Papst: Manchmal rutscht mir ein Wort zu viel raus

Ein Leben ohne TV und Internet

Papst Franziskus weint um menschliche Dramen, verkneift sich aber die Tränen in der Öffentlichkeit. In einem Zeitungsinterview gibt er Einblick in sein Privatleben, zum Beispiel in sein Medienverhalten.

Mate-Tee für den Papst (dpa)
Mate-Tee für den Papst / ( dpa )

Papst Franziskus legt nach eigenem Bekunden nicht jedes seiner Worte auf die Goldwaage. "Ich bin eher tollkühn", sagte er laut einem Interview mit der argentinischen Zeitung "La Voz del Pueblo", dessen Text am Montag auch die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" veröffentlichte: "Das verursacht mir manchmal schöne Kopfschmerzen, weil mir ein Wort zu viel rausgerutscht ist", sagte Franziskus demnach mit einem Lächeln. Teils verdrehten die Medien aber auch schon mal seine Worte oder rissen sie aus dem Zusammenhang.

Von Schicksal zu Rohingya zutiefst erschüttert

Das Schicksal der Rohingya in thailändischen Gewässern, die wegen Umweltschäden erkrankten Kinder oder die Umstände, die einen Menschen zum Verbrechen führen, könnten ihn zutiefst erschüttern, erklärte der Papst.

"Das bringt mich innerlich zum Weinen". Öffentlich habe er aber nur zweimal Tränen vergossen. Einmal wegen der Christenverfolgung im Irak, das andere Ereignis erinnere er nicht, sagte Franziskus der Zeitung der Kleinstadt Tres Arroyos. "Ich konnte mich nicht rechtzeitig halten, ich war zu erschüttert, dabei sind mir einige Tränen entwischt." Er habe so getan, als ob nichts wäre, und sei sich mit der Hand über das Gesicht gefahren, um weiter zu machen.

Fußballbericht von Schweizer Garde

Über das Weltgeschehen erfahre er aus den Medien nur über die italienische Zeitung "La Repubblica", die er täglich nicht länger als zehn Minuten am Morgen durchblättere. Auch surfe er nicht im Internet und sehe nicht mehr fern. Fernsehen schaue er niemals, so Franziskus. Dieses Versprechen habe er im Juli 1990 der "Jungfrau von Carmelo" gegeben. "Ich sagte mir, das ist nichts für mich." Ergebnisse und Tabellenstand seines Fußballteams San Lorenzo erfahre Franziskus über ein Mitglied der Schweizer Garde des Vatikans, der ihm wöchentlich einen Bericht aufstelle.

Er habe nicht davon geträumt, Papst zu werden, so Franziskus in dem Gespräch. Im Konklave 2005 sei er kein wirklicher Gegenkandidat zu Kardinal Joseph Ratzinger gewesen. Es sei klar gewesen, dass dieser der nächste Papst sein sollte. Seine eigene Popularität als Papst könne er sich nicht genau erklären. "Es ist, als ob die Leute verstünden, was ich sagen möchte. Ich versuche, konkret zu sein."

Menschen geben ihm positive Energie

Er selbst brauche psychologisch die Nähe von Menschen. "Sie geben mir positive Energie", so Franziskus, der sich selbst als Stadtmensch bezeichnet und in Buenos Aires aufwuchs. "Auf dem Land könnte ich nicht leben." Umso mehr fehle ihm als Papst die Möglichkeit, durch die Straßen zu wandern und etwa eine Pizza essen zu gehen. Als Kardinal in der argentinischen Hauptstadt sei er immer gerne zu Fuß, im Bus oder in der Metro unterwegs gewesen.

In dem Interview erzählt Franziskus auch über seine persönlichen Lebensgewohnheiten. Er schlafe abends sofort ein und danach auch tief. "Ich schlafe sechs Stunden. Normalerweise bin ich um neun im Bett und lese bis zehn. Wenn mir ein Auge anfängt zu tränen, mache ich das Licht aus, schlafe bis vier und wache dann von selbst auf.

Das ist meine biologische Uhr." Allerdings brauche er seine Mittagspause, mit 40 Minuten bis einer Stunde Schlaf. "Wenn ich keine Siesta mache, dann spüre ich das."

 


Quelle:
dpa , KNA