Vor dem G8-Gipfel in Großbritannien, der heute beginnt, hat Papst Franziskus die Teilnehmer zu entscheidenden Schritten gegen Armut und Gewalt aufgerufen. Sie sollten ihren gemeinsamen Kampf gegen die Geißel des Hungers verstärken, schrieb der Papst an den britischen Premierminister David Cameron in einem Brief, den der Vatikan am Sonntag veröffentlichte.
Auch der Weltfrieden sollte nach Ansicht des Papstes eine Rolle bei dem Gipfel spielen. Er hoffe, dass das Treffen zu einem schnellen Waffenstillstand im syrischen Bürgerkrieg und zum Beginn von Verhandlungen zwischen den Kriegsparteien beitragen werde, schrieb er. Zudem regte der Papst an, den Schutz von Frauen und Kindern vor sexueller Gewalt in Konfliktgebieten in den Blick zu nehmen. Frieden sei hier ebenso wie beim Kampf gegen Hunger die Grundvoraussetzung für eine Lösung.
Ethische Werte müssten auch in der Wirtschaft gelten
Weiter hob der Papst hervor, die derzeitigen ökonomischen Krisen seien der Beweis dafür, dass ethische Werte auch für die Wirtschaft zu gelten hätten. Der Mensch sei "nicht einfach ein weiterer ökonomischer Faktor oder ein verfügbares Gut", sondern besitze "ein Wesen und eine Würde, die nicht auf wirtschaftliche Kalkulation reduziert werden können". Das Ziel von Wirtschaft und Politik müsse sein, dem Menschen zu dienen, nicht, ihn zu beherrschen, mahnte Franziskus. Jeder einzelne Mensch müsse im Mittelpunkt von Wirtschaft und Politik stehen, da er die "wahrhaftigste und tiefste Ressource" sei.
Franziskus antwortete mit dem Brief auf ein Schreiben Camerons vom 5. Juni, in dem dieser dem Papst die Schwerpunkte des Gipfels der acht wichtigsten Industrienationen im nordirischen Lough Erne am Montag und Dienstag erläuterte. Großbritannien hat derzeit turnusgemäß die Präsidentschaft der Ländergruppe inne.
Bischofskonferenzen der G8 bitten ebenfalls um Unterstützung der Armen
Im Angesicht der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise haben auch die katholischen Bischofskonferenzen der G8-Staaten einen Brief an die Staats- und Regierungschefs der G8 gesandt. Darin bitten sie die Politiker ebenfalls, für den Schutz der Armen und die Unterstützung der Entwicklungsländer einzutreten.