Zehntausende beten in Rom für das Gelingen der Bischofssynode

Hoffen auf klare Worte

Was die Bischöfe von der Synode über Ehe und Familie erwarten, war in den vergangenen Tagen oft zu hören. Was die einfachen Gläubigen sich davon erhoffen, konnte man am Vorabend auf dem Petersplatz erfahren

Gebetswache zur Vorbereitung auf die Familiensynode / © Maurizio Brambatti (dpa)
Gebetswache zur Vorbereitung auf die Familiensynode / © Maurizio Brambatti ( dpa )

"Ein bisschen langweilig, aber sehr schön" sei es gewesen, sagt der 9-jährige Tommaso. "Einfach, aber bedeutungsvoll", ergänzt sein Vater, "ein wichtiger Moment des Gebets, der mir gut tat". Wie der römische Katholik Giovanni Scifoni waren sie zu Zehntausenden am Samstagabend der Einladung der italienischen Bischofskonferenz zur Gebetsvigil auf den Petersplatz gefolgt. Nach den Turbulenzen um das Outing eines vatikanischen Priesters als praktizierender Homosexueller am Vormittag wirkte das Gebetstreffen am Vorabend der Weltbischofssynode über Ehe und Familie wie Balsam für die katholische Seele.

Traditionelle Familienform

Vom Säugling bis zu Großeltern, Pfadfindern und Ordensleuten: Optisch kam die Menge auf dem Petersplatz bunt daher. Was sie von der Synode erwarten? "Klare Worte für die christliche Familie, das heißt: Mann, Frau, Kind», sagt Teilnehmerin Alessandra Paesanti aus Padua und findet große Zustimmung von ihren Sitznachbarn. Diese traditionelle Form der Familie sehen hier viele in Gefahr. In der Welt von heute, so Paesanti, «gibt es viele neue Ideen, die die Familie nicht mehr ins Zentrum stellen."

Offen sein für den Heiligen Geist und den Dialog untereinander, dazu mahnte Papst Franziskus die Synodenteilnehmer in seiner Predigt. Damit verbunden stand sein Aufruf zu einer Kirche als «offenes Haus» und die Warnung vor moralischem Rigorismus. Er wolle «dem Papst Kraft und Mut zusprechen, den Wert der christlichen Familie zu verteidigen», sagt auch Danilo Annarita vom Neokatechumenalen Weg, einer katholischen Gemeinschaft. Von der Synode erhofft der Italiener im Missionseinsatz sich "ein starkes Zeichen der Kontinuität", ein "Siegel" auf die katholischen Familienwerte entgegen der vorherrschenden gesellschaftlichen Tendenz zu "Egoismus und Spaltung". Das, sagt Annarita im Blick auf die zunehmend säkularisierte Gesellschaft, müsse aber gut begründet werden.

"Es müssen Worte gefunden werden, um zu erklären, warum die christliche Familie anders ist als andere Vorstellungen", glaubt auch Alessandra Paesanti. Geht es nach ihr, wird die Synode vor allem eines bringen: Moderneres Handwerkszeug, um die traditionelle kirchliche Sicht der Familie zu vermitteln. An größere Veränderungen der Lehre als Resultat der Synode glaubt Danilo Annarita nicht. Er verweist auf den Heiligen Geist, der in der Synode wirke, "auch wenn wir ihn manchmal erst später verstehen".

Lange Wege nach Rom

Eine Frau, ein Mann und ihre Kinder: Für diese Definition von Familie einzustehen und ihre Bekräftigung durch die ab Montag tagende Bischofssynode zu beten, dafür haben viele Teilnehmer der Gebetsvigil teils lange Wege aus allen Teilen Italiens auf sich genommen. Viele gehören katholischen Bewegungen und Gemeinschaften an. Vertreter der Fokolarbewegung, des Neokatechumenalen Weg und der «Azione Cattolica» halten ihre Banner in den Abendhimmel. Ausländische Gläubige waren auf dem Petersplatz kaum zu finden.

Was am späten Nachmittag mit Sakropop und einer weltjugendtagsähnlichen Stimmung begonnen hatte, ging nahtlos über in einen Abend andächtigen Gebets. Angerührt lauschten die Versammelten den Zeugnissen, vorgetragen von Familien und Vertretern verschiedener geistlicher Gemeinschaften. Papst Franziskus schüttelte keine Hände, küsste keine Kinder und statt der lauten Jubelrufe bei anderen Papstauftritten prägten Kerzen und betende Hände das Bild. "Der Papst musste uns heute Abend nicht beeindrucken, diese Vigil ist nicht dazu da, eine großartige Rede des Papstes zu hören", sagt Teilnehmer Scifoni. Sie seien einfach hier, sagt der dreifache Familienvater, "um für die Synode zu beten, denn sie ist ein kritisches Moment nicht nur für Katholiken oder Italien, sondern für die ganze Welt".


Quelle:
KNA