Papst Franziskus erhält den Karlspreis 2016

"Botschaft der Hoffnung und Ermutigung"

Der Karlspreis 2016 geht an Papst Franziskus. Das haben das Karlspreisdirektorium und die Stadt Aachen bekannt gegeben. 

Franziskus bei einer Generalaudienz / © Giorgio Onorati (dpa)
Franziskus bei einer Generalaudienz / © Giorgio Onorati ( dpa )

Die EU habe in den vergangenen Jahren Krisen und Rückschläge erlebt, stellte das Karlspreisdirektorium in der Begründung fest. "In dieser Zeit, in der viele Bürgerinnen und Bürger in Europa Orientierung suchen, sendet Seine Heiligkeit Papst Franziskus eine Botschaft der Hoffnung und der Ermutigung aus", hieß es.

Der Papst sei eine "Stimme des Gewissens", die mahne, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Das Direktorium würdigt den Papst zudem "wegen seiner herausragenden Botschaften und Zeichen, die sein Pontifikat für Frieden und Verständigung, für Barmherzigkeit und Toleranz, Solidarität und Bewahrung der Schöpfung setzt". Die Preisverleihung soll - anders als üblich - nicht in Aachen, sondern in Rom stattfinden. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. 

Lob für Papst-Engagement in Wirtschaftskrise

Der Vorsitzende des Direktoriums, Jürgen Linden, der Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) und der Aachener Dompropst Manfred von Holtum verwiesen auf die "historische Rede" von Franziskus vor dem Europäischen Parlament im November 2014. Darin habe er sehr eindringlich an die Abgeordneten appelliert, die Ideale der Gründungsväter Europas in den Mittelpunkt ihres Handelns zu rücken und ihren Beitrag zu leisten, dass das große Potenzial der europäischen Idee nicht verspielt werde.

Das Direktorium stellte in seiner Begründung auch heraus, dass der Papst nicht nur mit Blick auf die Flüchtlingskrise Europa zu mehr Engagement ermahne, sondern auch auf die Auswirkungen der Wirtschaftskrise aufmerksam mache. In dieser Situation beschwöre er die Prinzipien von Solidarität und Subsidiarität sowie die Einheit in Verschiedenheit. Zudem bekräftige er den humanistischen Geist und rufe Europa auf, sich die eigenen religiösen Wurzeln zunutze zu machen.

"Stimme des Gewissens"

"In einer Zeit, in der die Europäische Union vor der bislang größten Herausforderung des 21. Jahrhunderts steht, ist es der Papst 'vom anderen Ende der Welt', der Millionen Europäern Orientierung dafür gibt", erklärte Linden. Er trete ein für die Achtung der natürlichen Lebensgrundlagen, die Freiheitsrechte und die Würde des Menschen, "ganz gleich welcher ethnischen, religiösen oder kulturellen Herkunft er ist". Aachens Oberbürgermeister Philipp würdigte Franziskus als "Stimme des Gewissens, die uns mahnt, bei all unserem Tun den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen."

Papst Franziskus will den Preis dem europäischen Engagement für Frieden widmen. "Ich fordere alle auf, sich für den Frieden einzusetzen, insbesondere die Europäer, die Verantwortung für den Frieden auf dem Kontinent und weltweit tragen", sagte er nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi. Angesichts der Tatsache, dass Franziskus im Allgemeinen Ehrenauszeichnungen ablehne, sei seine Entscheidung, den Karlspreis anzunehmen, von besonderer Bedeutung, sagte Lombardi. Sie demonstriere die Wertschätzung des von einem anderen Kontinent stammenden Papstes für die historische Rolle Europas. Damit verbinde der Papst zugleich die Erwartung, dass Europa seiner Berufung zum Schutz der Menschenwürde, der Solidarität mit allen Völkern der Erde und dem Frieden weltweit gerecht werde.

"Mit eindringlichen Worten wachgerüttelt"

Die Deutsche Bischofskonferenz erklärte, innerhalb kurzer Zeit sei es Papst Franziskus gelungen, die EU an ihre Werte und Verantwortlichkeiten zu erinnern. Gerade mit Blick auf wachsende Säkularisierungstendenzen sei die Verleihung des Preises an Papst Franziskus "ein wichtiges politisches Signal für unsere christlich-abendländische Kultur", sagte der Vorsitzende, Kardinal Reinhard Marx. Auch er erinnerte an den Besuch des Papstes auf Lampedusa: "Die eindringlichen Worte, nach denen das Mittelmeer nicht zu einem Friedhof werden dürfe, haben die Welt aufgerüttelt."

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) betonte, mit Papst Franziskus werde nicht in erster Linie der kirchliche Würdenträger geehrt, sondern der Aktivist für ein glaubwürdiges Christsein. Franziskus sehe die Kirche als Dienst an den Menschen, die Hilfe brauchten. In Auftreten und Lebensführung verkörpere er glaubwürdig die Option für die Armen, so ZdK-Präsident Thomas Sternberg.

Erinnerung an europäische Werte

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat erklärte, der lateinamerikanische Papst erinnere Europa an seine Werte wie christliche Solidarität und Hilfe für Migranten. "Papst Franziskus hat damit einen wichtigen Beitrag zur Verständigung innerhalb Europas in einer sehr heraufordernden Zeit geleistet", sagte Hauptgeschäftsführer Bernd Klaschka. 

Franziskus ist nicht der erste Papst, der mit dem Preis bedacht wird: Erstmals wurde 2004 ein außerordentlicher Karlspreis verliehen. Er ging an Papst Johannes Paul II. und zeichnete sein Engagement für die Einigung Europas und für den Frieden aus. 


Quelle:
KNA