Papst Franziskus beklagt Verunsicherung von Familien

"Gesellschaft darf Eltern nicht bevormunden"

Papst Franziskus beklagt eine zunehmende Verunsicherung von Familien durch die Erziehungsvorgaben der Gesellschaft. Sogenannte Experten versuchten die Rolle der Eltern einzunehmen und mischten sich auch in die intimsten Bereiche der Erziehung.

Papst Franziskus grüßt vor seiner Generalaudienz / © Claudio Peri
Papst Franziskus grüßt vor seiner Generalaudienz / © Claudio Peri

Das sagte der Papst am Mittwoch bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz. Intellektuelle Kritiker hätten Eltern auf vielfache Weise gescholten. "Über das Gefühlsleben, über die Persönlichkeit und die Entwicklung, über die Rechte und Pflichten: Die "Experten" wissen alles", so Franziskus. Eltern würden zu Zuhörern degradiert, die zu lernen hätten, und verließen sich oft auf solche Ratgeber. Dadurch entfernten sie sich letztlich vom Leben ihrer Kinder, so der Papst.

"Riss zwischen Familien und Gesellschaft"

Die traditionelle Familie stehe heute vielfach unter dem Verdacht, autoritär und konformistisch zu sein. "Zwischen Familien und der Gesellschaft besteht in der Tat ein Riss, der das gegenseitige Vertrauen aushöhlt, und deshalb steckt das Bündnis der Gesellschaft mit der Familie im Bereich der Erziehung in einer Krise", betonte Franziskus.

"Eltern haben das Recht, sich zu irren"

Auch die Erziehungsmodelle der Vergangenheit hätten Mängel gehabt. Eltern hätten aber auch das Recht, gewisse Irrtümer zu begehen. Viele von ihnen seien heute aus Angst, Fehler zu machen, wie paralysiert. Demgegenüber gäben viele christliche Eltern ein Beispiel für menschliche Weisheit. "Sie zeigen, dass gute Erziehung in der Familie das Rückgrat der Menschlichkeit ist."

Franziskus rief die Eltern auf, ihre Kinder nicht zu überfordern. Insbesondere getrennte Paare dürften sie nicht als Werkzeug gegeneinander einsetzen. Auch wenn Vater und Mutter nicht mehr zusammenlebten, dürften sie vor den Kindern nicht schlecht über den anderen reden.

Appell an die Katholiken Chinas

Ferner hat der Papst an die Katholiken in China appelliert, treu zur Kirche zu stehen. Sie sollten glaubwürdige Zeugen der christlichen Botschaft sein, "spirituell vereint mit dem Fels Petri, auf den die Kirche gegründet ist".

Anlass des Appells war das Fest "Maria, Hilfe der Christen" am kommenden Sonntag. An diesem Tag pilgern jährlich Tausende chinesische Katholiken zum Marienheiligtum Sheshan in der Nähe von Shanghai. Auf Initiative von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) wird der Festtag seit 2007 als katholischer Gebetstag für die Kirche in China begangen. Romtreue Christen sind dort häufig den Anfeindungen und Repressionen des autoritären Regimes ausgesetzt.

 

                                                                                    


Quelle:
KNA