Papst ermutigt Weltreligionen zum Einsatz für Gerechtigkeit

Christen, Juden und Muslime

Papst Franziskus ermutigt die Weltreligionen zum gemeinsamen Einsatz für Gerechtigkeit. Zudem betonte er eine Woche nach seiner Wahl zudem seinen "festen Willen, auf dem Weg des ökumenischen Dialogs fortzufahren".

 (DR)

Bei einer Audienz für Vertreter anderer Kirchen und Religionen im Vatikan sprach sich das neue katholische Kirchenoberhaupt am Mittwoch auch für eine verstärkte Zusammenarbeit mit Menschen aus, die sich keiner religiösen Tradition zugehörig fühlen, aber nach Wahrheit, Güte und Schönheit strebten. Diese seien "unsere wertvollen Verbündeten beim Einsatz für die Verteidigung der Menschenwürde, für ein friedliches Zusammenleben der Völker und den Schutz der Schöpfung".

Die Anwesenheit orthodoxer Kirchenvertreter bei seiner Amtseinführung am Dienstag habe den Willen zur Einheit gezeigt, betonte Franziskus bei der Begegnung in der Sala Clementina im Apostolischen Palast. Ein freies, fröhliches und mutiges Bekenntnis des eigenen Glaubens sei der "beste Dienst an der Sache der Einheit der Christen, ein Dienst der Hoffnung für eine Welt, die noch immer von Spaltungen, Konflikten und Rivalitäten geprägt ist".

Franziskus bat die Vertreter anderer Kirchen um ein besonderes Gebet für ihn, damit er "ein Hirte nach dem Herzen Christi" sein könne.

Brüderlicher Dialog

Einen besonderen Gruß richtete der neue Papst an die anwesenden Vertreter des Judentums, "mit denen wir durch ein besonderes geistliches Band verbunden sind". Er äußerte sich zuversichtlich, dass der mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil vor 50 Jahren begonnene "brüderliche Dialog" weiterhin Früchte tragen werde.

Unter den Vertretern anderer Religionen grüßte Franziskus die Muslime, "die den einzigen, barmherzigen Gott verehren". Ihre Anwesenheit sei ein sichtbares Zeichen des Wunsches nach wachsender gegenseitiger Achtung und Zusammenarbeit für das Wohl der Menschheit.

Alle Gäste rief Franziskus auf, ihre Verantwortung für den interreligiösen Dialog zum Wohle der menschlichen Gemeinschaft wahrzunehmen. "Wir wissen, wie viel Gewalt in der jüngsten Geschichte der Versuch produziert hat, Gott und das Göttliche vom menschlichen Horizont zu eliminieren", sagte das Kirchenoberhaupt. Die Anwesenden reagierten auf seine Rede mit stehendem Applaus.

Anschließend nahm der Papst die Grüße jedes einzelnen entgegen. Den Anfang machte der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. der vor der päpstlichen Ansprache ein Grußwort an Franziskus verlesen hatte. Darin sprach er von der Pflicht der christlichen Konfessionen, besonders in Zeiten der allgemeinen Krise «gemeinsam für die Wahrheit», den Frieden und die Gerechtigkeit unter den Menschen zu arbeiten.

Danach folgten neben weiteren hohen orthodoxen und protestantischen Würdenträgern, darunter zahlreiche Frauen, die Vertreter des Judentums, des Islam und anderer Religionen. Immer wieder kam es zwischen Papst Franziskus und ihm bekannten Gästen zu herzlichen Umarmungen. Viele von ihnen brachten dem Papst Geschenke mit, darunter kunstvolle Kruzifixe, Kelche, Ikonen und Bücher.

An dem Empfang nahmen auch der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), der norwegische Lutheraner Olav Fykse Tveit, der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) und Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land, Munib Younan, sowie der LWB-Generalsekretär, der chilenische Pastor Martin Junge, teil. Der ÖRK umfasst mehr als 560 Millionen Christen in 349 Kirchen aus über 110 Ländern, der LWB vertritt weltweit 70 Millionen Gläubige in 145 Kirchen. Anwesend waren auch Repräsentanten der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, die weltweit mehr als 80 Millionen Christen zählen.

Großes Interesse am Islam

Papst Franziskus hat in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires nicht nur guten Kontakt zu den argentinischen jüdischen Gemeinde gepflegt, sondern auch zu Vertretern des Islams. Das betont der deutsche Jesuit und Islam-Experte Felix Körner, der an der Päpstlichen Universität Gregoriana lehrt. Franziskus habe ausgesprochen großes Interesse am Islam. Er habe in Vorträgen ermutigende Perspektiven für das Gespräch der Religionen aufgezeigt. Körner spricht von positiven Reaktionen aus der islamischen Welt zur Wahl von Franziskus.

An der feierlichen Antrittsmesse des neuen Papstes am Dienstag hatten das orthodoxe Ehrenoberhaupt Patriarch Bartholomaios I. und der armenische Katholikos, Karekin II., sowie Vertreter weiterer Ostkirchen teilgenommen. Das Moskauer Patriarchat etwa war durch Metropolit Hilarion vertreten. Die anglikanische Delegation leitete Erzbischof John Sentamu. Für den Lutherischen Weltbund war Bischof Munib Younan anwesend, für die Weltgemeinschaft der Reformierten Kirchen deren Präsident Jerry Pillay.

Zur Antrittsmesse des Papstes waren unter anderen Ronald S. Lauder, der Präsident des jüdischen Weltkongresses, mit seinem Generalsekretär Maram Stern angereist. Für die Muslime hatten Imam Izzeddin Elizir, der Präsident der islamischen Gemeinschaft Roms, und Abdellah Redouane vom islamischen Kulturzentrum Italiens den Papst begrüßt.

 


Quelle:
KNA , epd