Kubas Präsident Castro beeindruckt vom Treffen mit Franziskus

"Wenn der Papst so weitermacht, werde ich katholisch"

Kubas Präsident Raul Castro war am Sonntag nach einem Treffen im Vatikan begeistert von Franziskus. Im September besucht der Papst ihn in Kuba - viel länger, als bislang angenommen.

Castro zu Besuch beim Papst (dpa)
Castro zu Besuch beim Papst / ( dpa )

Das habe er Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi versichert, den er später auch noch traf. Und Castro fügte hinzu: Obwohl die Kommunistische Partei auf Kuba niemals Gläubige aufgenommen habe. Castros Äußerungen waren nur eine persönliche Fußnote dieser historischen ersten Begegnung zwischen Papst und Castro. Aber sie waren bezeichnend für die Atmosphäre, die das Gespräch umgab.

Versöhnung und Öffnung

Politische Versöhnung und Öffnung standen im Vordergrund. Die Vermittlung des Papstes und seiner Diplomaten hatte im Dezember maßgeblich zu einer Annäherung zwischen Kuba und den USA geführt. Und mit der im April überraschend angekündigten Kuba-Reise des Papstes verbinden sich große Hoffnungen, dass sich die weiter schwierige Lage der katholischen Kirche auf Kuba dadurch bessern könnte.

Langes und intensives Gespräch

Franziskus hatte sich außergewöhnlich viel Zeit für seinen Gast aus Kuba genommen. 55 Minuten sprach er nach Angaben von Beobachtern mit Castro unter vier Augen; laut Vatikan waren es "mehr als 50". So viel Zeit hat er sich selbst für die Mächtigen dieser Welt nicht genommen. US-Präsident Barack Obama kam im Mai 2014 auf 50 Minuten, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel im Februar zuletzt auf 40 Minuten. Oberhäupter anderer Staaten in der Größenordnung Kubas sitzen oft nach einer halben Stunde schon wieder in ihrer schwarzen Limousine.

Worüber Castro und der Papst solange konkret gesprochen haben, deuteten beide Seiten allerdings nur an. Castro sagte, er habe Franziskus für seinen Beitrag zur Annäherung zwischen Kuba und den USA gedankt. Der Vatikan teilte später mit, "wie Castro selbst bereits vor Journalisten erklärt hat", und wiederholte dessen Aussage. Zur Kuba-Reise des Papstes im September heißt es nur, Castro habe dem Papst die "Gefühle des kubanischen Volks" vorgestellt. Vier Zeilen genügen dem Vatikan für die Wiedergabe des Gesprächsinhalts.

Geschenk mit tieferem Sinn

Immerhin zehn Zeilen nimmt die Beschreibung der Geschenke und ihrer Übergabe ein. Castro hatte sich offenbar mehr Gedanken über das Geschenk für den Papst gemacht als mancher katholische Gast vor ihm: Er übergab Franziskus unter anderem ein großflächiges Gemälde des zeitgenössischen kubanischen Künstlers Kcho (Alexis Leyva Machado). Es zeigt ein Kreuz, das aus Überresten gekenterter Boote zusammengesetzt ist; davor betet ein Migrant. Italiens Ministerpräsident Renzi etwa, ein praktizierender Katholik, hatte dem Papst vor einiger Zeit teuren Toskana-Wein geschenkt.

Lage der katholischen Kirche in Kuba

Ob auch über die schwierige Lage der katholischen Kirche auf Kuba gesprochen wurde, blieb offen. Es spricht jedoch vieles dafür. Bereits Kurienkardinal Beniamino Stella, den Franziskus Ende April zur Vorbereitung seiner Reise nach Kuba entsandt hatte, sprach dieses heikle Thema gegenüber Castro nach eigener Aussage an. Er setzte sich demnach insbesondere für einen besseren Zugang der katholischen Kirche zu digitalen Medien ein sowie für Erleichterungen bei Restaurierungen und Neubauten von Kirchen.

Einen wenn auch versteckten Fingerzeig auf die schwierige Lage der Menschenrechte auf Kuba gab es in der Mitteilung des Vatikan dann doch: Die "Information des Direktors des Presseamtes" endet mit dem Wort "Würde" - und das vermutlich kaum zufällig. Der Papst schenkte Castro wie anderen Staatsoberhäuptern auch Medaillen, auf denen Sankt Martin abgebildet ist, der seinen Mantel mit dem Schwert teilt. Dazu heißt es, Franziskus habe ausdrücklich darauf hingewiesen, dass er diese Medaillen gern verschenke, weil sie nicht nur zum Eintreten für die Armen, sondern auch zur "aktiven Förderung ihrer Würde" aufrufe. Bei anderen Gästen beschränkt sich der Papst zumeist auf das Eintreten für die Armen.

Papst im Herbst in Kuba

Der Kuba-Besuch von Papst Franziskus im September soll länger dauern als bislang angenommen. Papst Franziskus wird vom 19. bis 22. September in den Karibik-Staat reisen. Dieses Datum teilte die Kubanische Bischofskonferenz am Montag in der Hauptstadt Havanna der Presse mit. Auf dem Besuchsprogramm stehen neben der Hauptstadt Havanna auch die Städte Holguin und Santiago de Cuba. Der vatikanische Innenminister Erzbischof Angelo Becciu hatte der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" (Montagsausgabe) zuvor noch in einem Interview gesagt, der Papst werde sich zwei Tage Zeit für Kuba nehmen. Der Besuch werde zudem wie alle Reisen des Papstes einen starken seelsorgerischen Akzent haben, so Becciu. Benedikt XVI. hatte sich 2012 zuletzt zwei Tage auf Kuba aufgehalten.

 


Quelle:
KNA