EU-Politiker Schulz beim Papst

"Nicht in dem Zynismus weiterleben"

Papst Franziskus hat den EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz (SPD) in Audienz empfangen. Bei dem vierzigminütigen Gespräch ging es um die Vorbereitungen des für den 25. November geplanten Papstbesuchs beim EU-Parlament.

Schulz beim Papst  (dpa)
Schulz beim Papst / ( dpa )

Schulz äußerte sich in Rom überzeugt, dass die Visite des Kirchenoberhaupts ein "sehr bedeutender Moment sein wird". Er nannte Franziskus einen "Referenzpunkt in einer Zeit, in der viele Menschen desorientiert sind". Der Papst mache "Mut mit seiner optimistischen Geradlinigkeit".

Ursachen der Massenflucht bekämpfen

Mit Blick auf das bevorstehende Ende der Operation "Mare Nostrum" der italienischen Marine zur Rettung von Flüchtlingen im südlichen Mittelmeer sagte Schulz nach einem Bericht des Senders Radio Vatikan: "Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich so viel humane Zuwendung von Soldaten erlebe." Zugleich forderte er verstärkte Anstrengungen zur Bekämpfung der Ursachen der Massenflucht über das Mittelmeer. Europa brauche einen effizienten Schutz für politisch Verfolgte, einen verbesserten Schutz für Menschen, die nur zeitlich begrenzt Schutz in Europa suchten, sowie eine Einwanderungsgesetzgebung, die legalen Zugang ermögliche.

Kein Zynismus

Die Europäer, nicht nur die Institutionen, auch die Mitgliedsstaaten, müssten sich darüber im Klaren sein, dass die Auflösung ganzer Staaten in unserer unmittelbaren Nachbarschaft dazu führt, dass diese Problemen aufträten, sagte Schulz im Interview mit Radio Vatikan."Wir können nicht in dem Zynismus weiterleben, dass die Menschen auf hoher See sterben, wir betrauern das und gehen dann zur Tagesordnung über?"

Papst will vor Europarat

Mit dem Besuch im EU-Parlament folgt der Papst einer Einladung von Schulz. Geplant ist eine Rede des Papstes beim Europarat in einer feierlichen Sitzung anlässlich des 65. Jahrestages der Gründung der Staatenorganisation. Dem Europarat gehören 47 Staaten an, darunter die 28 EU-Mitglieder. Der Heilige Stuhl ist seit 1970 Beobachterstaat. Zuletzt hatte am 11. Oktober 1988 Papst Johannes Paul II. (1978-2005) vor den Europaabgeordneten in Straßburg gesprochen.


Quelle:
epd , rv