Papst trifft Gustavo Gutierrez

Befreiungstheologe zu Gast in Rom

Papst Franziskus ist mit dem prominenten peruanischen Befreiungstheologen Gustavo Gutierrez zusammengetroffen. Die Befreiungstheologie stand lange im Visier der Glaubenskongregation.

Gustavo Gutiérrez (dpa)
Gustavo Gutiérrez / ( dpa )

Wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Samstag mitteilte, begrüßte der Papst den 85-jährigen Dominikaner bereits am Mittwoch nach der Frühmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Der Präfekt der Römischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, hatte vor einer Woche eine Zusammenkunft seines Freundes Gutierrez mit dem Papst angekündigt.

Die Befreiungstheologie stand lange im Visier der Glaubenskongregation, vor allem unter ihrem damaligen Präfekten Kardinal Joseph Ratzinger. Rom warf Teilen der Bewegung eine Übernahme marxistischer Überzeugungen vor. Zahlreiche Theologen und Priester wurden deswegen vom Vatikan gemaßregelt. Mit seinem 1971 erstmals veröffentlichten Buch "Theologie der Befreiung" hatte Gutierrez der Bewegung ihren Namen gegeben. Er selbst geriet nie ernsthaft in Konflikt mir Rom, obwohl auch sein Werk eingehend geprüft wurde. Vor einer Woche hatten Müller und Gutierrez im norditalienischen Mantua die italienische Fassung eines gemeinsamen Buchs über die Befreiungstheologie vorgestellt.

Unterdessen lobte der einst von Ratzinger gemaßregelte brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff (74) den emeritierten Papst Benedikt XVI. Dieser verdiene Anerkennung dafür, dass er mit seinem Rücktritt das Wohl der Kirche über seine eigene Person gestellt habe, sagte Boff in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Stampa" (Sonntag).

Zu seiner Maßregelung durch Ratzinger im Jahr 1984 sagte Boff. "Wir waren Freude". Ratzinger sei eine äußert feinsinnige Person und sei ihm stets mit Respekt begegnet. Nach seiner Ernennung zum Präfekten der Glaubenskongregation sei er jedoch "zu deutsch" geworden. Das sei das "Problem" gewesen, so Boff. Er, Boff, habe eine Kirche gepredigt, welche die Freiheit in der Gesellschaft fördere. Ratzinger habe dies jedoch als Protestantismus aufgefasst und ihm gesagt, so habe Luther gesprochen. Er habe Ratzinger erwidert: "Gut zugehört". 500 Jahre lang habe die Kirche dies im Fall Luthers nicht ausreichend getan.


Quelle:
KNA