Live-Protokoll der Papst-Einführung

Franziskus: Lasst uns Hüter der Schöpfung sein

Papst Franziskus hat die Messe zu seiner feierlichen Amtsübernahme beendet. Nach knapp zwei Stunden spendete er den Anwesenden den Schlusssegen. Nach der Messe traf das neue Kirchenoberhaupt im Petersdom die angereisten Delegationen.
 

Papst Franziskus bei der Gabenbereitung (Vatikan)
Papst Franziskus bei der Gabenbereitung / ( Vatikan )

In seiner Predigt rief Papst Franziskus zu seinem Amtsantritt zu mehr Mitmenschlichkeit und zur Bewahrung der Schöpfung auf: "Lasst uns Hüter der Schöpfung, des in der Natur hingelegten Planes Gottes sein, Hüter des anderen, der Umwelt." So appellierte er  am Dienstag in einer Messe an "alle Verantwortungsträger" in Politik und Wirtschaft sowie "alle Männer und Frauen guten Willens". Sie dürften nicht zulassen, dass "Zeichen der Zerstörung und des Todes den Weg dieser unserer Welt" begleiteten. Vor allem rief Franziskus dazu auf, sich liebevoll um Kinder, alte und an den Rand der Gesellschaft gedrängte Mitmenschen zu kümmern.

Die Schöpfung zu bewahren und "jeden Mann und jede Frau zu behüten", bedeute, "den Horizont der Hoffnung zu öffnen" und "all die Wolken aufzureißen für einen Lichtstrahl", so der neue Papst. Diese Aufgabe hätten nicht nur Christen, sondern alle Menschen. Sie müssten vor jedem Geschöpf Gottes Achtung haben.

Bei seiner Antrittsmesse bekundete Franziskus auch seine Verbundenheit mit seinem Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013). Der Dienstag sei zugleich auch der Namenstag von Joseph Ratzinger, sagte Franziskus in seiner Predigt. "Wir stehen uns nahe, voller Zuneigung und Wertschätzung", sagte er unter dem Applaus der Menge. Es sei ein bedeutungsreiches Zusammentreffen, dass er seinen Dienst am Namenstag seines Vorgängers antrete. Unüblicherweise hielt Franziskus seine Predigt im Stehen.

Benedikt XVI. nimmt nicht persönlich am ersten Pontifikalamt des neuen Papstes teil. Seit seinem Amtsverzicht am 28. Februar hält er sich am päpstlichen Sommersitz Castel Gandolfo auf. Dort will Franziskus ihn am Samstag besuchen.Aus der Gruppe der Kardinalbischöfe leisteten Giovanni Battista Re (79) und Tarcisio Bertone (78) das Versprechen, für die Kardinalpriester auch des slowakische Kardinal Jozef Tomko (89). Für die Kardinaldiakone traten die beiden Italiener Renato Raffaele Martino (80) und Francesco Marchisano (83) vor den Papst hin.

Kardinal Meisner war einer der sechs Kardinäle, die vor dem neuen Papst zu Amtsbeginn ein feierliches Versprechen ablegten. Als Vertreter der Kardinalpriester gelobte der Kölner Erzbischof zu Beginn der Messe Franziskus Gehorsam. Anders als beim Amtsantritt von Benedikt XVI. leistete bei der ersten Messe nur eine Abordnung der Kardinäle dem Papst das Treueversprechen. Die übrigen kirchlichen Gruppen - Priester, Ordensleute, Laien - werden das Versprechen ablegen, wenn Franziskus demnächst seine Kirche als Bischof von Rom, die Lateran-Basilika, in Besitz nimmt. Das dürfte erst nach Ostern erfolgen.

Zuvor nahm Papst Franziskus die Insignien seines Amtes entgegen. Zu Beginn der großen Messe zu seinem Amtsbeginn auf dem Petersplatz überreichte ihm Kardinaldiakon Jean-Louis Tauran das Pallium, die weiße, mit roten Kreuzen bestickte Wollstola.

