Bolivien sieht sich im Streit um einen Meer-Zugang bestärkt

Morales spürt päpstlichen Rückenwind

Seit Montag ist Papst Franziskus von seiner einwöchigen Lateinamerika-Reise zurück im Vatikan. Jetzt versucht die Regierung in La Paz, aus seinen Reden politisches Kapital zu schlagen.

Autor/in:
Tobias Käufer
Franziskus mit Präsident Morales (dpa)
Franziskus mit Präsident Morales / ( dpa )

Es war einer der bemerkenswertesten Momente während des Besuchs von Papst Franziskus in Bolivien: In der Kathedrale von La Paz hatte das Kirchenoberhaupt vergangene Woche zum Dialog mit Nachbarstaaten gemahnt und mit Blick auf den von Bolivien angestrebten Weg zum Meer betont, es gelte Brücken zu bauen, keine Mauern. 

Seitdem sieht sich die Regierung in La Paz als Gewinner der historischen Visite. Chile, das von der päpstlichen Äußerung mitgemeint war, versucht dagegen den Appell herunterzuspielen.

Bolivien fühlt sich bestärkt

Boliviens Kommunikationsministerin Marianela Paco ist jedenfalls in Hochstimmung. Sie ließ die Medien ihres Landes wissen, das bolivianische Volk fühle sich durch die Worte des Papstes bestärkt. "Das Wenigste, was wir tun können, ist, uns für seine Worte, seine Unterstützung und vor allem seine Weisheit, mit der er das Thema behandelt hat, zu bedanken", sagte Paco dem Radiosender FM Bolivia.

Nach der Dialogaufforderung von Franziskus verlangt Bolivien nun noch vehementer die Rückgabe eines im 19. Jahrhundert während des Salpeterkrieges an Chile verlorenen Küstenstreifens. In dieser Sache hatte La Paz schon den Internationalen Gerichtshof in Den Haag angerufen.

Suche nach einem Konsens

In ähnliche Richtung tendiert offenbar auch der chilenische Kardinal Ricardo Ezzati. Der Erzbischof von Santiago wertete die Aussagen des Papstes in dieser Woche nach Angaben der Tageszeitung "La Nacion" als die Worte eines Pastors und nicht die eines Politikers. Es sei nun an der Zeit, zur Suche nach einem Konsens aufzurufen. Eine Lösung zu suchen, die beiden Ländern gerecht würde, sei immer eine noble und gerechte Sache.

In Chile zeigt sich die Regierung von Präsidentin Michele Bachelet bislang zwar offen für einen Dialog, wirkt aber geradezu überfahren von den Ereignissen der vergangenen Tage. Unterdessen sieht Boliviens Staatspräsident Evo Morales nicht nur den Papst, sondern gleich die gesamte katholische Weltgemeinschaft auf der Seite der Forderungen aus La Paz.

Zurück ans Meer

Die Katholiken dieser Erde stünden auf der Seite Boliviens, damit es als souveräner Staat ans Meer zurückkehren könnte, sagte Morales am Dienstag in El Alto. Nebenbei lüftete Morales noch ein Geheimnis. Er habe während dessen Visite um das Leben des "antikapitalistischen und antiimperialistischen" Papstes gefürchtet. Deswegen habe der Papst auch immer wieder gesagt, dass man für ihn beten solle. "Ich habe das genau verstanden", sagte Morales.

Unterdessen brechen in Ecuador nach dem Papstbesuch die für ein paar Tage zugeschütteten Gräben zwischen Regierung und Opposition wieder auf. Präsident Rafael Correa habe während einer Rede über eine umstrittene Steuer- und Erbschaftsreform deren Kritiker nicht weniger als 30 Mal Lügner genannt, bilanziert die Tageszeitung "El Universo".

Aus Sicht des Kommentators Felipe Burbano de Lara zeigt das, dass die Worte des Papstes bei Correa wenig Eindruck hinterlassen haben. Einen echten Dialog, der, wie von Franziskus gefordert, andere Meinungen zulasse, wolle Correa offenbar gar nicht. Zuvor hatte sich Correa gesprächsbereit gezeigt - allerdings nur auf der Basis der Wahrheit. Wer aber definiert, was Wahrheit ist, daran ließ Correa in seiner eigenen TV-Show am Wochenende keinen Zweifel.


Franziskus in Bolivien (dpa)
Franziskus in Bolivien / ( dpa )
Quelle:
KNA