Papst trifft Großmutter der Plaza de Mayo

"Erinnerung Teil des Amtes"

Unzählige Kinder verschwanden während der Militärdiktatur in Argentinien: Papst Franziskus trifft nun die Vorsitzende der argentinischen Organisation "Großmütter der Plaza de Mayo", Estela de Carlotto. Für Pater Bernd Hagenkord von Radio Vatikan ist das Treffen ein wichtiges Zeichen. Ein domradio.de-Interview.

Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )

domradio.de: Das Treffen soll familiären Charakter haben. Kennen sich die Beiden gut?

Pater Hagenkord: Die kennen sich natürlich. Beide verbindet eine lange Geschichte. An dem „Plaza del Mayo“ liegen sowohl die Kathedrale von Buenos Aires als auch Regierungsgebäude. Das heißt, die Proteste haben immer unter dem Fenster des ehemaligen Erzbischofs von  Buenos Aires stattgefunden. Er hat sich auch immer wieder dafür eingesetzt für die Opfer- daher kennen sich die beiden schon länger.

domradio.de: Der Papst hat in einem Jahr unzählige Termine, dazu viele Gottesdienste und Audienzen. Ist da so ein Termin wie heute auch eine willkommene Abwechslung? Oder versteckt sich dahinter auch ein politisches Zeichen?  

Hagenkord: Das ist beim Papst nicht trennbar - bei keinem der Päpste. Auch Papst Benedikt XVI. hat immer seine eigene Geschichte mitgebracht in das Amt. Das macht dieser Papst auch. Seine Geschichte ist die argentinische und die hat mit Diktatur und unglaublicher Brutalität zu tun. Es ist gut, dass der Papst dies mit nach Rom gebracht hat und wir uns daran erinnern, dass das das eben auch Teil unserer Welt und unserer Kirche ist.

domradio.de: Das heißt, Buenos Aires liegt ihm weiter am Herzen?

Hagenkord: Auf jeden Fall, das merkt man immer wieder. Nicht dass es ihm wichtiger wäre, aber es ist eben Teil seiner Geschichte und daran zu erinnern ist eben auch Teil seines Amtes.

domradio.de: Worum wird es dann bei dem Treffen zwischen Papst und de Carlotto gehen. Werden auch mögliche Hilfen des Vatikans besprochen?

Hagenkord: Ich glaube, das ist sehr symbolisch. Die Vorsitzende bringt ihren 36-jährigen Enkel mit, der erst vor kurzem gefunden worden ist. Es gibt die Geschichte, dass die Töchter entführt wurden als sie schwanger waren und nach der Geburt getötet wurden und das Kind zur Zwangsadoption freigegeben wurde. Und jetzt geht es darum die Familienverhältnisse wieder herzustellen. Es ist ein Zeichen, dass es auch funktioniert - dass die Wunden ein bisschen verheilen können.

Das Gespräch führte Matthias Friebe.

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Weder domradio.de noch das Erzbistum Köln machen sich Äußerungen der Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen zu eigen.


Quelle:
DR