Peter Seewald im domradio-Interview

"Er hat alle überrascht"

domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen im Gespräch mit dem Papstbiografen Peter Seewald nach der letzten Generalaudienz Benedikt XVI.

Peter Seewald (KNA)
Peter Seewald / ( KNA )

domradio.de: Sie waren ja ganz nah dran heute. Wie denken Sie hat der Heilige Vater diese letzte Audienz empfunden?

Seewald: Es war ein bewegtes Pontifikat und es war ein bewegender Abschied, ein großer Abgang muss man sagen und er hat alle wieder überrascht durch seine unkonventionelle Art. Eben auch, dass er heute eben keine Katechese gemacht hat, sondern sich noch mal an die Weltkirche gewandt hat mit seinem Dank für die großartige Unterstützung, die ihn getragen hat, so hat er es ausgedrückt. Es war auch schon  zu sehen, dass ihm jetzt eine große Last von den Schultern fällt. Er hat sich ja mal als Lastesel Gottes bezeichnet und er hat jetzt gewissermaßen seine Schuldigkeit getan.

domradio.de: Sie kennen Ihn sehr genau, er hat auch noch mal das Bild gebraucht vom Boot, was er jetzt ein bisschen in den anderen Funktionen steuert. Einfach nur durch Gebet und Meditation. Denken Sie, es fällt ihm auch schwer, sich zurückzuziehen?

Seewald: Also steuern wird er es nicht mehr. Er wird die Kirche begleiten durch das Gebet und wir Gläubigen wissen, dass im Gebet die größte Kraft liegt. Es ist für ihn auch ein konsequenter Weg am Ende seiner Strecke auf Erden jetzt dahinzugehen, wo eigentlich das Herz des Glaubens ist, in die Meditation, ins Gebet und ich glaube, dass er von da aus noch mal ganz laut werden kann. Nicht im Sinne, dass er Bücher veröffentlicht oder sprechen wird, sondern aus der Stille heraus wird die Kraft seiner vielen Katechesen und seiner großartigen Bücher noch mal verstärkt werden.

domradio.de: Es wurde gestern von Pressesprecher Lombardi signalisiert, dass es jetzt neue Titel gibt: emeritierter Heiliger Vater, emeritierter Papst, emeritierter Pontifex. Denken Sie, da legt Benedikt XVI. großen Wert drauf?

Seewald: Eigentlich nicht, nein. Also das überlasst er jetzt den anderen. Man hatte ja keinen Plan in der Schublade, ob es eine Bezeichnung gibt, für einen noch lebenden Papst, der nicht mehr im Amt ist. Also er ist ja für seine Freunde immer der Joseph geblieben. Das wird er auch bleiben. Wie man ihn anredet, das war ihm noch nie so wichtig.

domradio.de: Ein herzliches Dankeschön für das Gespräch.