Analyse der Predigt von Papst Franziskus

Globale Gedanken

Papst Franziskus hat zu mehr Mitmenschlichkeit und zur Bewahrung der Schöpfung aufgerufen - für Ulrich Nersinger ein Appell an alle Menschen "guten Willens". Im domradio.de-Interview blickt der Vatikan-Experte auch auf andere Passagen der Predigt.

 (DR)

domradio.de: Heute wurde Franziskus in sein Amt eingeführt - am Hochfest des Heiligen Josef. Was bedeutet das für den Papst?

Nersinger: Sehr viel, weil wir in der Person des Heiligen Josef haben wir ja eine Person, die uns sehr stark das Dienen in der Kirche zeigt. Genauso wie Franziskus, nur hier innerhalb einer Familie, innerhalb der Familie, der wir uns vor allen Dingen verpflichtet fühlen.

domradio.de: In seiner Predigt sprach Franziskus auch von der Macht des Amtes Petri. Und stellte selber die Frage danach, um welche Macht es sich dabei handelt. Wie versteht er die Macht des Bischofs von Rom?

Nersinger: Er führt hier einen Gedanken weiter, den auch Papst Benedikt XVI. immer wieder hervorgehoben hat: Er hat immer gesagt, das Petrus-Amt ist mehr ein Petrus-Dienst; alles in der Kirche hat einen dienenden Charakter, vor allen Dingen das höchste Amt des Papstes. Ohne dieses Dienen ist auch eine Ausübung von Macht nicht denkbar. Macht ist immer etwas, was in Liebe, Barmherzigkeit und der Verantwortung vor Gott geschehen muss.

domradio.de: In seiner Predigt hat er alle Verantwortungsträger aus Wirtschaft und Politik gebeten, "Hüter der Schöpfung" zu sein. Was meint er damit?

Nersinger: Das ist ein globaler Gedanke in einer globalen Welt. Er hat alles in den großen Zusammenhang gestellt, gesagt, dass man die ganze Schöpfung mit all ihren Aspekten und Problemen im Blick haben muss. Und dass man den Schutzgedanken gegenüber Mensch und Natur immer wieder vor Augen hat - als eigentliche Erfüllung des Auftrages Gottes.

domradio.de: Wie beurteilen Sie seinen Appell?

Nersinger: Seine Gedanken wird wohl niemand ablehnen können. Wie sie jetzt im Einzelnen realisiert werden können, das ist eine große Herausforderung an uns alle: an alle Menschen "guten Willens", nicht nur Christen.

Das Gespräch führte Monika Weiß.


Quelle:
DR