Papst warnt vor einer in sich verschlossenen Kirche

Heiliges Jahr im Blick

Wenige Wochen vor der Eröffnung der Heiligen Pforten in Rom zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit ging es bei der Generalaudienz von Papst Franziskus ebenfalls um Tore - und einen Appell gegen die Ausbeutung von Kindersoldaten.

Papst Franziskus / © Ettore Ferrari (dpa)
Papst Franziskus / © Ettore Ferrari ( dpa )

Nach den Anschlägen in Paris ist das Thema Sicherheit für die Besucher im Vatikan und in den römischen Kirchen allgegenwärtig. Das Aufgebot an Sicherheitskräften ist sichtlich gestiegen, auch rund um den Petersplatz und anlässlich der Generalaudienz. Etliche italienische Kommentatoren und Politiker hatten in den vergangenen Tagen den Papst aufgefordert, das Heilige Jahr abzublasen oder zumindest zu verschieben. Eine indirekte Antwort darauf erteilte Franziskus in seiner Katechese: Die Tür der Barmherzigkeit Gottes müsse zu jeder Zeit offen sein und könne alle aufnehmen. Man müsse aber "den Mut aufbringen, die Schwelle dieser Tür zu überschreiten", so Franziskus weiter.

Tür schützt Bewohner

Apropos Sicherheit: Die Pforte gilt gemeinhin als "Schutz für die Hausbewohner", doch dies bedeute nicht, dass sie abweisend sein darf. Neben der Schutzfunktion nannte der Papst auch die Gefahren: die Türe dürfe nicht aufgebrochen werden, sondern man müsse stattdessen immer um Erlaubnis – um Einlass – bitten. "Die Gastfreundschaft kommt in der Freiheit des Aufnehmens zum Vorschein, doch sie wird zu etwas dunkles, wenn eine Invasion durch Gewalt ausgeübt wird", sagte der Papst bei der Generalaudienz. Man öffne Türen, um nachzuschauen, ob jemand "vor der Tür" sei. Dies könne ein Hilfesuchender sein, der einfach Mut braucht und keine Kraft zum Anklopfen habe. Deshalb sage die Tür eines Hauses auch vieles über die Bewohner hinter und vor den Türen aus. Die Öffnung der Tür erfordere eine achtsame Entscheidung und zugleich ein großes Vertrauen.

Kirchen mit offenen Türen

Was für jeden Gläubigen gelte, müsse auch für die Bistümer, Pfarreien und Gemeinden gelten. "Das Heilige Jahr rückt die große Tür der Barmherzigkeit Gottes ins Blickfeld, doch es geht auch um die kleinen Türen unserer offenen Kirchen, damit dort der Herr eintreten kann oder damit in unseren Strukturen, in denen unser Egoismus den Herrn gefangen hält, hinauslassen kann", erläuterte der Papst. Wer die Kirche "repräsentiere" – also Geistliche oder andere Kirchenvertreter – sei nicht der Hausherr, sondern vielmehr der Türsteher; doch ein Wärter höre immer auf die Stimme seines Herrn.

"Die Kirche ist gleichsam die Pförtnerin des Hauses des Herrn, die immer wieder auf die Stimme Jesu Christi hört. Und in diesem Sinne stehen wir vor dem Heiligen Jahr. Es wird konkret Heilige Pforten geben, doch die Tür der Barmherzigkeit Gottes ist noch größer! So soll auch die Tür unseres Herzens sein, damit wir alle die Vergebung Gottes empfangen oder unsere Vergebung geben und alle aufnehmen, die an unsere Tür klopfen."

Barmherzigkeit als Mission der Kirche

Gerade die vor kurzem abgeschlossene Bischofssynode habe alle dazu ermuntert, sich diesem "Tor der Barmherzigkeit" anzunähern und ohne Angst zu begegnen. Es gehöre zur Aufgabe der Kirche, "gemeinsam mit Jesus" zu den Menschen zu gehen, "die vielleicht unentschlossen sind oder sich verirrt haben", so der Papst weiter. Dies sei besonders eine Mission für die christlichen Familien, fügte Franziskus an. "Öffnet allen die Türen des Herrn, der Einlass gewährt, um seinen Segen und seine Freundschaft zu bringen", so der Papst wörtlich.

Appell gegen die Ausbeutung von Kindersoldaten

Papst Franziskus hat bei der Generalaudienz auch die Ausbeutung von Kindersoldaten verurteilt. Die Weltgemeinschaft müsse Sorge dafür tragen, dass Minderjährige nirgendwo als Kämpfer rekrutiert würden, sagte er. Anlass war der Internationale Tag der Kinderrechte, den die Vereinten Nationen am Freitag begehen. Franziskus rief dazu auf, Kinder vor allen Formen von Sklaverei, Ausbeutung und Misshandlung zu schützen. Vielmehr müssten Staaten ihre Familien mit Kindern stärker unterstützen und jedem Kind die Möglichkeit zum Schulbesuch geben.


Quelle:
rv , KNA , DR