Positive Reaktionen auf Treffen

"Zeichen der Hoffnung"

In Russland wird das historische Treffen von Papst Franziskus und dem Moskauer Patriarchen Kyrill als hoffnungsvolles Zeichen der Annäherung gesehen. Es sei ein freudiges Ereignis für alle Christen. 

Franziskus und Kyrill I.: Austausch der gemeinsamen Erklärung / © Gregorio Borgia (dpa)
Franziskus und Kyrill I.: Austausch der gemeinsamen Erklärung / © Gregorio Borgia ( dpa )

Der Apostolische Nuntius in Moskau, Erzbischof Ivan Jurkovic, hat die Bedeutung der Bilder von der Begegnung zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill betont: "Die Bilder haben symbolischen Wert. Sie trösten die Leute. Sie geben Mut, sie sind ein Zeichen der Hoffnung", sagte er dem italienischen Pressedienst SIR.

Das Ereignis werde praktische Konsequenzen haben, die jetzt noch nicht abzusehen seien, aber die "zweifellos offiziell angekündigt werden".

Treffen an sich schon wertvoll 

Schon die Tatsache des Treffens zwischen Franziskus und Kyrill habe einen Wert, der jeden Inhalt übertreffe. Es genüge, an den "therapeutischen Wert" des Bildes der Umarmung zwischen Papst Paul VI. und dem Ökumenischen Patriarchen Athenagoras I. im Jahr 1964 zu denken.

Die russische Gesellschaft habe sich in einer "frohen, sehr schönen Erwartung" auf das Treffen zwischen Papst und Patriarch in Havanna vorbereitet, sagte Nuntius Jurkovic. Einerseits hätten die Menschen das Gefühl gehabt, dass es um etwas sehr Schwieriges gehe. Anderseits habe es seit langem die Hoffnung gegeben, dass es sich um einen wirklich historischen Moment handele.

Für die Katholiken in Russland habe das Ereignis bereits in der Vorphase eine positive Wirkung gehabt. In den vergangenen Jahren habe sich erwiesen, wie wichtig es für die katholische Gemeinschaft in Russland sei, gute Beziehungen zur Orthodoxie zu haben.

"Freudiges Ereignis für alle Christen"

Erzpriester Stefan von der Abteilung für Außenkontakte des Patriarchats sprach im staatlichen russischen Nachrichtenkanal "Rossija 24" von einem "historischen und freudigen Ereignis für alle Christen auf der Erde". Beide Kirchenführer spürten eine tiefe Verantwortung für das Schicksal der Christenheit und "für alles, was auf dem Planeten vor sich geht", sagte der Erzpriester und hob den Appell von Franziskus und Kyrill hervor, die derzeitigen Kriege zu beenden.

Erstmals seit der Kirchenspaltung vor fast 1.000 Jahren waren am Freitag die Oberhäupter der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche zusammengetroffen. Papst Franziskus und der Moskauer Patriarch Kyrill sprachen mehr als zwei Stunden am Flughafen von Havanna miteinander.

"Transformation der geistigen Werte"

Der nationalistische Parlamentarier Jaroslaw Nilow, der in der Duma den Ausschuss für kirchliche Organisationen leitet, erklärte, das Treffen werde zwar keine sofortigen Folgen haben. Die Begegnung werde aber langfristig zu einer "Transformation der geistigen Werte" führen. Beide Kirchenführer hätten ihren Willen zum Erhalt familiärer Werte, zum Kampf gegen Abtreibungen und zum Erhalt des Weltfriedens zum Ausdruck gebracht, sagte Nilow der Agentur Interfax.

Auch die Katholiken in Russland würdigten das historische Treffen. Der Moskauer Erzbischof Paolo Pezzi schränkte allerdings ein, dass von "romantischen Bemühungen, das Ideal der reinen ersten christlichen Gemeinschaft wiederzubeleben", nicht die Rede sein könne. Der Papst und der Patriarch seien sich weiterhin der geistlichen und historischen Barrieren bewusst, die zwischen beiden Kirchen stünden, sagte Pezzi der Nachrichtenagentur Tass.

Jaschke hofft auf besseres Klima 

Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke verspricht sich nach der Begegnung zwischen Papst Franziskus und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill Fortschritte für Christen in Russland. Das Klima werde sich dadurch etwa für Katholiken in Russland und anderen östlichen Ländern ändern, sagte Jaschke am Samstag im Deutschlandfunk. Jaschke ist in der Deutschen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog zuständig.

Die Staatsnähe der Orthodoxie sei natürlich ein Problem, so Jaschke. "Aber man muss nicht immer die Probleme zum Thema machen, sondern das Zeichen der Gemeinsamkeit sehen und sehen, was jetzt daraus wächst". Die Signale seien wichtig. "Wir müssen sehen, welche Auswirkungen auf die Christenheit im Orient, im Nahen Osten sich entwickeln werden", so Jaschke. 


Quelle:
epd , KNA