschiedenen Ländern zusammengekommen sind, und eine positive Einstellung haben im Sinne eines Dienst für den Anderen, für die Liebe und die Hoffnung, für die Solidarität - das ist das beste Zeichen, das man in der Welt von heute geben kann. Der Papst hat gesagt: "Sie [die Jugendlichen] sind ein Zeichen für die Kirche und für die Welt." Und ich glaube, dass die Welt von heute wirklich ein großes Bedürfnis an Positivität hat. Denn wir sind im Dunkeln, wir sind ohne Orientierung für viele Probleme und Konflikte. Wenn ich dann eine Million junge Menschen aus allen verschiedenen Ländern zusammen sehe, die sich wirklich engagieren wollen, um eine bessere Welt zu schaffen, dann ist das das Größte, was die Kirche und der Papst gemeinsam mit den jungen Menschen der Welt von heute geben können.

domradio.de: Stichwort Barmherzigkeit: Ist die auch bei den polnischen Politikern angekommen?

Lombardi: Jeder muss hören und dann die Früchte seiner Reflexionen für sich selbst daraus ziehen. Der Papst sagt immer: "Jeder von uns muss zuerst für sich selbst reflektieren, was die [Frohe] Botschaft ihm sagen will." Wir müssen nicht so viel für die anderen sprechen - jeder von uns solte zuerst für sich selbst darüber reflektieren und dann wird jeder schon seine eigene Aufgabe finden und erledigen.

domradio.de: Die Tage sind anstrengend, es ist sehr heiß: Wie geht es dem Papst?

Lombardi: Es geht ihm sehr gut. Ich glaube, dass er sehr zufrieden ist. Ich sehe, dass er immer sehr zufrieden ist, wenn er mit den Menschen im direkten Kontakt steht, besonders mit den jungen Menschen. Aus solchen Begegnungen zieht er Kraft.

domradio.de: Barmherzigkeit bedeutet für Papst Franziskus auch Gerechtigkeit im Sinne einer politischen Gerechtigkeit, ist das richtig?

Lombardi: Das ist eine wesentliche Dimension der Soziallehre der Kirche. Wir haben immer gesagt, dass wir uns für Gerechtigkeit, die Menschenrechte und für Frieden engagieren müssen. Die Barmherzigkeit ist die Liebe zum Anderen. Und die hat auch soziale und politische Dimensionen, das ist normal.

domradio.de: Das ist Ihr letzter Weltjugendtag. Kommt da nicht auch ein bisschen Wehmut auf?

Lombardi: Wer sagt, dass das mein letzter Weltjugendtag ist? (lacht) Es ist der letzte für mich als Direktor der Pressestelle, aber das will nicht heißen, dass ich nicht auch zu einem anderen Weltjugendtag fahren kann.

domradio.de: Sind Sie ein bisschen froh, das Amt nun abgeben zu können, und jetzt Zeit zu haben, um Bücher zu lesen oder spazieren zu gehen?

Lombardi: Nein, nein, das werden wir sehen, was ich zu tun habe. Das hängt auch von meinen Oberen und vom Papst ab. Ich werde das tun, was sie mir sagen werden. Auf jeden Fall war ich sehr zufrieden, mit den Päpsten zu arbeiten. Es ist ein Privileg gewesen, so positive Botschaften zu überbringen. Wir haben auch Probleme gehabt, natürlich. Aber wir sind da, um die Liebe Gottes, den Frieden, die Gerechtigkeit, die Solidarität, die Hoffnung - alles das, das Wesen unserer Botschaft, zu verkünden. Es ist wunderbar, das Leben für diese Aufgabe hinzugeben.

Das Interview führte Johannes Schröer.


Quelle:
DR