Nach einem Gebet, das der aus Belgien stammende Kardinalpriester Godfried Danneels sprach, steckte Kardinaldekan Angelo Sodano dem Papst den Fischerring an. Es handelt sich um ein Werk des italienischen Künstlers Enrico Manfrini für Pasquale Macchi (1923-2006), den früheren Privatsekretär von Papst Paul VI. (1963-1978). Franziskus hatte ihn sich unter drei Modellen ausgewählt. 

Pallium und Fischerring waren am Abend zuvor in der Palliennische am Petrusgrab deponiert worden und wurden vor Beginn der Messe in feierlicher Prozession aus dem Dom auf den Vorplatz gebracht. Dort haben sich zur Messe mehr als 100.000 Menschen versammelt.

Vor Beginn der Feier unternahm Franziskus eine halbstündige Rundfahrt im offenen Jeep über den Petersplatz. Dort haben sich bei sonnigem Wetter Zehntausende versammelt.

Einmal verließ Franziskus den von einem Dutzend Schweizergardisten und vatikanischen Gendarmen begleiteten Wagen, um einen schwerbehinderten Mann zu begrüßen. Sicherheitschef Domenico Giani (50) hob im Verlauf der Fahrt mehrfach Kleinkinder über die Absperrung, um sie vom Papst segnen zu lassen.

In der ersten Reihe der Ehrengäste nimmt Argentiniens Staatspräsidentin Cristina Kirchner an der Feier teil. Insgesamt haben sich 31 Staatsoberhäupter angekündigt. Lammert (CDU) und Bundesratspräsident Winfried Kretschmann (Grüne) vertreten.

132 Delegationen von Staaten und internationalen Organisationen haben sich angesagt; 31 Staatsoberhäupter nehmen persönlich an der Feier teil, davon 6 gekrönte Häupter. Vertreter von 33 christlichen Kirchen wollen zugegen sein, unter ihnen der Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. Es ist das erste Mal seit der Kirchenspaltung , dass das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie beim Antrittsgottesdienst eines römischen Papstes teilnimmt. Ebenfalls zugegen sind Repräsentanten des Judentums und des Islam sowie Buddhisten, Sikhs und Jainisten.

Der Bereich um den Vatikan ist weiträumig für den Verkehr gesperrt. Selbst auf dem gegenüberliegenden Ufer des Tiber dürfen seit dem Morgen nur Fahrzeuge mit Sondergenehmigung fahren. Auf dem Corso Vittorio Emanuele II, der Hauptachse zwischen Vatikan und dem römischen Zentrum, ist eine Fahrspur für die Konvois der Regierungsdelegationen reserviert.

Zahlreiche Buslinien sind umgeleitet. Andere Linien und die Metro haben die Taktfrequenz erhöht, um den Zu- und Abfluss der Besuchermassen zu gewährleisten. Die Benutzung der U-Bahn und der Busse zwischen Bahnhof Termini und Vatikan ist bis zum frühen Nachmittag gratis.

Als Ordnungs- und Sicherheitskräfte sind 850 Wachleute der städtischen Polizei im Einsatz. Dazu kommen Einsatzkräfte anderer Polizeiabteilungen. Rund 900 Freiwillige des Zivilschutzes regulieren die Pilgerströme. Rings um den Vatikan wurden Zelte und Einsatzwagen für medizinische Notfälle aufgestellt, auch zwei Anlaufstellen für psychosoziale Betreuung.

Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio (76) war am Mittwochabend von den Kardinälen der Weltkirche zum neuen Papst gewählt worden. Er ist der erste Lateinamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche mit ihren 1,2 Milliarden Mitgliedern.


Papst Franziskus betet am Petrusgrab  (Vatikan)
Papst Franziskus betet am Petrusgrab / ( Vatikan )

Zehntausende auf dem Petersplatz (Vatikan)
Zehntausende auf dem Petersplatz / ( Vatikan )

Katholiken aus der ganzen Welt in Rom (DR)
Katholiken aus der ganzen Welt in Rom / ( DR )
Quelle:
KNA , DR