Papst fordert Hilfe für bedrängte Christen in Nahost

"Damit können wir uns nicht abfinden"

Eigentlich wollten die Kardinäle im Konsistorium zwei Heiligsprechungsverfahren abschließen. Doch kurzfristig ergänzte Papst Franziskus die Tagesordnung um einen eindringlichen Appell, die bedrängten Christen im Nahen Osten zu unterstützen.

Verfolgte im syrisch-türkischen Grenzgebiet (dpa)
Verfolgte im syrisch-türkischen Grenzgebiet / ( dpa )

Papst Franziskus hat sich am Montag vor dem Konsistorium der Kardinäle im Vatikan äußerst besorgt über die Lage der Christen im Nahen Osten, vor allem im Irak und Syrien geäußert. Das dürfe niemanden gleichgültig lassen. Die internationale Gemeinschaft müsse auf diese Herausforderung eine "angemessene Antwort" geben.

Mit eindringlichen Worten gab der Papst seiner Sorge Ausdruck:

"Wir können uns einfach nicht mit dem Gedanken abfinden, dass es einen Nahen Osten ohne Christen geben könnte! Seit zweitausend Jahren bekennen sie dort den Namen Jesu! Die letzten Entwicklungen, vor allem im Irak und in Syrien, sind sehr besorgniserregend. Wir erleben ein Terrorismus-Phänomen von einem Ausmaß, das vorher schlechthin nicht vorstellbar war. So viele unserer Brüder werden verfolgt und haben ihre Häuser verlassen müssen, oft wurden sie brutal hinausgeworfen.

Konfliktlösung durch Dialog

"Mir scheint, dass das Bewusstsein um den Wert des menschlichen Lebens verloren gegangen ist", so Franziskus weiter. "Es scheint, dass die Person nichts zählt und dass man sie anderen Interessen opfern darf." Der Papst stellte erneut klar, dass die Kirche mit allem Nachdruck für Frieden und Stabilität im Nahen Osten eintrete. Sie befürworte eine Konfliktlösung durch Dialog, Versöhnung und politisches Engagement.

86 Personen nahmen am Konsistorium teil: Kardinäle, Patriarchen, Mitarbeiter des Staatssekretariats und der Papst. Teilnehmer betonten nach Vatikan-Angaben, dass "der Nahe Osten sich dringend darüber klarwerden muss, wie er sich seine Zukunft vorstellt". Auch über die entscheidende Rolle von Schul- und Universitätsbildung wurde gesprochen; in vielen Ländern des Orients schilderten die Schulbücher "nicht auf positive Weise die Rolle der Religionen". Christen aus dem Ausland sollten häufig zu Pilgerreisen und auch als Touristen in den Nahen Osten kommen, und die internationale Gemeinschaft müsse "Sicherheitszonen" einrichten, um eine Rückkehr von vertriebenen Christen etwa in die nordirakische Ninive-Ebene zu ermöglichen.

Ein Thema für die gesamte Weltkirche

Unmittelbarer Anlass für das Konsistorium war der offizielle Abschluss von zwei Heiligsprechungsverfahren: Für den indischen Oratorianer-Missionar Joseph Vaz (1651-1711), der auf Sri Lanka in einer für die Kirche schwierigen Zeit lebte. Er könnte möglicherweise vom Papst bei dessen nächster Asienreise im Januar heiliggesprochen werden. Ebenso ging es um den Prozess für die aus Neapel stammende italienische Ordensgründerin Maria Cristina Brando (1856-1906).

Franziskus hatte dieses Konsistorium um eine Aussprache über die Lage der Christen in Nahost erweitert. Er wollte die Kardinäle als seine engsten Mitarbeiter über ein jüngstes Krisentreffen der Vatikanbotschafter aus den betroffenen Ländern informieren. Damit wollte er die Dringlichkeit des Anliegens unterstreichen und es zu einem wichtigen Thema für die gesamte Weltkirche machen.


Quelle:
KNA , rv , DR