Papst warnt in Lateinamerika vor Konsumismus

Wider die Betäubung

Bei einer Messe mit mehr als einer Million Menschen hat Papst Franziskus in Bolivien vor einem grenzenlosen Konsumismus gewarnt. Jesus akzeptiere diese Denkweise nicht, betonte Franziskus am zweiten Tag seines Bolivien-Besuchs in Santa Cruz.

Franziskus in Bolivien (dpa)
Franziskus in Bolivien / ( dpa )

In seiner Predigt unter freiem Himmel wandte sich Franziskus gegen eine Logik, die versuche, alles in "Tauschobjekte, Konsumgüter, alles in Käufliches zu verwandeln". Sie ziele darauf ab, "nur sehr wenigen Raum zu lassen und alle auszuschließen, die nicht produzieren", kritisierte der Papst. Die Schwächsten zögen hierbei stets "den Kürzeren".

Anlass des Gottesdienstes war die Eröffnung des fünften Nationalen Eucharistischen Kongresses. Der wirkliche Reichtum einer Gesellschaft bemesse sich am Leben ihrer Menschen. Er beruhe auf den Alten, die in der Lage seien, Weisheit und das Gedächtnis ihres Volkes an die Kleinsten weiterzugeben.

Zum Anziehen der Messgewänder vor dem Gottesdienst diente dem Papst eine nahe gelegene Filiale der Fast-Food-Kette "Burger King" als Behelfs-Sakristei. Das Logo der Kette prangte oberhalb des Eingangs, den Franziskus benutzte. Die Filiale war an diesem Tag geschlossen. Während der Predigt verlor der Papst durch einen Windstoß seine weiße Scheitelkappe, den Zucchetto.

Wert der kollektiven Erinnerungen

Weiter rief Franziskus in seiner Predigt dazu auf, die kollektiven Erinnerungen und Erfahrungen eines Volkes nicht einfach über Bord zu werfen. Völker hätten ein Gedächtnis, eine Erinnerung, die von einer Generation auf die andere übergehe. Wenn dieses Gedächtnis betäubt werde, seien Hoffnung und Freude in Gefahr, so der 78-Jährige. Die Folge sei eine Traurigkeit, die zu Vereinzelung und zu einer Ausgrenzung der Ärmsten führe.

Während des Gottesdienstes auf Spanisch wurden auch Gebete in den indigenen Sprachen Ketschua, Aymara und Guarani vorgetragen. Franziskus hatte sich in seiner Begrüßungsansprache für die Rechte der indigenen Völker eingesetzt. In der Nacht zum Freitag deutscher Zeit nimmt er am Welttreffen der Volksbewegungen in Santa Cruz teil. Redner dort ist auch Boliviens Staatspräsident Evo Morales.


Quelle:
KNA