Franziskus ruft in Sarajevo zur Versöhnung auf

Pilger des Friedens

Sarajevo steht für Krieg und Zerstörung in Europa. 20 Jahre nach dem Ende des Bosnien-Kriegs würdigte Papst Franziskus die Stadt nun als "Ort des Dialogs und friedlichen Zusammenlebens" zwischen Religionen und Kulturen.

6. Juni. Souvenirs zum Papst-Besuch in Sarajevo. Papst Franziskus in Sarajevo (06.06.2015)  Mit einem Appell zu Versöhnung zwischen Bosniern, Serben und Kroaten hat Papst Franziskus seinen Tagesbesuch in Sarajevo begonnen.  (dpa)
6. Juni. Souvenirs zum Papst-Besuch in Sarajevo. Papst Franziskus in Sarajevo (06.06.2015) Mit einem Appell zu Versöhnung zwischen Bosniern, Serben und Kroaten hat Papst Franziskus seinen Tagesbesuch in Sarajevo begonnen. / ( dpa )

Papst Franziskus hat in Bosnien-Herzegowina zu Versöhnung zwischen den Volksgruppen der Bosnier, Serben und Kroaten aufgerufen. Bei seinem Tagesbesuch in Sarajevo traf er am Samstag mit Regierungsvertretern und Politikern zusammen. Bei einer Messe unter freiem Himmel mit rund 65.000 Menschen forderte der Papst, aus der im Bosnien-Krieg leidgeprüften Stadt solle sich der Schrei erheben: "Nie wieder Krieg!" Krieg bedeute Vertreibung, Flüchtlingslager und zerstörte Häuser und Fabriken. Vor allem aber bedeute er "viele zerbrochene Leben".

Klima des Krieges

Mit Blick auf die Weltlage sagte Franziskus, die gegenwärtig zahlreichen bewaffneten Konflikte seien eine "Art dritter Weltkrieg, der stückweise geführt" werde. In die "globale Kommunikation" sei ein "Klima des Krieges" eingezogen. Er verurteilte all jene, die einen Zusammenstoß zwischen Kulturen und Zivilisationen bewusst förderten oder gar mit Kriegen spekulierten, um Waffen zu verkaufen.

In seiner Rede vor dem regierenden Staatspräsidium des Landes würdigte Franziskus "Fortschritte" seit dem Ende des Bosnien-Kriegs (1992-1995) vor 20 Jahren. Die EU und die internationale Gemeinschaft forderte er zur Unterstützung des Versöhnungsprozesses auf. Bosnien-Herzegowina sei ein "integraler Bestandteil Europas". Weiter forderte der Papst eine tatsächliche Gleichheit für Bürger aller Volksgruppen vor dem Gesetz. Zudem mahnte er eine Achtung der Grundrechte an, vor allem der Religionsfreiheit. Im Anschluss ließ er weiße Tauben als Friedenssymbol aufsteigen.

Nachmittag der Begegnung

Am Nachmittag fanden Begegnungen mit Priestern und Ordensleuten sowie mit Vertretern des Islam und anderer christlicher Kirchen statt. Zum Abschluss des rund elfstündigen Aufenthalts traf der Papst mit Jugendlichen zusammen. Am Abend flog der 78-Jährige nach Rom zurück. Für Sonntag stehen Gespräche des Argentiniers mit den Staatspräsidenten seines Heimatlandes und Venezuelas, Cristina Fernandez de Kirchner und Nicolas Maduro, auf dem Programm. Am Mittwoch kommt Russlands Präsident Wladimir Putin in den Vatikan. Für 18. Juni ist die Veröffentlichung von Franziskus' Umweltenzyklika geplant, die mit Spannung erwartet wird.

Der Besuch in Sarajevo fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt; insgesamt waren rund 4.000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Besondere Vorkommnisse gab es jedoch nicht. 

Das Abkommen von Dayton beendete 1995 den Krieg in der früheren jugoslawischen Teilrepublik. Es brachte eine Teilung von Bosnien und Herzegowina in zwei gleich große Teilrepubliken: die Republika Srpska (Serbische Republik) und die (bosniakisch-kroatische) Föderation von Bosnien und Herzegowina. Kritiker sehen als Folgen des Dayton-Vertrags eine De-facto-Duldung der ethnischen Säuberungen und eine Festigung der durch Gewalt geschaffenen ethnischen Territorien.

Benachteiligungen im Alltag

Von den heute rund 3,8 Millionen Bewohnern gehören 440.000 der kroatisch-katholischen Gruppe an, nur noch die Hälfte derer, die vor dem Krieg 1991 im Land waren; die Auswanderung hält an. Rund 1.000 Kirchengebäude wurden in den Kämpfen zerstört. Die Bischöfe klagen über Hürden bei Bauvorhaben sowie weitere Benachteiligungen im Alltag.


Papst-Souvenirs (dpa)
Papst-Souvenirs / ( dpa )

Kathedrale von Sarajevo (dpa)
Kathedrale von Sarajevo / ( dpa )
Quelle:
KNA