"Jahr des Glaubens" beendet

Bischöfe fordern Gerechtigkeit

Mit feierlichen Gottesdiensten ist am Sonntag das "Jahr des Glaubens" in der katholischen Kirche zu Ende gegangen. Mehrere Bischöfe riefen aus diesem Anlass zu Gerechtigkeit und dem Einsatz für Schwache auf.

Papst Franziskus verabschiedet sich vom "Jahr des Glaubens" (dpa)
Papst Franziskus verabschiedet sich vom "Jahr des Glaubens" / ( dpa )

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sagte im Freiburger Münster, die Kirche brauche finanzielle Mittel: "Aber eine Kirche, der es vor allem darauf ankäme, wäre selbst sehr arm."

Zollitsch hob hervor, der Reichtum der Kirche zeige sich in der lebendigen Beziehung zu Jesus Christus, der Nächstenliebe und der Hinwendung zu den Menschen: "Davon lebt die Kirche, dafür ist sie da. Sie ist der Ort, an dem der Glaube von Generation zu Generation weitergegeben wird." Der Freiburger Erzbischof räumte ein: "Wir sind in der Kirche nicht die Perfekten, die wir manchmal vielleicht sein wollen und die manchmal auch in uns projiziert werden." Das Licht der Botschaft habe "durch eigene Schwächen" nicht immer durchscheinen können.

Zugleich wandte sich Zollitsch gegen eine verzerrende Darstellung der Kirche in der Öffentlichkeit: "Immer wieder war dann zu hören, dass der Glaube an Jesus Christus zwar wertvoll und wichtig sei, dass es dafür aber nicht die Kirche brauche, der es vor allem um die Selbsterhaltung und ihre eigenen Finanzen gehe. Ich gebe zu, dass mich dieser Vorwurf gerade in dieser Pauschalisierung und Verallgemeinerung sehr trifft und gewaltig schmerzt." Denn das Anliegen der Kirche sei genau das Gegenteil. Es komme darauf an, Raum zu schaffen für das Handeln Gottes.

Der Erzbischof rief die Christen zu einem mutigen Bekenntnis in der Öffentlichkeit auf: "Werte wie Solidarität und Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Einsatz für Schwächere erwachsen dem christlichen Glauben und sind das Fundament unserer freiheitlichen Gesellschaft." Das Jahr des Glaubens werde "länger wirken als es dauert", so Zollitsch. Papst Benedikt XVI. hatte das "Jahr des Glaubens" am 11. Oktober 2012 eröffnet, um dem christlichen Glauben neuen Schwung zu geben. Sein Nachfolger Franziskus griff die Initiative auf und führte sie weiter.

Glauben ist nach den Worten des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick "etwas sehr Schlichtes und Einfaches und zugleich Anspruchsvolles".
Im Bamberger Dom rief er dazu auf, mit Jesus "ohnmächtig" zu werden und nicht mit Hilfe von Macht, Härte und Durchsetzungsvermögen zu meinen, die Welt erlösen zu können. Gläubige müssten andere begeistern können, so Schick. Glauben heiße aber auch, sich nicht bedienen zu lassen, gerecht sein und keine Ungerechtigkeiten zuzulassen.

Papst: Jesus steht im Zentrum der Geschichte

Im Zentrum des christlichen Glaubens steht nach den Worten von Papst Franziskus nicht eine abstrakte Lehre, sondern die Person Jesus Christus. Dieser sei Zentrum der Schöpfung sowie der "Geschichte der Menschheit und jedes Menschen", sagte der Papst am Sonntag während der Messe auf dem Petersplatz zum Abschluss des "Jahres des Glaubens". Wenn Jesus im Mittelpunkt stehe, "erhellen sich auch die dunkelsten Augenblicke unserer Existenz." Sobald Jesus jedoch an den Rand gedrängt und durch "etwas Anderes" ersetzt werde, schade dies den Menschen und ihrer Umwelt, warnte er vor 60.000 Menschen auf dem Petersplatz.

