Lehmann wünscht intensivere Debatte über Ehe und Familie

"Eine große Aufgabe"

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann wünscht sich eine intensivere Debatte über die Botschaft von Papst Franziskus zu "Ehe und Familie". Der Text dürfe nicht nur ein "Schlag ins Wasser" bleiben, sagte Lehmann.

Kardinal Karl Lehmann / © Fredrik von Erichsen (dpa)
Kardinal Karl Lehmann / © Fredrik von Erichsen ( dpa )

"Wenn ich das öffentliche Echo auf das Papstschreiben 'Amoris laetitia' schaue, stelle ich ein ganz schnelles Abflauen des Interesses fest", sagte Lehmann dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag). "Umso mehr müssen sich jetzt die Theologen an den Universitäten und die Fachpublikationen des Textes annehmen. Sonst bleibt er ein Schlag ins Wasser." Dies gelte unabhängig von der Behauptung des Papstes, ihm gehe es mehr um die Pastoral als um Dogmatik. Die Theologie sei dadurch nicht vom Weiterdenken entbunden.

Lehmann, der am 16. Juni 80 wird und damit das Alter erreicht, in dem der Papst üblicherweise den Rücktritt eines Kardinals annimmt, sagte, ihn reize es, einmal die 40-jährige Debatte über die wiederverheirateten Geschiedenen aufzuarbeiten. "Mit all den Details, die keiner kennt und keiner kennen kann." 

"Seriös umsetzen!"

Der Umgang mit Paaren, die nach einer Scheidung in einer zweiten zivilen Ehe leben, war ein Thema auf den beiden Weltbischofssynoden, die der Papst 2014 und 2015 einberufen hatte und deren Ergebnisse er in "Amoris laetitia" zusammenfasste.

Vieles sei davor nur mündlich erörtert worden, so Lehmann. "Selbst in Rom sagten mir maßgebliche Leute schon in den 1970er Jahren: 'Wir wissen doch, dass sich in unserer Praxis etwas ändern muss. Und es soll doch keiner sagen, dass wir nichts ändern könnten. Wir müssen es nur wollen.'" Der Kardinal weiter: "Der Papst hat uns jetzt mit 'Amoris laetitia' eine große Aufgabe gestellt: seriös umsetzen!"


Quelle:
KNA