Passions- und Fastenkrippen haben einen schweren Stand

In Vergessenheit geratene Tradition

Das Kind im Stall, daneben seine Eltern, Ochs und Esel - trotz aller Not fast schon eine Idylle; Weihnachtskrippen sind was fürs Herz. Schwerer haben es da Passionskrippen, die das Leiden Jesu veranschaulichen.

Autor/in:
Von Fabian Brand
Eine Passionskrippe im Maranatha Museum in Lutago, Italien / © pointbreak (shutterstock)
Eine Passionskrippe im Maranatha Museum in Lutago, Italien / © pointbreak ( shutterstock )

An Weihnachten gehört neben dem Christbaum auch das Aufstellen der Krippe zum familiären Brauchtum fest dazu. Immerhin gibt es die szenischen Darstellungen der Geburt Jesu mittlerweile in abertausenden Variationen, in Kirchen wie in Privathaushalten. Schließlich würde bei einem Weihnachten ohne Krippe sonst doch auch die Hauptsache irgendwie fehlen... Ganz anders liegen die Dinge bei den Passions- oder Fastenkrippen. Im Gegensatz zu ihrem weihnachtlichen Pendant sind sie weniger weit verbreitet und kaum im heimischen Wohnzimmer anzutreffen.

"Bibel zum Anschauen"

Entstanden allerdings sind sie aus demselben Grund wie auch die Weihnachtskrippen: Als viele Menschen noch nicht lesen oder schreiben konnten, wollten ihnen die Geistlichen auf diese Art und Weise die Geschichten der Bibel nahebringen. Solche Krippendarstellungen waren gewissermaßen eine "Bibel zum Anschauen". Die einzelnen Ereignisse rund um die Passion Jesu wurden nun nicht mehr nur mit Worten verkündigt, sondern mit allerlei Figuren szenisch nachgestellt. Dem Reichtum der Darstellungsformen war keine Grenze geboten: Viele der alten Krippen bestanden aus einer großen Bühne mit einem reichhaltigen Aufbau; manchmal wurden auch mehrere Szenen parallel aufgebaut, man sprach dann von sogenannten Simultankrippen.

Ganze Heilsgeschichte zeigen

Da die Menschen zumeist einen Einblick in die ganze biblische Heilsgeschichte wollten und nicht nur in das Weihnachtsgeschehen, wurde schon früh begonnen, auch andere Perikopen aus der Bibel auf diese Weise zu präsentieren. Zentral waren natürlich die Geschehnisse rund um Ostern: Als höchstes Fest im Kirchenjahr kam den Ereignissen um die Passion Jesu natürlich ein besonderes Gewicht zu. Neben den Weihnachtskrippen entstand so die Tradition der Passionskrippen.

Die Themen, die in den Passionskrippen dargestellt werden, sind vielfältig, doch stehen alle Ereignisse im Zusammenhang mit dem Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu. Klassische Szenen der Passionskrippen zeigen zum Beispiel das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern oder die Fußwaschung. Themen sind die Gefangennahme Jesu, seine Geißelung durch die römischen Soldaten und natürlich die Kreuzigung. Im Blick auf Ostern werden vor allem der Gang der Frauen zum Grab oder der Weg der beiden Jünger nach Emmaus häufig dargestellt. Aber auch andere Perikopen wie das Verhör Jesu vor dem Hohen Rat oder die Kreuztragung durch die Gassen Jerusalems werden präsentiert.

Schwindendes Bewusstsein

Während sich das Aufstellen der Weihnachtskrippen einer immer größeren Beliebtheit erfreut, verschwinden die Passionskrippen immer mehr aus dem Bewusstsein der Bevölkerung. Das mag einerseits mit der besonderen Bedeutung von althergebrachten Traditionen im Blick auf die Gestaltung des Weihnachtsfestes zu tun haben. Andererseits aber ist das Thema der Passionskrippen auch häufig nicht so zugänglich: Es geht hier eben nicht um die Geburt eines Kindes und seine möglichst romantische Darstellung.

Thema der Passionskrippen sind der Tod eines Menschen und seine grausame Hinrichtung. Daher sind sie auch mit einer gewissen Strenge behaftet, für die viele Menschen nicht sofort zugänglich sind. Es gehört schon ein bisschen Bibelfestigkeit dazu, um das Gezeigte einordnen und interpretieren zu können. Doch gerade für Menschen, die wieder einen Zugang zu den biblischen Erzählungen suchen, können die Passionskrippen hilfreich sein, sich neu mit religiösen Themen auseinanderzusetzen.

Ausstellung in Bamberg

Da Passionskrippen nur noch in wenigen Kirchen aufgestellt werden, haben es sich vor allem viele Krippenvereine zur Aufgabe gemacht, dieses Brauchtum zu bewahren und weiterzugeben. In Bamberg zum Beispiel wird Jahr für Jahr in der Maternkapelle von den Krippenfreunden eine reiche Auswahl an Passionskrippen ausgestellt.

Seit Anfang der 1990er Jahre haben es sich die Krippenfreunde sprichwörtlich auf die Fahne geschrieben, die Passionskrippen der Öffentlichkeit wieder bekannter und zugänglicher zu machen. Und vielleicht können sie auch heute wieder Hilfe sein, damit Menschen neu angeleitet werden, sich mit den biblischen Ereignissen rund um Ostern auseinanderzusetzen. 

Krippe

Krippen sind Futtertröge. In der Heiligen Schrift werden sie im Zusammenhang mit der Geburt Jesu erwähnt. Beim Evangelisten Lukas heißt es: Maria "gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war." 

Als Krippe wird auch die ganze figürliche Darstellung der Geburtsszene bezeichnet. Erstmals als Abbildung des Geburtsgeschehens Jesu sind Krippen im 16. Jahrhundert in Italien und Spanien nachweisbar, bald darauf auch in Süddeutschland. 

Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore (shutterstock)
Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore ( shutterstock )


 

Quelle:
KNA
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