Österreichische Kirchenkritiker exkommuniziert

Strengste Kirchenstrafe

Die Vorsitzende der österreichischen Reformbewegung "Wir sind Kirche", Martha Heizer, und ihr Ehemann Gert sind exkommuniziert. Grund sind simulierte Eucharistiefeiern, die das Paar mit anderen Katholiken ohne Priester gefeiert hat.

Martha Heizer / © facebook
Martha Heizer / © facebook

Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer stellte als Ergebnis eines kirchenrechtlichen Verfahrens fest, dass sich die pensionierte Religionspädagogin und ihr Mann aufgrund eines "schweren Vergehens" gegen die katholische Lehre selbst die Tatstrafe der Exkommunikation zugezogen hätten. Papst Franziskus war dem Vernehmen nach nicht persönlich in das Verfahren involviert.

Grund für die Beugestrafe sind simulierte Eucharistiefeiern, die die beiden mit anderen Katholiken ohne Priester in ihrem Haus in Absam in Tirol feierten. Das Ehepaar Heizer lehnte es ab, das Dekret anzunehmen. Man akzeptiere das ganze Verfahren und also auch das Dekret nicht.

In einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme erklärte Bischof Scheuer sein Bedauern, dass es bei den Betroffenen zu keinem Umdenken gekommen sei; dies sei "auch eine Niederlage für die Kirche". Gleichzeitig wird darauf verwiesen, dass binnen zehn Tagen beim Bischof eine Rücknahme oder inhaltliche Abänderung der Straffeststellung beantragt werden könne. Mit der Bekanntgabe der Praxis von "privaten Eucharistiefeiern ohne Priester" sei eine Situation geschaffen worden, in der er als Bischof von Innsbruck rechtliche Schritte habe einleiten müssen. Das Ehepaar habe gewusst, "welche Situation sie herbeiführen und was ihr Handeln kirchlich bedeutet".

Heizer, 1995 Mitinitiatorin des sogenannten Kirchenvolksbegehrens in Österreich, hatte 2011 in Interviews mitgeteilt, sie und Gleichgesinnte würden im kleinen Kreis eucharistieähnliche Riten ohne Anwesenheit eines Priesters vollziehen.

Die Heizers erklärten am Donnerstag über ihre Organisation, die hätten "die Strafe erwartet". Allerdings seien sie "entsetzt", sich mit ihrem Versuch unerlaubter Eucharistiefeiern "in der gleichen Kategorie wie priesterliche Missbrauchstäter" wiederzufinden. Es werde "mit unterschiedlichem Maß" gemessen.

Die in den 90er Jahren entstandene Reformbewegung "Wir sind Kirche" setzt sich nach eigenen Angaben für eine "Erneuerung der katholischen Kirche" ein. Mittlerweile ist die Initiative in mehr als 20 Ländern organisiert. Heizer, langjährige Vize-Vorsitzende von "Wir sind Kirche" Österreich, war erst im April zur neuen Vorsitzenden gewählt worden. Sie leitet seit 2012 auch das "International Movement We are Church".

Bischof Scheuer erklärte, es liege nun allein beim Ehepaar Heizer, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Tatstrafe der Exkommunikation unverzüglich nachgelassen werden könne. Da Eucharistie von ihrem Wesen her eine Feier der ganzen Kirche ist, könne es eine "private Eucharistiefeier" gar nicht geben. Kriterium für eine Eucharistiefeier könne "nicht nur der subjektive Wille der Betroffenen und deren Befindlichkeit sein".

Die Feststellung der Exkommunikation falle in die Zuständigkeit des Diözesanbischofs, hieß es im Vatikan. Da es sich um ein Delikt gegen die Eucharistie handele, habe der Bischof gemäß dem Kirchenrecht im Anschluss an eine interne Voruntersuchung die Römische Glaubenskongregation informiert. Diese habe dann festgestellt, dass es sich um einen Fall handele, der die Tatstrafe der Exkommunikation mit sich bringe. Die Exkommunikation wiederum habe der Bischof dann in der Diözese verkündet.

Der Vorsitzende von "Wir sind Kirche" in Deutschland, Christian Weisner, kritisiert die Exkommunikation. "Das vermeintliche schwere Vergehen, das Martha Heizer vorgeworfen wird, begehen täglich auf der Welt Hunderte von katholischen Gruppen", sagte Weisner der Zeitung "Die Welt" (Freitag). Es sei Folge des Priestermangels, dass Gläubige auch ohne geweihten Priester Gottesdienste feierten. "Statt das zu bestrafen, sollte man diese Form des Laienengagements begrüßen und sich darüber freuen."


Martha Heizer (2. von links) (dpa)
Martha Heizer (2. von links) / ( dpa )
Quelle:
KNA , DR