Papst Franziskus feiert mit Patriarchen

Gemeinsame Erklärung

Zum Abschluss der Papst-Reise in die Türkei stand am vergangenen Sonntag die Ökumene im Mittelpunkt. Einer der Höhepunkte: Eine Erklärung zur Kirchenspaltung.

Papst Franziskus beim Andreasfest (dpa)
Papst Franziskus beim Andreasfest / ( dpa )

Papst Franziskus hat zum Abschluss seiner Reise in die Türkei mit dem Patriarchen Bartholomäus das orthodoxe Andreasfest gefeiert. Papst Franziskus und der orthodoxe Patriarch Bartholomäus haben in einer gemeinsamen Erklärung ihren Willen zur Überwindung der Kirchenspaltung bekräftigt. Zudem betonten sie, gemeinsam mit anderen Religionen wie dem Islam gegen Kriege und Konflikte in der Welt vorgehen zu wollen.

"Wir sind vereint in dem Wunsch nach Frieden und Stabilität", heißt es in dem Text, den die beiden Männer nach der Feier des orthodoxen Andreasfests am Sonntag unterzeichneten. Gerade wegen der schlimmen Situation in der Welt sei es wichtig, einen konstruktiven Dialog mit dem Islam zu fördern, der auf gegenseitiger Achtung und Freundschaft gründe.Damit endet für den Papst seine sechste Auslandsreise, bei der am Samstag in Istanbul eine katholische Messe gefeiert und erstmals seit Beginn seines Pontifikats eine Moschee besucht hatte. Als letzter Programmpunkt steht für den 77-Jährigen am frühen Nachmittag ein Treffen mit jungen Leuten an, die aus Flüchtlingsfamilien stammen.

Treffen mit syrischen Flüchtlingen

Ein eigenes Treffen dieser Art war vom Vatikan vorab nicht geplant worden, auch sollte Franziskus nicht an die syrisch-türkische Grenze fahren, um dort Flüchtlinge zu besuchen, die dem Pontifex besonders am Herzen liegen. Der Kirchenstaat ließ jedoch von Anfang an die Möglichkeit offen, dass bei einem der Treffen Flüchtlinge dabei sein könnten. "Die junge Menschen kommen aus Flüchtlingsfamilien, sie kommen aus Syrien oder anderen Ländern in der Nähe wie dem Irak", sagte Papst-Sprecher Federico Lombardi nun.

Im Zeichen der Ökumene

Zuvor steht der letzte Tag der Türkei-Reise des Oberhaupts der katholischen Kirche aber ganz im Zeichen der Ökumene. Die Annäherung zwischen den beiden Kirchen steht ganz oben auf Franziskus' Prioritätenliste, mit Bartholomäus hat er sich seit seinem Amtsantritt im März vergangenen Jahres mehrmals getroffen, zuletzt im Mai in Jerusalem.

Nachdem der Patriarch den Gast aus Rom bereits am Samstag auf dem Flughafen in Istanbul in Empfang genommen hatte, trafen sich die beiden am Abend zu einem ökumenischen Gebet und einer anschließenden privaten Begegnung. Der Ehrenvorsitzende von weltweit 300 Millionen Orthodoxen bezeichnete den Besuch des Papstes als "historisches und für die Zukunft vielversprechendes Ereignis".

Gemeinsame Wurzeln

Papst Franziskus betonte am Abend die gemeinsamen Wurzeln von Katholiken und Orthodoxen. Die Apostel Petrus und Andreas seien nicht nur als Brüder Blutsverwandte, sondern auch als Gläubige "Brüder in der Hoffnung", sagte der Papst. Die in ihnen begründete Hoffnung auf Einheit der Christen könne nicht enttäuscht werden, da sie nicht auf menschlichen Kräften sondern auf Gott selbst basiere. "Und ich bitte Sie um einen Gefallen", sagte der Papst abweichend von seinem Redetext: "Segnen Sie mich und die Kirche von Rom!"

Bartholomäus, das Ehrenoberhaupt der Orthodoxen, bekräftigte bei der Begegnung den Wunsch nach Ökumene. Er würdigte den Papstbesuch an seinem Amtssitz als Zeichen des Bestrebens, den Weg zur "vollen Gemeinschaft zwischen unseren Kirchen" fortzusetzen. Als einen wichtigen Schritt in diese Richtung bezeichnete er die Rückgabe der Reliquien zweier Kirchenlehrer aus dem 4. Jahrhundert durch Papst Johannes Paul II. an die Orthodoxen vor zehn Jahren. Beide Kirchenführer beteten anschließend gemeinsam auf Latein das Vaterunser.

Gemeinsames Gebet mit Iman

Am Samstag hatte der Papst zum ersten Mal in seinem Pontifikat ein islamisches Gotteshaus besucht und in der blauen Moschee gemeinsam mit dem Imam einen Moment im Gebet verharrt. Auch die Hagia Sophia, die heute ein Museum ist und zuvor lange eine Kirche und später eine Moschee war, besuchte der Papst.

 

Quelle:
dpa , KNA