34 Jahre organisierte Alberto Gasbarri die Visiten der Päpste

Der Lotse geht von Bord

Seit Päpste reisen, gehören Auslandsbesuche zu den Höhepunkten ihres Pontifikats. Für Planung und Organisation ist ein "Reisemarschall" zuständig. Dem Amtsinhaber Alberto Gasbarri bleibt nach 34 Jahren noch ein Rückflug.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Papst Franziskus mit Alberto Gasbarri / © Paul Haring (dpa)
Papst Franziskus mit Alberto Gasbarri / © Paul Haring ( dpa )

Bevor der Papst bei seinen Auslandsreisen den Boden des Gastlands betritt, verlässt als erster stets ein hochgewachsener, eleganter Mann das Flugzeug. Der vatikanische Reisemarschall Alberto Gasbarri inspiziert kurz die Lage, bevor das Kirchenoberhaupt die Gangway hinabsteigt und seine Gastgeber begrüßt.

Gasbarri geht Ende Februar in den Ruhestand

Im Vorfeld hat der Italiener Gasbarri das Besuchsprogramm samt Protokoll bis ins Detail vorbereitet, Orte für Messen und Begegnungen ausgesucht und Sicherheitskonzepte abgestimmt. Dann ist er - immer einige Schritte vor dem Papst - für den organisatorischen Ablauf der Reise zuständig. Mit Vollendung des 70. Lebensjahres geht Gasbarri Ende Februar in den Ruhestand. Mit dem Rückflug aus Mexiko geht eine Epoche zuende.

Seit 34 Jahren kümmert sich der studierte Betriebswirt Gasbarri um die Planung von Papstreisen. Roberto Tucci, seinerzeit Intendant von Radio Vatikan, machte den vielversprechenden jungen Mitarbeiter des Papstsenders 1982 zu seinem Assistenten, als er zusätzlich auch das Amt des päpstlichen Reisemarschalls mitübernehmen musste. Denn Johannes Paul II. (1978-2005) wollte noch viele Reisen unternehmen.

80 Reisen für Johannes Paul II. organisiert

Neben und unter Tucci, der für seine Verdienste später zum Kardinal ernannt wurde, organisierte Gasbarri rund 80 Reisen für den polnischen Papst. Er fuhr vorab die geplanten Stationen ab, verhandelte mit Gastgebern über Orte, Plätze und Reiserouten, über Verkehrsmittel und Sicherheitsmaßnahmen.

Und immer entwickelten er und Tucci auch einen "Plan B", falls sich Unvorhergesehenes ergeben sollte. Sie setzten durch, dass Johannes Paul II. trotz der Weigerung der salvadorianischen Behörden 1983 am Grab des ermordeten Erzbischofs Oscar Romero beten konnte. Sie forderten den israelischen Sicherheitsapparat heraus, als der Papst in Jerusalem unbedingt noch mal an der Kreuzigungsstätte Christi in der Grabeskirche beten wollte.

Planungen gingen manchmal nicht auf

Die Planungen gingen freilich nicht immer auf, wenn es etwa Fototermine mit Diktatoren zu verhindern galt. So gelang es 1987 Chiles General Augusto Pinochet, die gesamte Papstbegleitung auszusperren und den Papst zu einem Umweg zu bewegen. Plötzlich standen beide gemeinsam auf dem Balkon des Präsidentenpalastes vor einer Menschenmenge - ein Bild, das der Vatikan unbedingt vermeiden wollte.

Papst Benedikt XVI. (2005-2013) ernannte Gasbarri wenige Monate nach seiner Wahl zu seinem Reisemarschall - als ersten Laien. Sein unmittelbarer Vorgänger Renato Boccardo hatte den Rang eines Bischofs, blieb aber nur drei Jahre in dieser Position. Anders als der mitteilungsfreudige Boccardo setzte Gasbarri auf äußerste Diskretion. Auf Fragen reagierte er freundlich lächelnd - stellte aber klar, dass Auskünfte von seiner Seite nicht erwünscht seien.

Tätigkeiten bei Radio Vatikan

Freilich machte Gasbarri auch in seinem Hauptberuf Karriere: 1997 wurde er Geschäftsführer von Radio Vatikan, später auch Personalchef. Fast gleichzeitig mit seiner Nominierung zum Reisemarschall wurde er zusätzlich Technischer Direktor des Papstsenders.

Weltberühmt machte Gasbarri eine Äußerung von Papst Franziskus zum Anschlag auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" und die Grenzen der Meinungsfreiheit im Januar 2015. Um zu verdeutlichen, dass man eine Religion nicht beleidigen oder lächerlich machen dürfe, sagte der Papst während des Rückflugs von Manila: "Wenn Doktor Gasbarri, mein lieber Freund, meine Mama beleidigt, bekommt er eins vor den Latz."

Fest zum Abschied auf Rückflug von Mexiko

Gasbarris Nachfolger als päpstlicher Reiseplaner wird wieder ein Geistlicher: Der Kolumbianer Mauricio Rueda Beltz, ein Priester und Vatikandiplomat aus dem Staatssekretariat. Sein Dienstbeginn dürfte etwas ruhiger ausfallen. Denn während des Heiligen Jahres will der Papst eher weniger reisen. Doch vorher, beim Rückflug von Mexiko-Stadt, wird einmal auch der alte Reisemarschall selbst im Vordergrund stehen. Papst Franziskus hat "ein kleines Fest" mit den mitreisenden Journalisten angekündigt.


Quelle:
KNA