Souvenirhändler trennen sich von Benedikt

Ein Papst wird abverkauft

Für die Souvenirhändler rund um den Vatikan endet eine Ära. Sie hoffen, dass eine bessere nachkommt. Benedikt XVI. war als Schlüsselanhänger nie ein Verkaufsschlager - verramscht wird sein Andenken, wie Zeitungen schreiben, dennoch nicht.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
 (DR)

"Blödsinn" nennt Gianni Sacchetti vom Traditionshaus Comandini die Meldungen über einen Benedikt-XVI.-Schlussverkauf und angebliche Preisnachlässe. Der Devotionalienladen im Borgo Pio ist einer der größeren Umschlagplätze für Pilgerbedarf. "Wenn Sie einen entsprechenden Posten kaufen, können wir über zehn Prozent Rabatt reden, nichts weiter."

Richtig ist: Benedikt XVI. (2005-2013) lief als Merchandising-Artikel zu keiner Zeit richtig gut. "Etwas besser als am Anfang ist es geworden", sagt Sacchetti. "Er ist zweifellos ein großer Theologe, aber einer wie Johannes Paul II., der mal Arbeiter war, der eine Freundin hatte - der hat einen anderen Draht zu den Leuten."

Mangel an Charisma: Das sagen sie überall in den Andenkenläden, im Borgo, bei Savelli am Petersplatz, auch an der Piazza Citta Leonina, wo Joseph Ratzinger früher wohnte. So groß der Respekt vor ihm als Gelehrten ist - in der Kategorie von Ziertellern und Wandkalendern blieb er bis zuletzt im Schatten seines Vorgängers.

Fabrizio Maria Meocci hat dafür eine Erklärung. "Die Kardinäle - oder wer da im Vatikan die Macht hat - sie haben ihn als Übergangspapst gewählt, für drei, vier Jahre, um Johannes Paul II. vergessen zu machen. Das haben sie nicht geschafft." Meocci ist Grossist für Andenken seit 1999; er beliefert halb Rom. Benedikt XVI., glaubt Meocci, konnte sich nie richtig durchsetzen, weder in den Herzen der Gläubigen noch gegen Missstände im Vatikan: "Der Pädophilieskandal, 'Vatileaks', die Vatikanbank", zählt er auf.

Keine Sonderschichten

So wenig wie die Händler mit einem Besucheransturm in der letzten Amtswoche des deutschen Papstes rechnen, so wenig tut es das römische Pilgerbüro. Für die Beschäftigten wird es um den Tag des Rücktritts am 28. Februar keine Sonderschichten geben. Extratouren durch die Vatikanischen Gärten? Fehlanzeige. Das Interesse derer, die aus der Ferne einen Blick auf den Alterssitz Benedikts XVI. werfen wollen, ist gering.

Zum letzten Sonntagsgebet des Papstes richtet die Stadt Rom einen Shuttle-Dienst ein. Elf zusätzliche Busse sollen die Pilger von morgens bis nachmittags im Drei-Minuten-Takt vom Bahnhof zum Petersplatz bringen. Für die Generalaudienz am Mittwoch - einen Tag vor dem Abschied Benedikts XVI. aus dem Apostolischen Palast - haben sich rund 35.000 Personen angemeldet. Beachtlich, aber kein Rekord.

Auch Roms Unterkünfte haben mit Blick auf das bevorstehende Konklave noch Kapazitäten frei. Zehn Prozent mehr Reservierungen als in einem normalen März gibt es nach Auskunft des Präsidenten des Hotelierverbandes Federalberghi, Giuseppe Roscioli. Bei 100.000 verfügbaren Gästebetten sieht er "keine Probleme mit der Aufnahme". Es sei eben nur ein "verwaltungsmäßiger Rücktritt", nicht vergleichbar mit dem Tod eines Jahrhundertpapstes.

Nachfrage zieht an

Bittere Ironie: Just mit der Ankündigung des Amtsverzichts am 11. Februar habe die Nachfrage nach Ratzinger-Memorabilia angezogen, sagt der Mitarbeiter von Comandini. Offensichtlich wollten sich in den vergangenen Wochen doch noch einige mit Erinnerungsgegenständen ausstatten. Jetzt werden die Lagerbestände abverkauft, Nachbestellungen gibt es nur noch für Briefbögen und Postkarten mit Benedikt XVI., "billige Sachen".

Die Erwartungen ruhen schon auf dem nächsten Papst. "Gerne ein Lateinamerikaner", heißt es bei Comandini und anderen Händlern. Wer als Pilger extra aus Übersee nach Rom kommt, knausert nicht bei Andenken - und Latinos wie Spanier sind treue Katholiken. "Wenn das Konklave vormittags entscheidet, kriegen wir bis nachmittags die Souvenirs mit den Bildern vom Neuen", verspricht Sacchetti. "Das geht wie ein Reifenwechsel bei der Formel 1."


Quelle:
KNA