Volker Resing zum Papst-Besuch der Kanzlerin

Persönliches und Politisches

Angela Merkel war zur Privataudienz beim Papst und hat Franziskus offenbar zum Gegenbesuch nach Deutschland eingeladen. Das berichtet Volker Resing, Chefredakteur der Herder Korrespondenz, im Interview mit domradio.de. Er hat die Kanzlerin nach Rom begleitet.

Volker Resing / © privat
Volker Resing / © privat

domradio.de: Rund 40 Minuten soll die Audienz beim Heiligen Vater gedauert haben. Worüber hat man gesprochen?

Volker Resing (Herder Korrespondenz): Themen waren die G7-Präsidentschaft Deutschlands, Armutsbekämpfung und Gesundheitshilfe für die Entwicklungsländer. Es war ein besonderes Anliegen der Kanzlerin, darüber mit dem Papst zu sprechen. Franziskus hat sie nach ihrer eigenen Aussage darin bestärkt, in der Frage von Armut, Gesundheit und Entwicklung weiterzukommen. Besonderes Thema dabei war auch die Förderung von Frauen. Die Kanzlerin hat danach im Pressegespräch gesagt, dass der Papst und sie sich darin einig waren, dass Frauen und damit Familie eine Schlüsselposition auch gerade in Entwicklungsländern haben und Frauenförderung ein gemeinsames Anliegen sei.

domradio.de: Angela Merkel hat ein Geldgeschenk der Bundesregierung mitgebracht nach Rom. Damit sollen Flüchtlinge unterstützt werden, nicht wahr?

Volker Resing (Herder Korrespondenz): Sie hat insgesamt drei Geschenke mitgebracht: Einen Scheck für das päpstliche Hilfswerk Cor Unum. Damit wird ein Flüchtlingsprojekt in Jordanien unterstützt, wo syrischen Flüchtlingen geholfen wird. Der Kanzlerin war es wichtig, dieses Projekt zu unterstützen. Außerdem hat sie für den Papst noch eine CD-Sammlung von Bach und ein Buch mitgebracht - also etwas Persönliches und etwas Politisches.

domradio.de: Nach der Audienz hat die Bundeskanzlerin im Rahmen einer Pressekonferenz über das Treffen mit Papst Franziskus gesprochen. Was hat sie gesagt?

Volker Resing (Herder Korrespondenz): Es war ein kurzes Pressestatement und die Kanzlerin hat gesagt, dass ihr die Begegnung mit dem Papst viel gegeben habe und sie bestärkt habe in ihrem Engagement. Außerdem hat sie später noch beim Empfang der Gemeinschaft Sant Egilio betont, dass sie das Friedensengagement der Gemeinschaft und des Papstes sehr schätzt. Und sie ging darauf ein, dass sie mit dem Papst auch über aktuelle Krisen gesprochen hat; besonders über die Ukraine.

domradio.de: Bei ihrer ersten Privataudienz bei Papst Franziskus hat Angela Merkel vorgeschlagen, man solle doch bei der nächsten Begegnung eine Pizza essen gehen. Aber ich glaube in dieser Hinsicht ist heute die Küche kalt geblieben.

Volker Resing (Herder Korrespondenz): Ja, die Pizza auf der Piazza blieb aus. Das wäre sozusagen im diplomatischen Gepfogenheiten nahezu unmöglich. Wobei bei Papst Franziskus ja so unkonventionell ist, dass auch das vielleicht nicht ausgeschlossen wäre. Aber man hört, dass Merkel den Papst in ihrem Gespräch nach Berlin eingeladen hat. Das ist nicht ganz offiziell, aber es heißt, dass es Merkel sehr freuen würde, wenn der Papst nach Deutschland käme. Vielleicht ist dann ein gemeinsames Essen drin. Sicherlich werden sich die beiden auch nochmal treffen - so gut wie sie sich offenbar verstehen. Also das gemeinsame Essen ist in Zukunft nicht ausgeschlossen.


Quelle:
DR