Besonderer Garten zeigt Passionsgeschichte

Wo Ostern zum Erlebnis wird

Liebe, Verrat und der Tod - Der Ostergarten in Sendenhorst erzählt die Passionsgeschichte mit aktuellen Beispielen.

Im Ostergarten in Sendenhorst zwitschern sogar Vögel (KNA)
Im Ostergarten in Sendenhorst zwitschern sogar Vögel / ( KNA )

Vor dem Eingangsportal ist ein Büchertisch aufgebaut. "Meine kleine Bilderbibel" liegt neben einem Band, in dem die Maus religiöse Fragen beantwortet. Wer durch die Tür geht, den begrüßen Maria, Josef und das Jesuskind. Über der Krippenszene baumelt ein Kreuz. "Hier wollen wir zeigen, dass Krippe und Kreuz, Leben und Tod, zusammengehören", erklärt Eva-Maria Jansen. "Das sind die Aha-Erlebnisse, auf die es uns ankommt." Um solche Botschaften anschaulich zu machen, hat die Pastoralreferentin mit 350 Helfern einen Ostergarten aufgebaut: eine Art Kreuzweg aus Gemälden, Graffiti und Lichtspielen. Wo sonst Plattdeutsch-Theatergruppen auftreten, in der Aula der Realschule St. Martin im westfälischen Sendenhorst, da ertönen jetzt meditative Klänge, da steigen Menschen auf Jesu Spuren hinab in die Dunkelheit und wieder hinauf, dem Leben entgegen.

Besucher aus allen Teilen der Welt

"Was ein Ostergarten ist, das kann man nicht erklären. Das muss man erleben." Eva-Maria Jansen wiederholt diese Sätze wie ein Mantra. Mit Gläubigen aus den Gemeinden St. Martinus und St. Laurentius hat sie in diesem Jahr bereits den dritten Garten aufgebaut - nach der biblischen Vorlage des Lukas-Evangeliums. 25 Personen können an einer Führung teilnehmen, viele Termine bis zum Weißen Sonntag sind schon ausgebucht. Einige Gäste nehmen weite Anreisewege auf sich. "Einmal sind Pfadfinder aus Wiesbaden gekommen, einmal ein Ehepaar aus Schweden", erzählt die Pastoralreferentin.

Mutter Teresa, Edith Stein und Christoph Metzelder

Ob von nah oder fern angereist, ob Kirchgänger oder Sinnsucher: Die Besucher sind begeistert vom Ostergarten. Einen Grund dafür vermutet Eva-Maria Jansen darin, dass ihr Team die Passionsgeschichte nicht nur abbildet, sondern aktualisiert. In einem Raum etwa strahlen den Besucher fünf "Vor-Bilder" an: Mutter Teresa, Edith Stein, Dietrich Bonhoeffer, Ruth Pfau und - Christoph Metzelder. Der Fußballstar war früher Messdiener und engagiert sich heute mit einer eigenen Stiftung für soziale Projekte. "Jugendliche finden ihn cool", weiß Jansen. "Und wir können ihnen berichten, dass er oft betet - aber nie darum, dass seine Mannschaft gewinnt."

Die Nachfolge Christi wird im Ostergarten wörtlich genommen. Das erlebt auch jeder Besucher, wenn er an der langen Tafel im Raum des Abendmahls sitzt. Auf dem Tisch stehen Salzwasser und Bitterkräuter - symbolisch für vergossene Tränen und bittere Zeiten. Und manches entdeckt der Besucher erst auf den zweiten Blick: Nur ein Drittel der Tafel ist hell erleuchtet. "Dort stehen Brot und Wein", erklärt Jansen. "Sie erinnern daran, was wir in jeder Messe feiern."

Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn: "Begegnung mit Gott"

Wer sich auf diese besondere Form der Liturgie einlässt, braucht keinerlei Vorwissen. Das bestätigt der Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn, der den Ostergarten am vergangenen Wochenende eröffnet hat. "In den Ostergarten wird man mit hineingezogen, da gibt es eine Begegnung mit Gott", sagt er. Für manchen Besucher mag diese Begegnung ganz am Ende stehen - im eigentlichen Garten, in dem sogar Vögel zwitschern und der bereits auf Pfingsten verweist.

Lästereien und dunkle Ecken, - die düstere Seite der Ostergeschichte

Besonders viele Besucher sprechen die Begleiter aber auf den düsteren Teil an: den dunklen Gang, den jeder alleine durchschreitet. Lästereien, über Lautsprecher eingespielt, lassen den Besucher zusammenfahren; zusätzlich hängen Sprechblasen mit Mobbing-Sprüchen an der Wand, beleuchtet von Schwarzlicht. "Wie eklig", steht dort zu lesen, oder einfach: "Opfer!" Eva-Maria Jansen stellt den Bezug zur Bibel her: "Diejenigen, die Jesus verspottet haben, gehörten zur Tempelwache - also diejenigen, die eigentlich für Ordnung sorgen sollen." Solcher Machtmissbrauch komme vielen Menschen aus Mobbing-Situationen bekannt vor.

Bekanntes aufzugreifen gehört ebenso zum Erfolgsrezept wie das Erklären. "Wir wurden zum Beispiel immer wieder danach gefragt, was es bedeutet, dass beim Tod Jesu der Vorhang im Tempel zerreißt", sagt Jansen. "Das haben wir im nächsten Ostergarten aufgegriffen." Unmittelbares Erleben geht hier einher mit Impulsen, die nachdenklich machen. Die Ideensammlung für den nächsten Ostergarten läuft bereits - auch wenn er erst 2015 eröffnet wird.

Von Paula Konersmann


Quelle:
KNA