Zugleich hob Franziskus hervor, dass Jesus niemand verurteile. "Jesus verkündet nur das Wort von der Vergebung, nicht das von der Verurteilung". Wenn der Mensch den Mut aufbringe, diese Vergebung anzunehmen, lasse ihn Gott nie mehr fallen. Anlass des Gottesdienstes war der Abschluss des "Jahrs des Glaubens" in der katholischen Kirche, das am 11. Oktoeber 2012 von Benedikt XVI. eröffnet worden war. Die katholische Kirche beging am Sonntag das Christkönigsfest.

Vor der Messe waren erstmals die im Vatikan aufbewahrten Reliquien des Apostels Petrus öffentlich gezeigt worden. Nach der Predigt nahm Franziskus die bronzefarbene Kassette mit den mutmaßlichen Knochenresten des Apostels für einige Momente in den Arm. Zudem wurde auf dem Petersplatz vor dem Gottesdienst mit einer Kollekte Geld für die Taifun-Opfer auf den Philippinen gesammelt.

Dank an Benedikt XVI.

Der Papst dankte in seiner Predigt seinem Vorgänger Benedikt XVI., der das "Jahr des Glaubens" ausgerufen hatte. Mit dieser "weitsichtigen Initiative" habe Benedikt XVI. die Möglichkeit geschaffen, die "Schönheit des Glaubenswegs" wiederzuentdecken. Das am 11. Oktober 2012 eröffnete "Jahr des Glaubens" sollte die Wiederbelebung des christlichen Glaubens fördern und einer fortschreitenden Entkirchlichung entgegenwirken. Zugleich wollte Benedikt XVI. mit dieser Initiative an das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) erinnern, das am 11. Oktober 1962 eröffnet wurde. Die Bischofsversammlung gilt als eines der wichtigsten Ereignisse in der Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts.

Am Ende des Gottesdienstes überreichte Franziskus 36 Repräsentanten aus 18 Ländern sowie anderen ausgewählten Personen, die jeweils stellvertretend für eine Gruppe oder einen Teil der Kirche stehen, jeweils ein Exemplar seines päpstlichen Schreibens zum "Jahr des Glaubens". Der Inhalt des Dokuments mit dem Titel "Evangelii gaudium" (Die Freude des Evangeliums) ist bislang nicht veröffentlicht worden. Das Schreiben, offiziell "Apostolische Exhortation" genannt, soll am Dienstag im Vatikan vorgestellt werden.

Mehr als sieben Millionen Pilger im "Jahr des Glaubens"

Mehr als sieben Millionen Pilger sind nach vatikanischen Angaben im "Jahr des Glaubens" in Rom registriert worden. Diese Zahl berücksichtige jedoch nur die organisierten Wallfahrten und jene Pilger, die ihre Anreise mitgeteilt hätten, sagte der Präsident des Päpstlichen Neuevangelisierungsrates, Erzbischof Rino Fisichella, in einem am Sonntag von der vatikanischen Tageszeitung "Osservatore Romano" veröffentlichten Interview. Vor allem Pfarreien seien unter den Pilgergruppen stark vertreten gewesen, so Fisichella, der für die Organisation des Themenjahres verantwortlich war.

Die eindrücklichste Veranstaltung im "Jahr des Glaubens" war nach Einschätzung Fisichellas die Eucharistische Anbetung im Petersdom Anfang Juni mit Papst Franziskus. Sie werde in Erinnerung bleiben als der "Augenblick, in dem Jesus wahrhaft das Herz der Welt" gewesen sei, so der italienische Erzbischof in dem Interview. Zugleich hob er hervor, dass die "geistlichen Früchte" und der Enthusiasmus, den diese Initiative hervorgebracht hätten, nun in den einzelnen Ortskirchen und Gemeinschaften weiter gepflegt werden müssten.


Quelle:
KNA