Papst: Politik und Wirtschaft missachten die Familie

Schule der Menschlichkeit

Papst Franziskus hat eine Missachtung der Familie durch Wirtschaft, Politiker und Medien kritisiert. Für sie sei die Familie etwas Zweitrangiges, beklagte er am Mittwoch bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz.

Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 3.6.15 (dpa)
Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 3.6.15 / ( dpa )

Nach Franziskus' Worten wird die Intaktheit von Familien durch viele Faktoren gefährdet. In den reichen Ländern fördere die Wirtschaft eine individualistische Wohlfühlkultur, unterstützt von den Massenmedien, und beute gleichzeitig die familiären Beziehungen aus. Den Medien warf er vor, sie propagierten Konsumismus und "Pseudo-Modelle" von Familie.

"Die immense Arbeit der Familie taucht natürlich in keiner Bilanz auf", so der Papst. Und doch sei sie die Säule der Menschheit und die Schule der Menschlichkeit. "Nimmt man die Familie weg, stürzt alles zusammen." Sie bewahre die Welt vor der Barbarei. Die "Planer des Gemeinwohls" seien heute irritiert angesichts von Familien, die auch unter widrigsten Verhältnissen harmonisch und stabil blieben, sagte der Papst. "Sie verstehen nichts."

Würdigung für Familien in Not

Viele Familien litten unter Armut und Arbeitslosigkeit, erinnerte Franziskus. Dies stelle das Verhältnis zwischen den Eheleuten und den Bestand der Familie oft auf eine harte Probe; materielle Not könne sie zerstören. Der Papst würdigte Familien, die trotz aller Nöte zusammenhalten. "Diese Lektion darf jedoch nicht unsere Gleichgültigkeit rechtfertigen, sondern muss eher unsere Scham vergrößern." Die Christen rief er zur Solidarität mit armen Familien auf. Ihnen müsse auch die Kirche besonders nah sein.

Mitgefühl für Angehörige von Schiffsunglück

Nach dem schweren Schiffsunglück in China hat Papst Franziskus bei der Generalaudienz außerdem den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl ausgesprochen. Er sei dem chinesischen Volk in diesem schwierigen Moment nah, sagte Franziskus. Er bete für die Opfer, ihre Familien und die Helfer.

Bei dem Unglück auf dem Jangtse kamen möglicherweise Hunderte Menschen ums Leben, nachdem ihr Schiff am Montagabend in einem Sturm gekentert war. Am Tag danach wurden lediglich 14 der 456 Passagiere gerettet.


Quelle:
KNA