Papst befürwortet weniger enge EU-Strukturen

Brexit, Luther und Benedikt XVI.

Auf seinem Rückflug von Armenien nach Rom hat sich Papst Franziskus den Fragen mitreisender Journalisten gestellt. Dabei bezog er unter anderem Stellung zum Brexit-Votum und blickte auf die Reformationsfeiern im Oktober diesen Jahres.

Papst Franziskus und Vatikansprecher Federico Lombardi auf dem Rückflug / © Tiziana Fabi / Pool (dpa)
Papst Franziskus und Vatikansprecher Federico Lombardi auf dem Rückflug / © Tiziana Fabi / Pool ( dpa )

Nach dem Brexit-Votum in Großbritannien hat Papst Franziskus vorgeschlagen, die Strukturen der Zusammenarbeit in der Europäischen Union zu lockern. "Möglicherweise ist es angebracht, über eine neue, freiere Form der Union nachzudenken". Das sagte er nach Angaben der römischen Tageszeitung "La Repubblica" am Sonntagabend auf dem Rückflug nach Rom. So müsse die EU zur "Kraft ihrer Wurzeln" zurückkehren.

Würdigung Martin Luthers

Mit Blick auf seine geplante Teilnahme an den Reformationsfeiern am 31. Oktober 2016 im schwedischen Lund würdigte Franziskus den Reformator Martin Luther (1483-1546). "Ich glaube, dass Martin Luthers Absichten nicht falsch waren, er war ein Reformator", sagte der Papst. Möglicherweise seien seine Methoden falsch gewesen. Doch die Kirche sei damals kein nachahmenswertes Modell gewesen. Es habe Korruption und Machtkämpfe gegeben. Luther habe dagegen protestiert.

Unter Bezug auf kritische Vergleiche zwischen ihm und seinem Vorgänger Benedikt XVI. betonte Franziskus, es gebe einen Papst und einen emeritierten Papst. Benedikt habe mit seinem Amtsverzicht mutig und theologisch fundiert den Weg für diese bislang nicht dagewesene Situation geebnet, erklärte das Kirchenoberhaupt, das von Freitag bis Sonntag Armenien besucht hatte.

Entschuldigung bei Homosexuellen

Für die Ausgrenzung von Homosexuellen sollte sich die katholische Kirche nach Ansicht von Franziskus entschuldigen. Der Katechismus der Kirche schreibe vor, dass sie nicht diskriminiert werden dürften, sondern respektiert und seelsorgerisch begleitet werden müssten, so der Papst auf dem Rückflug. Er nannte auch weitere Gründe für die Kirche, sich zu entschuldigen, so etwa bei Armen und bei ausgebeuteten Frauen und Kindern. Ebenso müsse sie sich dafür entschuldigen, dass sie Waffen gesegnet habe.

In der Pressekonferenz an Bord des Flugzeugs wiederholte der Papst zudem seine berühmte Aussage vom Juli 2013: Wenn eine Person homosexuell veranlagt sei, guten Willens sei und Gott suche, "wer sind wir, über sie zu urteilen?" Es gebe in einigen Ländern Kulturen, die eine "andere Mentalität" in dieser Frage hätten, so Franziskus weiter. Man dürfe "Homosexuelle nicht aus "ideologischen Motiven" verurteilen. Verurteilen könne man nur ein "politisches Verhalten; gewisse Kundgebungen, die zu offensiv für die anderen sind".

Franziskus antwortete damit auf die Frage, was er zum Vorwurf nach dem Attentat von Orlando sage, die katholische Kirche habe zum Hass auf Homosexuelle beigetragen. Die US-Journalistin berief sich bei ihrer Frage auf eine Äußerung des Münchner Kardinals Reinhard Marx; dieser habe jüngst in Dublin gesagt, die Kirche müsse für die Ausgrenzung von Homosexuellen um Entschuldigung bitten.


Quelle:
epd , DR