Festgottesdienst zu Pfingsten

Papst: "Geistlichen Analphabetismus" überwinden

Papst Franziskus hat an Pfingsten zur Überwindung eines "geistlichen Analphabetismus" aufgerufen.

Papst Franziskus beim Pfingstgottesdienst  / © Giuseppe Lami (dpa)
Papst Franziskus beim Pfingstgottesdienst / © Giuseppe Lami ( dpa )

Viele Menschen befänden sich in der Situation eines Waisen, weil sie sich nicht mehr als Kinder Gottes begriffen, sagte er am Sonntag im Petersdom.

Dies zeige sich in einem verbreiteten geistlichen Analphabetismus, der unfähig mache zu beten, das Ewige Leben als etwas zu begreifen, das schon in der Gegenwart aufkeime und den anderen als Bruder zu sehen.

Weitere Kennzeichen seien eine innere Einsamkeit, die zu existenzieller Traurigkeit werden könne, sowie das Gefühl einer "vermeintlichen Unabhängigkeit von Gott", das oft mit einer "gewissen Sehnsucht nach seiner Nähe" einhergehe, so Franziskus in dem Festgottesdienst. Aus diesem Waisen-Dasein könnten nur der Heilige Geist und Jesus Christus den Menschen befreien.

Der Heilige Geist sei kein Geist, der zum Sklaven mache, sondern zu Kindern Gottes, sagte der Papst weiter. Er stelle damit die zerstörte "innerste DNA" des Menschen wieder her und führe zu einer Wiedergeburt. Die Ausgießung des Heiligen Geistes "von der unermesslichen Gabe der Liebe, die der Tod Jesu am Kreuz darstellt", sei für die ganze Menschheit "wie ein unendlicher Gnadenstrom". Wer in dieses Geheimnis der Wiedergeburt gläubig eintauche, "wird zur Fülle des Lebens als Kind Gottes wiedergeboren".

Christsein keine bestimmte Lehre 

Christsein bedeutet nach den Worten von Papst Franziskus nicht zuerst, einer bestimmten Kultur anzugehören oder einer bestimmten Lehre zu folgen. Es gehe vielmehr darum, "das eigene Leben in jeder Hinsicht mit der Person Jesu zu verbinden", sagte er beim traditionellen Mittagsgebet auf dem Petersplatz am Pfingstsonntag. Möglich mache dies der Heilige Geist, der die Liebe Gottes und seines Sohnes Jesus in seinem Wirken vereine. Er lehre die Menschen, das einzig Unverzichtbare: zu lieben wie Gott liebe. Das Wirken des Heiligen Geistes steht im Mittelpunkt des Pfingstfestes, das die katholische Kirche am Sonntag beging. 

Weiter sagte der Papst, der Heilige Geist habe die Funktion des Lehrens und Erinnerns. Dabei lehre er nichts Anderes als Jesus; er halte lediglich das, was Jesus gesagt habe lebendig. Er verankere Jesus Botschaft im Herzen der Menschen und helfe ihnen, sie zu verinnerlichen.

Tier nicht wichtiger als Mensch 

Das Wohlergehen von Haustieren darf Christen nach den Worten von Papst Franziskus nicht mehr am Herzen liegen als das ihrer Mitmenschen. "Wir sehen oft Leute, die sehr an Katzen, an Hunden hängen, und dann ihrem Nachbarn, ihrer Nachbarin, die es nötig haben, nicht helfen", sagte er am Wochenende in Rom. Es könne jedoch nicht sein, dass man Mitleid mit Tieren empfinde und gegenüber den Leiden der eigenen "Brüder" gleichgültig bleibe. Erbarmen zu haben müsse mehr als nur ein "oberflächliches Gefühl" sein, wie es sich im Mitleid mit Tieren widerspiegele, so der Papst am Samstag bei einer Sonderaudienz zum Heiligen Jahr auf dem Petersplatz.

Bereits im November 2014 hatte Franziskus mit einer Äußerung Aufsehen über Tiere erregt. Damals sagte er, dass sich alle nach ihrem Tod im Himmel wiedersähen und dies auch alles betreffe, was den Menschen umgebe. Das wurde bisweilen so gedeutet, als habe der Papst damit auch eine Aufnahme von verstorbenen Tieren in den Himmel gemeint.

 

 

 

Quelle:
KNA