Der Papstbesuch in Mexiko sorgt für Wirbel in den USA

Der Brückenbauer und der Mauersegler

Papst Franziskus hat bei seinem Besuch der Grenze bei Ciudad Juarez keinen Fuß in die USA gesetzt. Mit dem Abstecher landete das Oberhaupt der katholischen Kirche aber mitten im US-amerikanischen Wahlkampf.

Autor/in:
Bernd Tenhagen
Papst Franziskus in der Grenzstadt Ciudad Juarez / © Alessandro Di Meo (dpa)
Papst Franziskus in der Grenzstadt Ciudad Juarez / © Alessandro Di Meo ( dpa )

Auf dem Rückflug nach Rom sprach Papst Franziskus deutlich aus, was er vor Ort an der Grenze zwischen Mexiko und den USA vermieden hatte. Wer dort eine Mauer hochziehen wolle, sei kein Christ, erklärte er vor den mitreisenden Journalisten mit Blick auf den republikanischen US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump.

Franziskus baut Brücken - Trump will eine Mauer

Genau das hat Trump aber weiterhin vor, wie er vor "Bau diese Mauer"-skandierenden Anhängern auf einer Kundgebung in Fort Sumter, South Carolina bekräftigte. Ungefähr zur selben Zeit kniete auf der mexikanischen Seite der Papst am Rio Bravo nieder und betete für die Einwanderer, die auf der Suche nach einem besseren Leben in dem Grenzfluss ertrunken sind.

Trump will die Mauer. Beim Gottesdienst mit dem Papst bauten am Mittwoch (Ortszeit) rund 250.000 Menschen auf beiden Seiten der Grenze Brücken während einer Messfeier unter dem Leitwort "Zwei Nationen, ein Glaube". Franziskus warb dafür, der von Armut und Gewalt "erzwungenen Migration" aus Zentralamerika mit Liebe und Barmherzigkeit zu begegnen. Trump hetzte gegen Drogendealer und Vergewaltiger, die über die Grenze kämen.

Experten: Papstvisite wird Auswirkungen auf Präsidentschaftswahlen in den USA haben

Das Zusammenfallen des Grenzbesuchs mit den wichtigen Vorwahlen der Republikaner in South Carolina war natürlich so nicht geplant. Aber schon jetzt sind sich viele Experten einig: Die Papstvisite in Mexiko wird Auswirkungen auf die Präsidentschaftswahlen in den USA haben. Nicht unbedingt in dem Südstaat, in dem nur sieben Prozent der Bevölkerung katholisch sind. Dafür umso mehr im Rest des Landes, in denen die Katholiken rund ein Fünftel der Wählerschaft stellen.

Das Thema "Einwanderung" dürfte unter dieser Gruppe bei der Entscheidung für den nächsten Präsidenten weit nach oben gerückt sein. Die Republikaner konnten sich bisher darauf verlassen, wegen ihrer Haltung zu Abtreibung, Home-Ehe und Verteidigung der Religionsfreiheit die Stimmen der konservativen Katholiken in den USA zu bekommen. Bei Fragen der Migration ist das Stimmungsbild allerdings weit weniger eindeutig und könnte letzten Endes so manchen Wähler in die Arme der Demokraten treiben.

Zumal nicht nur Trump gegen Illegale Stimmung macht. Senator Ted Cruz, der sich großen Rückhalts bei den Evangelikalen erfreut, schlägt nicht minder martialische Töne an. Marco Rubio und Jeb Bush wollen Einwanderer ohne Papiere zwar nicht einfach abschieben, versprechen aber ebenso, die Grenze undurchlässig zu machen. Das wiederum könnte manchem Einwanderer aus Lateinamerika sauer aufstoßen - die ihrerseits ein Drittel der US-Katholiken ausmachen.

Trump ging Franziskus öffentlich an

Die größten Probleme mit der katholischen Klientel dürfte allerdings Trump bekommen, der nicht davor zurückschreckte, den Papst öffentlich anzugreifen. In einem Interview mit dem Fernsehsender "Fox Business" hielt der Immobilienunternehmer vergangenen Donnerstag dem Papst einseitige Parteinahme zugunsten der Mexikaner vor. Die Regierung wolle, dass die Grenze so bleibe, wie sie sei. "Die machen damit ein Vermögen und wir verlieren." Der Papst habe offenbar kein Verständnis für die Gefahren, "die von unserer offenen Grenze mit Mexiko ausgehen".

Vatikansprecher Federico Lombardi reagierte am Dienstag auf die Kritik von Trump kurz angebunden. Dessen Vorwurf, dass der Papst mit seiner Mexikoreise zu sehr politisiere und in der Einwanderungsfrage das Geschäft Mexikos betreibe, sei eine seltsame Behauptung. Dass der in dritter Ehe verheiratete Trump sich von seinem Konkurrenten Cruz mangelnde Ernsthaftigkeit in Sachen Pro-Life-Bewegung vorwerfen lassen muss, macht sein Verhältnis zu den Katholiken nicht leichter. Vor allem konservativen Christen liegt das Thema Abtreibung besonders am Herzen.

Die bisher zu ungefähr gleichen Teilen zwischen Demokraten und Republikanern aufgeteilte "katholische Stimme" in den USA entwickelt sich immer mehr zu einer Herausforderung für die Konservativen. Der Wirbel um den Besuch von Franziskus an der Grenze geht weiter. Am Donnerstagabend konterte Trump die Kritik des Papstes mit der ihm eigenen Selbstgewissheit: "Wenn ein religiöses Oberhaupt den Glauben einer Einzelperson in Frage stellt, ist das schändlich."


Quelle:
KNA