Papst wäscht Migranten die Füße und ruft zu Brüderlichkeit auf

Frieden statt Blut

In einer Asylunterkunft nahe Rom hat Papst Franziskus das Ritual der Fußwaschung an Flüchtlingen und Migranten vollzogen. Erneut verurteilte er die Terrorattentate von Brüsel und warb für Gewaltlosigkeit. 

Franziskus bei der Fußwaschung / © Osservatore Romano (dpa)
Franziskus bei der Fußwaschung / © Osservatore Romano ( dpa )

An der Zeremonie, die an eine Geste Jesu beim Letzten Abendmahl erinnert, nahmen drei koptische Frauen aus Eritrea und drei Muslime aus Syrien, Pakistan und Mali teil, außerdem vier katholische Nigerianer und eine italienische katholische Mitarbeiterin der Einrichtung. "Wir alle sind hier versammelt: Muslime, Hindus, Katholiken, Kopten, evangelische Christen. Wir sind alle Geschwister, Kinder desselben Gottes", sagte der Papst in seiner frei gehaltenen Predigt. Die Kandidaten für die Fußwaschung in dem Zentrum in Castelnuovo di Porto nördlich von Rom waren unter den knapp 900 Bewohnern ausgewählt worden.

Franziskus verurteilte bei dem Gottesdienst erneut die Terrorattentate von Brüssel und machte sich für den Frieden stark. "Wir haben verschiedene Kulturen und Religionen. Aber wir sind Brüder und wollen in Frieden zusammenleben", sagte er. Die Anschläge von Brüssel verglich Franziskus mit dem Verrat des Judas, der Jesus für 30 Geldstücke seinen Henkern ausgeliefert habe.

Franziskus nahm sich Zeit für die Flüchtlinge

Auch hinter dem Terror stünden Profiteure wie Waffenproduzenten und Waffenhändler, "die das Blut wollen und nicht den Frieden". Diese Kräfte zerstörten die Brüderlichkeit unter den Menschen. Die von Herzlichkeit und Emotionen geprägte Messe fand in einem Hof der Flüchtlingseinrichtung statt. Zum Abschluss nahm sich Franziskus Zeit, nahezu allen Bewohnern die Hand zu schütteln.

Mit der Gründonnerstagsmesse beginnen die drei österlichen Tage. Am Morgen hatte Franziskus im Petersdom in der Chrisammesse die für Weihen und Sakramente benötigten heiligen Öle geweiht. Unter Verweis auf Jesus sagte er: "Wenn er Umzäunungen niederreißt und Sicherheiten zur Diskussion stellt, dann tut er das, um eine Bresche zu öffnen für den Strom der Barmherzigkeit." Im Blick auf Verfehlungen von Menschen betonte Franziskus, Christus lasse Barmherzigkeit "im Übermaß" walten. Nach seinem Vorbild dürfe auch die Kirche "keine Angst haben zu übertreiben".

Weiheversprechen erneuert

Während des Gottesdienstes am Morgen erneuerten mehrere Tausend Priester vor allem aus dem Bistum Rom ihr Weiheversprechen. Franziskus warnte sie vor einem geistlichen Mangel, der aus einem "Übermaß an komplizierten Theologien" und einer "Spiritualität light" entstehe. Vielen Klerikern gelinge es nicht, den "Reiz tausender Konsumangebote" abzuschütteln, um ihren Hirtendienst wirklich wahrzunehmen.

Am Karfreitag begeht Franziskus nachmittags im Petersdom die Feier vom Leiden und Sterben Jesu. Traditionell findet an diesem Tag in der katholischen Kirche keine Messfeier statt. Am Abend will der Papst beim römischen Kolosseum den Kreuzweg beten. Auch dabei wird es um die christliche Verantwortung für Flüchtlinge und Migranten gehen.

Stationen der Leidensgeschichte Jesu

Ferner erinnern die Texte an das Leiden zerbrechender Familien sowie an die Not von Arbeitslosen und Jugendlichen ohne Aussicht auf eine Stelle, aber auch an die im Holocaust ermordeten Juden und die Qualen missbrauchter Kinder. Verfasst hat die Betrachtungen in diesem Jahr der Erzbischof von Perugia, Kardinal Gualtiero Bassetti.

Auf dem Kreuzweg von dem antiken Amphitheater auf den Palatin-Hügel schreiten die Beter symbolisch 14 Stationen der Leidensgeschichte Jesu ab. Die abendliche Feier im Schein Tausender Lichter und Fackeln  zäht zu den stimmungsvollen Höhepunkten der Osterfeierlichkeiten in Rom.

 


Quelle:
KNA