Besuch von Papst Franziskus in Kuba

Papst als "Versöhnungsmotor"

Nach jahrzehntelanger Funkstille kommunizieren Washington und Havanna auf höchster Ebene. Obama und Castro versprechen vor der Visite des Papstes Annäherung.

Autor/in:
Georg Ismar, Isaac Risco und Miriam Schmidt
Barack Obama und Raul Castro  / © Michael Nelson/Alejandro Ernesto (dpa)
Barack Obama und Raul Castro / © Michael Nelson/Alejandro Ernesto ( dpa )

Vor dem Besuch von Papst Franziskus in beiden Ländern haben sich US-Präsident Barack Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro für eine weitere Annäherung ausgesprochen. Castro habe in dem Telefonat die vollständige Aufhebung des seit fast 55 Jahren bestehenden US-Handelsembargos gegen den sozialistischen Karibikstaat gefordert, teilte das kubanische Außenministerium in Havanna mit. Nach Angaben des Weißen Hauses lobten beide die Vermittlungsrolle des Papstes bei der Überwindung der seit der kubanischen Revolution bestehenden diplomatischen Eiszeit. Seit Juli haben beide Staaten wieder Botschafter im anderen Land.

Es war das erste direkte Gespräch der beiden Staatschefs seit der historischen Begegnung beim Amerika-Gipfel in Panama im April. Als dritter Papst reist Franziskus am Samstag zu einem Besuch nach Kuba, bevor er am Dienstag in die USA weiterreist. Beobachter werten es als politisches Signal, dass Franziskus Kuba und die USA in einer Reise besucht. Das Oberhaupt der katholischen Kirche hatte bei der Annäherung zwischen den bisherige Erzfeinden eine wichtige Vermittler-Rolle übernommen. Das Weiße Haus gab kurz vor der Reise eine Aufweichung von Sanktionen gegen Kuba bekannt.

Opposition hat wenig Hoffnung 

So werden für US-Unternehmen Geschäfte mit dem kommunistisch regierten Staat leichter, vor allem für Internet- und Telekommunikationsanbieter sowie für Investoren und Banken. Außerdem wird der Transfer von deutlich mehr Touristen und Handelsgütern mit Fähren zwischen beiden Ländern erlaubt.In Kuba ist auch ein Treffen des Papstes mit Staatschef Raúl Castro geplant, wahrscheinlich wird Franziskus auch den Anführer der Revolution, Fidel Castro (89), in Havanna treffen.

Die Opposition hat aber nur wenig Hoffnung auf einen politischen Frühling, auf ein Ende von Repressionen gegen sie. Bislang stehe kein Papst-Treffen mit der Opposition auf der Agenda, sagte der führende Oppositionsaktivist Antonio Rodiles der Deutschen Presse-Agentur in Havanna. "Das finde ich bedauerlich". Beim anschließenden Besuch in Washington werde sich der Papst sicher für die Aufhebung des US-Embargos gegen Kuba einsetzen. "Aber die politischen Häftlinge in Kuba bleiben in Haft", sagte Rodiles. 

Rodiles betonte, der kubanische Kardinal Jaime Ortega habe gesagt, dass die Kirche nicht dafür da sei, um Regierungen zu stürzen. "Sie ist aber auch nicht dafür da, um Diktaturen zu stützen", warnte Rodiles vor einem Kuschelkurs gegenüber dem Castro-Regime. José Daniel Ferrer, Anführer der wichtigsten Oppositionsbewegung im Osten des Landes sagte: "Es gibt Einsätze der Staatssicherheit in den Bezirken, wo viele Aktivisten wohnen". Er fürchtet, dass Aktivisten in Gewahrsam genommen werden, um Proteste während des Besuches zu unterbinden.

Scharfe Kritik von Bischöfen 

Der Geschäftsführer des bischöflichen Hilfswerks Misereor, Martin Bröckelmann-Simon, sagte der dpa: "Die kubanischen Bischöfe sehen sehr wohl, dass es nach wie vor undemokratische Verhältnisse gibt". Der Umgang mit der Opposition, willkürliche Verhaftungen – das werde scharf kritisiert. "Es ist eine elementare Forderung der Kirche, dass die Menschenrechte beachtet werden." Gleichwohl sei Kuba nun auf einem positiven Weg der Öffnung, betonte er.

Als erster Papst hatte Johannes Paul II. 1998 Kuba besucht. Sein Aufruf "Möge Kuba sich der Welt öffnen und die Welt sich öffnen für Kuba" leitete einen Entspannungsprozess ein. Nach der Revolution mussten viele Priester das Land verlassen, der Glauben konnte nicht gelebt werden. Die Regierung tritt nun für Religionsfreiheit ein. Rund 80 Gotteshäuser, die nach der Revolution besetzt worden waren, sollen zurückgegeben werden.


Quelle:
dpa