Franziskus beantwortet in neuem Buch Kinderfragen

"Lieber Papst, haben böse Menschen Schutzengel?"

In einem Interviewbuch beantwortet der Papst Fragen von Kindern aus aller Welt. Klug und kurios sind die Fragen, Franziskus' Antworten sehr persönlich. Eine besondere Lektüre - nicht nur für Kinder.

Autor/in:
Stefanie Stahlhofen
Franziskus mit Kind auf dem Arm / © ALESSANDRO DI MEO (dpa)
Franziskus mit Kind auf dem Arm / © ALESSANDRO DI MEO ( dpa )

"Haben auch böse Menschen Schutzengel?", wollte die zehnjährige Karla Marie aus Nicaragua von Papst Franziskus wissen. Sie malte ein Bild mit Sonne, Wolken und Blumen für den Papst und schrieb die Frage darüber. Karla hatte Glück - der Papst antwortete: "Jeder hat einen Schutzengel".

Deutschsprachige Ausgabe geplant

Nachzulesen ist das und mehr in einem neuen Buch mit Papstantworten auf Kinderfragen aus aller Welt, das am Donnerstag in Italien erschienen ist. Eine deutschsprachige Ausgabe ist nach Angaben des Rechteinhabers, der jesuitischen "Loyola Press", ebenfalls geplant. Der Erscheinungstermin sei jedoch noch unklar.

In "L'amore prima di tutto" (dt. "Die Liebe zuerst") hat der Jesuit und Herausgeber der Zeitschrift "Civilta Cattolica", Antonio Spadaro, auf 80 Seiten 31 ausgewählte Fragen von Jesuitenschülern und die Antworten dazu gesammelt. Die Briefe der Jungen und Mädchen im Alter von 6 bis 13 Jahren mit Bildern und Fragen kommen aus Ländern aller Kontinente - unter anderem aus Italien, Syrien, China, Russland, Peru, den Philippinen, den USA, Australien und Nigeria.

Persönliche und theologische Fragen

Die Themen reichen von persönlichen Fragen wie "Was war die schwerste Entscheidung im Papstamt?" oder "Was wolltest du mit acht Jahren werden?" über theologische Fragen: "Wie konnte Jesus übers Wasser gehen?" und "Warum trägt der Papst diesen hohen Hut?" bis zu komplexen Themen a la "Wie kann der Papst die Konflikte der Welt lösen?"

Das wollte der neunjährige Michael aus Nigeria wissen. Franziskus' Antwort: "Ich kann die Konflikte der Welt nicht lösen. Aber du und ich können versuchen, die Welt etwas besser zu machen." Zum Beispiel, "indem wir alle überzeugen, dass die beste Art und Weise, einen Krieg zu gewinnen, die ist, ihn gar nicht erst anzufangen". Es gebe keinen "Zauberstab" um dieses Problem zu lösen und es sei nicht einfach. "Aber ich versuche es, versuch du es auch."

Franziskus liegen Kinder am Herzen

Dass dem Papst Kinder am Herzen liegen, ist bekannt. Um die Welt ging das Bild eines kleinen Jungen, der 2013 bei einer Familienmesse auf dem Petersplatz spontan auf Franziskus zulief, dessen Bein umarmte und sich kurz auf den Stuhl des Papstes setzte - dazu Franziskus, der sich nicht stören ließ, lächelte und dem Jungen großväterlich den Kopf streichelte.

Es ist nicht das erste Mal, dass Franziskus Kindern und Jugendlichen Fragen beantwortet - bei einem Treffen mit 8.000 Jesuitenschülern legte er im Sommer 2013 mit den Worten "Ich habe hier einen Text, aber das sind fünf Seiten. Ein wenig langweilig", das vorbereitete Redemanuskript spontan beiseite und ging stattdessen auf die Fragen der Jugendlichen ein.

Franziskus hat dabei sichtlich Spaß. Das bestätigte auch der Herausgeber Spadaro: "Es ist schön, die Fragen der Kinder zu beantworten, aber ich hätte sie gern alle hier bei mir! Das wäre wunderschön", zitiert der Jesuitenpater Franziskus im Vorwort des neuen Buchs. Einige der Kinder traf der Papst tatsächlich persönlich. Am Montag gab es eine kurze private Begegnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Spadaro bezeichnete Kinder im Gespräch mit Radio Vatikan als die "besten Interviewer der Welt".

Kinderfragen ernst genommen

Das könnte Franziskus ähnlich sehen. Der Interviewband zeigt: Der Papst nimmt Kinder und ihre Fragen ernst. Franziskus, der eher für volksnahe, einfache Sprache steht als für hochgestochene theologische Exkurse, geht im Buch auch immer wieder auf die Zeichnungen der Kinder ein. Zudem spricht er selbst häufig in Bildern, um seine Antworten kindgerecht zu veranschaulichen.

Der Papst verrät, dass er schon als Kind gerne tanzte und damals Metzger werden wollte. Er bekennt, dass er als Papst häufig vor schweren Entscheidungen stehe: Immer wenn er Menschen "wegschicken müsse", fühle er sich schlecht, aber manchmal müsse er dies zu ihrem eigenen Guten tun.

Erwachsene werden sich häufiger beim Schmunzeln über kuriose Kinderfragen ertappen. Doch auch hintergründige Fragen und Antworten bietet der Band. Selbst Papstkenner erfahren noch Neues über Franziskus: Die Kinder entlockten ihm etwa das Geständnis, dass er auch auf dem Weg zum Zahnarzt schon mal betet.


Quelle:
KNA