Kritik an Erklärung von Papst und Patriarch

"Politische Jobs"

Papst Franziskus hat Verständnis für die Kritik, die aus der Ukraine kommt und sich auf die gemeinsame Erklärung mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill bezieht. Weniger Nachsicht herrscht indes offenbar im Moskauer Patriarchat.

Franziskus und Kyrill I.: Austausch der gemeinsamen Erklärung / © Gregorio Borgia (dpa)
Franziskus und Kyrill I.: Austausch der gemeinsamen Erklärung / © Gregorio Borgia ( dpa )

Diese Reaktion war erwartbar. Die Kritik des Kiewer griechisch-katholischen Großerzbischofs Swjatoslaw Schewtschuk an der gemeinsamen Erklärung von Papst und Patriarch hat der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats mit scharfen Worten zurückgewiesen. Dessen Analyse bezeichnete Metropolit Hilarion am 17. Februar im Gespräch mit der russischen Nachrichtenagentur "RIA Novosti" als "beleidigend" gegenüber Kyrill und als "ungebührlich" gegenüber Franziskus.

Die Kritik des Großerzbischofs treffe nicht nur ihn und das Moskauer Patriarchat, so Hilarion, sondern ebenso den Päpstlichen Einheitsrat mit Kardinal Kurt Koch an der Spitze. Dem vatikanischen "Ökumeneminister" und seinem Team hatte Schewtschuk am Montag vergangener Woche vorgehalten, "zwar kompetent in Bezug auf theologische Fragen in den Beziehungen mit den verschiedenen christlichen Kirchen und Gemeinschaften" zu sein, "nicht aber in Fragen der internationalen Politik, vor allem nicht in sensiblen Themen wie der russischen Aggression in der Ukraine". Diese Schwäche habe das Sekretariat für die Außenbeziehungen des Moskauer Patriarchats beinhart ausgenutzt.

Despektierliche Behauptungen

Dem trat Hilarion im Interview mit "RIA Novosti" mit allem Nachdruck entgegen. "Die Autoren der Gemeinsamen Erklärung - des Urtextes und der überarbeiteten Version - sind Franziskus und der Patriarch von Moskau und ganz Russland, Kyrill, persönlich gewesen", versicherte der Metropolit. Er war auf orthodoxer Seite der Hauptorganisator der Begegnung von Patriarch und Papst in Havanna (ID v. 17.2.2016).

Als "ungebührlich" bezeichnete Hilarion die Aussage, dass die Gemeinsame Erklärung von einem "schwachen Team" geschrieben worden sei. Diese Behauptung wirke so, als würde man sagen, der heilige Johannes habe die "Offenbarung", das letzte Buch der Bibel, nicht selbst verfasst. "Johannes, der Evangelist, hat zwar nicht selbst die Feder bewegt. Neben ihm saß sein Schüler Prochorus, und der Apostel diktierte ihm den Text der Apokalypse. Wir sagen aber deshalb nicht, dass die Apokalypse ein Text von Prochorus ist. Und Gleiches gilt für den Text der Erklärung von Kuba: Sie geht von Ideen aus, die buchstäblich vom Papst und vom Patriarchen diktiert wurden. Unser Geschäft - das von Kardinal Koch und von mir - war nur, diesen Text zu komponieren. Und wiederum: Auch die Letztfassung war nicht unsere, sondern war ihre", so der Metropolit.

"Politisch motivierter Job"

In den Äußerungen des ukrainischen Großerzbischofs sieht Hilarion einen "politisch motivierten Job". Der Leiter des Außenamts im Moskauer Patriarchat: "Wir wissen, wer der Adressat ist und was die Absichten dieser beleidigenden Äußerungen sind. Aber wenn der Chef der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche so zu seinem eigenen Papst spricht, ist das sicherlich eine sehr große Überraschung, und es lässt erstaunen".


Quelle:
KNA