Pater Hagenkord vor der Karlspreisverleihung an den Papst

"Franziskus möchte Europa etwas mitteilen"

An diesem Freitag bekommt Papst Franziskus den Karlspreis verliehen. Zum Festakt sind auch hochrangige Politiker wie Bundeskanzlerin Merkel und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz nach Rom gereist - weil der Papst etwas zu sagen hat.

Papst Franziskus erhält den Karlspreis / © Cristian Gennari (KNA)
Papst Franziskus erhält den Karlspreis / © Cristian Gennari ( KNA )

domradio.de: Heute wird in Rom der Karlspreis an Papst Franziskus verliehen. Merkt man schon etwas von der Aufregung oder ist Rom diesen Trubel gewohnt?

Pater Bernd Hagenkord (Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan): Zum einen ist die Stadt Trubel gewohnt, zum anderen ist der Karlspreis außerhalb von Deutschland nicht über alle Maßen bekannt. Italien hat deswegen eher auf den gestrigen Tag geschaut, als Bundeskanzlerin Merkel sich mit dem italienischen Ministerpräsidenten Renzi getroffen hat. Das ist in den Zeitungen eher das Ereignis, über das berichtet wird. Über den Papst und die Karlspreisverleihung heute und das, was er zu sagen haben wird, wird sicherlich auch berichtet. Aber ganz Italien hat auf Merkel und Renzi geschaut.

domradio.de: Normalerweise nimmt der Papst ja keine Preise entgegen, weil er sich ja weniger als Staatsoberhaupt sieht, das für seine Leistungen bewertet wird. Wieso ist das beim Karlspreis anders?

Hagenkord: Das kann man sogar noch weiter drehen. Der Papst hat früher als Erzbischof schon keine Titel wie beispielsweise Ehrendoktortitel entgegen genommen. Diesmal macht er eine Ausnahme. Das heißt, dass er Europa wohl etwas zu sagen hat oder dass er die Gelegenheit nutzen will, Europa etwas zu sagen. Wir müssen abwarten, in welcher Weise er sich äußert. Das ist ihm aber offensichtlich so wichtig, dass er diese Gelegenheit nutzen will, die Aufmerksamkeit auf die europäische Einigung, den Friedensprozess und auf die gegenwärtigen Probleme zu lenken. Es ist ja auch noch einmal ein Thema, dass auch die anderen zu Wort kommen und nicht nur diejenigen, die gerne Grenzen bauen, sondern diejenigen, die sagen, Grenzbau in Europa habe keinen Sinn. Zu diesen Personen gehört Papst Franziskus ganz eindeutig. Das hat er mehrfach gesagt. Darauf möchte er die Aufmerksamkeit lenken und damit macht er den Preis zu einem wichtigen europäischen Ereignis.

domradio.de: Vor der Preisverleihung ist Bundeskanzlerin Angela Merkel noch zu einer Privataudienz bei Papst Franziskus. Die zwei scheinen sich ganz gut zu verstehen, oder? Immerhin ist sie bereits zum vierten Mal bei ihm.

Hagenkord: Das höre ich auch immer wieder, dass die beiden ganz gut miteinander auskommen, dass sie gut miteinander diskutieren können und Themen haben, die sie besprechen können und wollen. Der Papst ist ja auch kein Parteipolitiker.

Das Interview führte Verena Tröster.


Pater Bernd Hagenkord (rv)
Pater Bernd Hagenkord / ( rv )
Quelle:
DR