Papst spricht Familien Mut zu

Karfreitag in Rom

Papst Benedikt XVI. hat sich am Karfreitagabend beim traditionellen Kreuzweg am Kolosseum in Rom besorgt über die negativen Folgen der Wirtschaftskrise für Familien geäußert. Viele von ihnen seien durch die gegenwärtige Wirtschaftskrise zusätzlichen Belastungen ausgesetzt, sagte der Papst zum Abschluss des Kreuzwegs vor mehreren zehntausend Menschen, die vor dem antiken Amphitheater gemeinsam mit ihm gebetet hatten.

 (DR)

Besonders die schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt mache den Familien zu schaffen, so Benedikt XVI. Der familiäre Alltag sei jedoch häufig auch schon ohne diese zusätzlichen Belastungen "mühsam und beschwerlich". Es gelte, Unverständnis, Spaltungen und die Sorgen um die Zukunft der Kinder zu bewältigen. Der Kreuzweg sei eine Einladung an die Familien, "den gekreuzigten Jesus zu betrachten, um die Kraft zu schöpfen zur Überwindung der Schwierigkeiten".



Benedikt XVI. eröffnete die stimmungsvolle Feier im Schein von unzähligen Kerzen und Fackeln mit einem Gebet. Im Mittelpunkt der Meditationen für die 14 Stationen des Kreuzwegs stand das Thema Familie. Die Gebete gedachten unter anderem geschiedener Paare und Eltern, die durch Kriege oder Terroranschläge Sohn oder Tochter verloren haben. Auf für abgetriebene Kinder wurde gebetet.



Das schlichte, mannshohe schwarze Holzkreuz wurde zuerst von Kardinalvikar Agostino Vallini getragen, dem Stellvertreter des Papstes im Bistum Rom. Anschließend führten Familien aus Italien, Peru, Irland und dem westafrikanischen Burkina Faso die Prozession für jeweils eine Station an, hinzu kamen zwei Ordensmänner aus dem Heiligen Land. Zum Abschluss wurde das Kreuz Benedikt XVI.

überreicht, der es hoch erhoben der Menge zeigte. Er war der Zeremonie von einem Pavillon auf dem Palatin-Hügel aus gefolgt.



Die erste Meditation des Kreuzwegs behandelte das Thema Trennung und Scheidung. "Nicht wenige unserer Familien leiden unter der Treulosigkeit einer der Eheleute, der geliebtesten Person", sagte eine Sprecherin. "Was ist aus dem "Für immer" geworden, das man sich einst versprochen hat?"



Geschrieben hatte die Meditationen das seit 59 Jahren verheiratete italienische Ehepaar Danilo (91) und Anna Maria Zanzucchi (82).

Beide gehören der katholischen Fokolar-Bewegung an. Es war das erste Mal, dass zwei Eheleute die Texte für den Papst-Kreuzweg verfassten.



Karfreitagsliturgie

Mit einem Gottesdienst im Petersdom hatte Papst Benedikt XVI. am Karfreitagnachmittag des Leidens und Sterbens Jesu gedacht. Im Mittelpunkt des von Stille und Besinnung geprägten Gottesdienstes stand die Verehrung des Kreuzes. Zahlreiche Kardinäle und Bischöfe sowie beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomaten nahmen an der Liturgie teil. Eine Eucharistiefeier findet in der der katholischen Kirche an diesem Tag nicht statt.



Die Predigt hielt traditionsgemäß der päpstliche Hausprediger Raniero Cantalamessa. Das Gedenken an Jesu Tod sei weit mehr als nur eine Erinnerung an ein 2.000 Jahre zurückliegendes Ereignis, sagte der Kapuzinerpater. Der Mensch sei nicht nur passiver Zuschauer, sondern Akteur. Es gehe darum, den Sinn dieses Mysteriums zu begreifen und es "auf heiligende Weise zu empfangen".



Trotz seines Todes sei Christus auch am heutigen Karfreitag als Lebender gegenwärtig; dies unterscheide ihn von anderen historischen Toten wie Julius Cäsar. Darin liege keineswegs einen Widerspruch zur historischen Wahrheit, dass jedes Ereignis sich nur ein einziges Mal zutragen könne. Was in der Geschichte einmalig sei, erneuere sich durch die Feier der Sakramente in den Herzen der Gläubigen, hob Cantalamessa hervor.



Taufe im Petersdom in der Osternacht

Liturgischer Höhepunkt ist am Samstagabend die Feier der Osternacht. Zum Zeichen der Auferstehung Jesu entzündet Benedikt XVI. in der Vorhalle des Petersdoms das Osterlicht. Im Lauf des mehrstündigen Gottesdienstes will er acht Personen durch Taufe, Firmung und Erstkommunion in die Kirche aufnehmen, unter ihnen eine Deutsche. Am Sonntag zelebriert der Papst auf dem blumengeschmückten Petersplatz die Ostermesse. Anschließend verkündet der fast 85-Jährige die traditionelle Osterbotschaft und spendet den Segen "Urbi et orbi", "der Stadt Rom und dem Erdkreis".



Am Donnerstagabend hatte Benedikt XVI. die Feier der "Heiligen drei Tage" mit einer Messe im Gedenken an das Letzte Abendmahl Jesu eröffnet. Während des Gottesdienstes in der Lateranbasilika wusch er zwölf Priestern die Füße. Er erinnerte damit an die Geste Jesu, der seinen Jüngern im Abendmahlssaal die Füße gewaschen hatte.

In seiner Predigt warnte der Papst vor menschlichem Hochmut und einem falschen Verständnis von Freiheit. Wer meine, sich von Gott befreien zu müssen, entfremde sich von sich selbst. An der Feier nahmen neben zahlreichen Kardinälen und Bischöfen auch die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschafter teil. Die Kollekte des Gottesdienstes war für syrische Flüchtlinge bestimmt.