Distanz zwischen Papst und Argentiniens neuem Präsident

Das fehlende Lächeln von Franziskus

Papst Franziskus hat sich zu Fastenexerzitien zurückgezogen und nimmt Abstand von den Medien - in seiner Heimat Argentinien ist er dennoch Thema, denn das Klima zwischen Präsident Mauricio Macri Papst Franziskus scheint unterkühlt.

Autor/in:
Tobias Käufer
Unterkühlt?: Argentiniens Präsident Macri bei Papst Franziskus / © GIORGIO ONORATI (dpa)
Unterkühlt?: Argentiniens Präsident Macri bei Papst Franziskus / © GIORGIO ONORATI ( dpa )

Kein Lächeln, keine Umarmung: Mit "Die Sprache der Gesten" überschrieb der lateinamerikanische Online-Dienst "Portal del Sur" eine Bilderserie vom ersten Treffen des Papstes mit dem argentinischen Staatspräsidenten Mauricio Macri. Von einer "Kühle des Treffens zwischen Macri und dem Papst" war die Rede. Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung ist das Klima zwischen dem aus Argentinien stammenden Kirchenoberhaupt und dem neuen bürgerlich-konservativen Präsidenten des südamerikanischen Landes verbesserungsfähig.

Enttäuschung über das erste Treffen von Franziskus mit Macri

So sieht es auch Argentiniens Vizepräsidentin Gabriela Michetti. Sie zeigte sich ich zum Teil enttäuscht über das erste Treffen von Franziskus mit dem neuen Staatsoberhaupt. Es habe sie sehr geschmerzt, den Papst nicht mit einem Lächeln gesehen zu haben, sagte die konservative Politikerin. Es sei für sie schwierig, dass Verhalten von Franziskus zu erklären. Denn der sei eine Person, die sie eigentlich sehr respektiere. Dann versuchte Michetti doch noch etwas Positives zu finden: Franziskus und Macri hätten immerhin viele übereinstimmende Ziele wie die Armutsbekämpfung, die Einheit Argentiniens und den Kampf gegen den Drogenhandel. Der Vatikan indes stellte in einer Stellungnahme die guten bilateralen Beziehungen beider Staaten heraus. Nicht mehr, und auch nicht weniger.

"Begegnung zweier alter Bekannter"

Präsident Macri, dessen Frau ihre Landsleute beim Ausflug nach Rom Ende Februar mit romantischen Fotos von der Dienstreise via Twitter überraschte, blieb betont höflich und sprach von einer "Begegnung zweier alter Bekannter". Es habe viel Übereinstimmung gegeben, ließ Macri wissen. Einen Termin, wann Franziskus denn endlich in seine Heimat reisen werde, konnte er aber nicht präsentieren. Nicht in diesem Jahr, aber so bald wie möglich, sei dies geplant, habe er erfahren. Das Geduldsspiel geht also weiter.

Kritische Töne über Politik in Argentinien

Der Gewerkschaftler Eduardo Murua ließ unterdessen wissen, Franzikus habe bei einem Treffen im Vatikan auch kritische Töne über die Politik in seinem Vaterland angeschlagen. Dies dürfte Macri kaum gefreut haben. Der Papst, so Murua, sei besorgt über die wirtschaftliche und soziale Situation in Argentinien. Vor allem die Entlassung von Arbeitskräften im öffentlichen und privaten Sektor habe ihn beschäftigt, sagte Murua und sprach damit eine der ersten Amtshandlungen der neuen Regierung Macri an, die vor allem im öffentlichen Sektor Personal abgebaut hatte.

Die Tageszeitung "Cronica" interpretierte die Aussagen des Papstes so, dass die Politik Macris die Probleme der Arbeiter sogar noch verschärfe. Im bürgerlich-konservativen Lager wächst daher das Unbehagen über Franziskus, der zur Vorgängerin Cristina Kirchner zumindest dem Anschein nach ein herzlicheres Verhältnis pflegte. Zwar bemüht sich die neue bürgerliche Gouverneurin der Provinz Buenos Aires, Maria Eugenia Vidal, die innenpolitische Rolle des Papstes herunterzuspielen: "Wir müssen nicht alles politisieren, was der Papst tut." Doch der Eindruck, dass Franziskus mit den neuen Vertretern der Macht in seinem Heimatland fremdelt, ist nicht von der Hand zu weisen.

Vater des argentinischen Präsidenten will Papst sprechen

Wie sehr dieser Eindruck das bürgerliche Lager beschäftigt, macht auch ein Interview Francesco "Franco" Macris deutlich, das in dieser Woche in Argentinien die Runde machte. Macri, Vater des Präsidenten uns selbst Polit-Berater und Unternehmer, gab zu verstehen, die Spekulationen über mangelnden Rückhalt des Papstes für seinen Sohn seien ohne Fundament. Er habe beschlossen, den Heiligen Vater persönlich zu besuchen, zumal die beiden sich früher in Buenos Aires praktisch monatlich zu einem Austausch über Wirtschaftspolitik getroffen hätten. Offenbar gibt es jetzt wieder Gesprächsbedarf.


Quelle:
KNA